Lyras Leidenschaft
Dunkelheit schlich, eine Bedrohung für sie sein könnte.
Sein Kiefer spannte sich an, während er den Kopf hob, die Gerüche um ihn herum einsog und sofort automatisch analysierte. Irgendwas war da draußen; er wusste es, und er müsste es riechen können. Es ergab keinen Sinn, dass er die Antworten, die er suchte, nicht in der Luft um sich herum finden konnte.
Er erkannte den Geruch von Lyras Brüdern. Sie waren am Abend gekommen und hatten Brot mitgenommen. Verdammt sollten sie sein! Eine wahnsinnige Minute lang hatte er überlegt, sie zu überfallen.
Er konnte das Bauholz riechen, das sie mitgebracht hatten und das nun hinter Lyras Haus lag. Außerdem roch die Luft noch nach Kohle von den Steaks, die sie zum Abendessen gegrillt hatten. Aber da war kein Geruch eines Eindringlings.
Er atmete tief durch. Er wusste, dass der Regen den Geruch verdecken konnte, und das bedeutete, dass er hinausgehen musste. Kein besonders verlockender Gedanke.
Vorsichtig verließ er die Veranda und bemühte sich, im Schatten der kleinen Bäume zu bleiben, die er extra hatte pflanzen lassen, bevor er eingezogen war. Die meisten von ihnen waren irgendwelche immergrünen Nadelbäume, die ihr dichtes Kleid niemals abwarfen. Sie standen in genau dem richtigen Abstand zueinander, um ihm den nötigen Schutz zu bieten, während er am Rand seines Grundstücks entlangschlich.
Da.
Er blieb an der hinteren Ecke stehen und hob den Kopf, um tief einzuatmen. Er spürte den Regen auf seinem Gesicht, das Eis, das sich in den triefenden Strähnen seines Haares bildete. Aber da war auch der Geruch, nach dem er suchte, und er kam von Lyras Grundstück.
Er drehte den Kopf, und seine Augen wurden schmal, während sie nach einer Bewegung suchten. Doch da war keine, obwohl der Geruch ihn beinahe überwältigte.
»Wo bist du, du Bastard?«, knurrte er, während er zu dem Holzstapel ging, um sich dahinter zu verstecken. So konnte er von der Rückseite des Hauses aus nicht gesehen werden, bekam aber einen klaren Blick auf Lyras hintere Veranda. Er entsicherte die gefährliche Waffe, die er bei sich trug.
Eisiger Regen durchnässte sein Haar, sein Flanellhemd und seine Jeans. Er verbannte die Kälte und das Gefühl des nassen Stoffs aus seinen Gedanken. Er hatte jahrelang unter noch schlimmeren Bedingungen trainiert.
Er atmete noch einmal ein und analysierte alle Gerüche, bis er bestimmen konnte, aus welcher Richtung die Gefahr drohte. Der Wind kam von Westen, wehte über das Haus und durch das kleine Tal, in dem die Siedlung lag. Der Geruch kam definitiv von der Rückseite des Hauses. Er war zu deutlich, zu sehr mit Bedrohung aufgeladen, wurde nicht durch die Sträucher im Vorgarten abgeschwächt.
In der mondlosen Nacht war der Garten fast pechschwarz, aber die DNS , die Tarek zu einem Monster machte, ließ ihn auch viel klarer sehen als den Feind, der in seiner Nähe durch die Nacht schlich.
Das war kein Breed. Er konnte ein Breed auf eine Meile Entfernung riechen. Aber es war auch kein harmloser Störenfried. Er spürte die Bedrohung in der Luft, die mit jeder Sekunde größer wurde.
Er kam aus seinem Versteck hinter dem Holzstapel hervor und schlich sich näher ans Haus heran. Noch wichtiger, als die Bedrohung zu lokalisieren, war es, dafür zu sorgen, dass Lyra im Haus und in Sicherheit blieb. Sie war so verdammt draufgängerisch. Wenn sie auch nur die leiseste Ahnung hätte, dass jemand hinter ihrem Haus lauern könnte, würde sie auf der Stelle herauskommen, den Kerl zur Rede stellen und die Gefahr dabei komplett ignorieren.
Tarek ging um die hölzerne Hollywoodschaukel herum, umrundete vorsichtig die Anfänge eines Blumenbeets, in dem er Lyra vor ein paar Tagen hatte arbeiten sehen, und drückte sich am Zaun entlang, der ihr Grundstück von dem ihres Nachbarn auf der anderen Seite trennte.
Er konnte den Eindringling spüren. Das Prickeln in seinem Nacken wurde mit jedem Augenblick stärker. Er blieb stehen und duckte sich neben einen immergrünen Strauch, während er noch einmal die Umgebung absuchte.
Und da war er! Er kauerte neben dem Haus und arbeitete sich zur Veranda vor. Der Bastard war ganz in Schwarz gekleidet und wäre vielleicht unentdeckt geblieben, wenn Tarek nicht gesehen hätte, wie das Weiß seiner Augen sich bewegte.
Er war gut.
Tarek sah zu, wie er sich dem Sicherungskasten seitlich am Haus näherte. Er war verdammt gut. Der Eindringling verrichtete sein Werk im silbernen Strahl einer winzigen Stiftlampe.
Als er
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