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Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse

Titel: Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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kleiner wurde, bis seine Füße den Boden berührten. Er schaute von Aillas auf Shimrod und zurück auf Aillas. »Als wir uns auf Faroli begegneten, wußte ich nicht um Euren hohen Stand.«
    »Zu jener Zeit ermangelte es mir noch an solchem Stand.«
    »Und nun streckt Ihr Eure Hand nach Süd-Ulfland aus!«
    »Das Land ist mein kraft Abstammung und nun auch kraft Unterwerfung durch Waffengewalt. Beides sind gültige Rechtstitel.«
    Tamurello machte ein Zeichen. »Im friedlichen Tale Evander führt Sir Faude Carfilhiot eine volksnahe und beliebte Herrschaft. Unternehmt Eure Eroberungsfeldzüge anderswo, aber laßt Eure Hände vom Evandertal. Carfilhiot ist mein Freund und Verbündeter. Zieht Eure Armeen ab, oder ich muß meine Magie gegen Euch gebrauchen.«
    Shimrod ergriff das Wort. »Laß ab davon, ehe du dir Schwierigkeiten bereitest. Ich bin Shimrod. Nur ein einziges Wort von mir genügt, und Murgen tritt auf den Plan. Dies zu tun, war mir verwehrt, solange du dich nicht einmischtest. Dies hast du jetzt getan, und so rufe ich denn Murgen an, einzuschreiten.«
    Ein grellblauer Blitz zuckte über dem Gipfel des Tac Tor – Murgen trat vor sie. »Tamurello, du ver
    stößt gegen mein Edikt.«
    »Ich beschütze einen, der mir teuer ist.«
    »Das ist dir in diesem Falle verwehrt. Du hast üble Ränke geschmiedet, und ich muß mich beherrschen, dich nicht auf der Stelle zu vernichten.«
    Ein schwarzes Feuer loderte in Tamurellos Augen auf. Er trat einen Schritt auf Murgen zu. »Du wagst es, mich zu bedrohen, Murgen? Du bist greis undkraftlos, du zuckst unter eingebildeten Ängsten zusammen. Ich aber nehme an Stärke stetig zu!«
    Ein Lächeln spielte um Murgens Mund. »Ich zitiere erstens die Wüsten von Falax; zweitens das Fleischkap von Miscus; drittens die Squalinge von Totness. Besinne dich, dann gehe deines Weges und sei dankbar für meine Zurückhaltung.«
    »Und was ist mit Shimrod? Er ist deine Kreatur!«
    »Nicht mehr. So oder so – du warst es, der gegen das Edikt verstieß. Es ist sein gutes Recht, das Equilibrium wiederherzustellen. Deine Taten waren nicht offen, und so erlege ich dir denn folgende Strafe auf: Kehre nach Faroli zurück. Wage dich, gleich in welcher Erscheinungsform, für die Dauer von fünf Jahren nicht aus seinen Mauern heraus, bei Strafe deiner Vernichtung!«
    Tamurello machte eine grimmige Geste und löste sich in einen Wirbel von Rauch auf, der sich zu einer dunklen Wolke zusammenballte, die rasch nach Osten trieb.
    Aillas wandte sich an Murgen. »Könnt Ihr uns weitere Hilfe erweisen? Ich möchte vermeiden, das Leben ehrlicher Männer und das meines Sohnes aufs Spiel zu setzen.«
    »Euer Wunsch ehrt Euch. Aber ich bin durch mein eigenes Edikt gebunden. Ebenso wenig wie Tamurello darf ich mich für jene, die ich liebe, ins Mittel legen. Ich wandle auf einem schmalen Grat, sorgfältig beobachtet von einem Dutzend Augen, die jeden meiner Schritte verfolgen.« Er legte die Hände auf Shimrods Kopf. »Auch du bist schon von meinen Vorstellungen abgewichen.«
    »Ich bin ebenso Dr. Fidelius, der Quacksalber, wie ich Shimrod, der Magier, bin.«
    Lächelnd trat Murgen einen Schritt zurück. Die blaue Flamme, in der er gekommen war, loderte empor und hüllte ihn ein. Fort war er. An der Stelle, wo er zuletzt gestanden hatte, lag ein kleiner Gegenstand am Boden. Shimrod hob ihn auf.
    »Was ist es?« fragte Aillas.
    »Eine Spule. Ein hauchfeiner Faden ist darauf gewickelt.«
    »Wozu mag er gut sein?«
    Shimrod prüfte die Festigkeit des Fadens. »Er ist sehr stark.«
     
    Carfilhiot stand in seinem Arbeitszimmer, dessen Wände unter der Wucht der Felsbrocken, die unablässig vom Himmel herniederprasselten, erzitterten und erdröhnten. Die Membran in dem runden Rahmen verwandelte sich in das Gesicht von Tamurello, fleckig und verzerrt vor Erregung. »Faude, mein Einschreiten ist vereitelt worden. Ich darf nicht zu deinen Gunsten eingreifen.«
    »Aber sie zerstören meine Burg! Und als nächstes werden sie mich in Stücke reißen!«
    Tamurellos Schweigen hing schwerer in der Luft, als Worte es vermocht hätten.
    Nach einer Weile sprach Carfilhiot ganz leise, mit atemloser, vor Erregung bebender Stimme: »Ein solch herber Verlust, und schließlich mein Tod – kannst du das ertragen, du, der du mir so oft deine Liebe erklärt hast? Ich kann es nicht glauben!«
    »Es ist nicht zu ertragen, aber Liebe kann keine Berge versetzen. Alles, was möglich und vernünftig ist – und mehr noch –, will ich

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