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M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

Titel: M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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»Bitte? Nein, am Telefon. Die Kollegen haben bei ihr geklingelt, aber sie war nicht da. Die Kollegen haben eine Nachricht an ihre Tür geklebt mit der Bitte um Rückruf. Hat sie dann gemacht, sie war bei einem Freund. Wieso fragen Sie?«
    »Hat mich interessiert«, sagte Süden.
    »Hat Sie interessiert. Interessant. Und mich interessiert, was Sie mir verheimlichen, Sie drei. Sie sollten morgen um acht zu mir ins Büro kommen, und dann machen wir eine offizielle Vernehmung. Ich hab hier eventuell einen Fall von versuchtem Totschlag oder sogar Mord, und Sie schachern um Informationen. Das gefällt mir nicht. Ich brauch jetzt drei Stunden Schlaf, unter uns. Also, morgen um acht in der Ettstraße.«
    Noch während Edith überlegte, wie sie darauf reagieren sollte, und Patrizia am liebsten geblafft hätte, sie werde auf gar keinen Fall im Präsidium antanzen, sagte Süden: »Wir haben Hinweise, dass unsere Klientin in der rechten Szene tätig ist. Deswegen sind wir beunruhigt und ermitteln hinter ihrem Rücken. Möglicherweise gehört der verschwundene Mann ebenfalls zur Szene. Oder er ist ein verdeckter Ermittler.«
    Franck zupfte sich an der Nase und zog die Stirn in Falten. Einen ungläubigeren Gesichtsausdruck brächte kein Heide zustande. »Rechte Szene? In Neuhausen? Die Frau ist Journalistin bei einer seriösen Tageszeitung, und mir ist nicht bekannt, dass sie jemals Kontakte zum rechten Lager gehabt hätte. Was ist das jetzt wieder für eine Variante?«
    Süden sagte: »Das ist keine Variante. Ich habe heute mit Kollegen von Ihnen gesprochen, auch mit Hutter vom LKA. Sie bestätigen indirekt unsere Vermutungen.«
    »Indirekt?« Franck verkniff sich ein Lächeln. »Ob das ausreicht für einen Verdacht? Und was wollen Sie damit andeuten? Dass Ihr Kollege von den Rechten verprügelt worden ist? Wieso?«
    »Weil sie ihn für einen Schnüffler halten«, sagte Edith Liebergesell, die sich noch nicht sicher war, ob sie Südens Vorstoß taktisch klug finden sollte.
    »Und das wäre das Tatmotiv?« Franck machte eine Pause, bemühte sich offensichtlich, sachlich zu bleiben. »Ich nehme diese Information zur Kenntnis und werde morgen ein paar Telefonate führen. Ich kenne einige Kollegen beim Verfassungsschutz, das wird sich alles schnell und zuverlässig klären lassen. Bei Tageslicht sehen wir mehr.«
    »Bei der Gelegenheit sollten Sie sich auch nach einem Ermittler mit dem Namen Welthe erkundigen«, sagte Süden.
    »In welcher Abteilung soll der arbeiten?«
    »Landeskriminalamt.«
    »Dann sollten Sie dort nachfragen.«
    »Habe ich getan«, sagte Süden. »Sie leugnen, ihn zu kennen.«
    »Sie leugnen? Sie behaupten, die Kollegen vom LKA haben Sie angelogen?«
    Süden schwieg.
    Franck wandte sich zum Gehen. »Dann erwartet uns morgen ein umfangreiches Programm. Bis um acht vor meinem Schreibtisch.« Er ging kopfschüttelnd die Treppe hinunter, die Hände in den Taschen.
    Stille kehrte in den Flur zurück, scheinbar ins ganze Haus. Nach einer Weile sagte Edith Liebergesell: »Ich habe Angst um Leo.«

11
    S ie waren nur zu acht, aber das machte ihnen nichts aus. Um das Paar, das nach ihnen einen Termin im Standesamt hatte, scharten sich mindestens dreißig Freunde und Angehörige, unter ihnen drei Kinder und zwei vierzehnjährige Jungen mit langen wallenden Haaren. Auf der Straße drehte Leonhard Kreutzer sich nach ihnen um, wofür er von Inge mit einem heftigen Ruck am Arm gerügt wurde. Es war ein sonniger Montag, dieser dritte Mai 1971, vom nahen Englischen Garten drang das Bellen übermütiger Hunde herüber, und aus den Cabrios, die durch die Mandlstraße fuhren, klang laute Popmusik.
    Außer seinen und ihren Eltern nahmen nur Max, der Trauzeuge, und Barbara, die Trauzeugin, an der Hochzeit teil. Mehrere Monate hatten sie überlegt, wen sie einladen sollten, und sich dann für einen kleinen Kreis entschieden, für den kleinstmöglichen. Leonhard war noch nie ein besonders leutseliger Mann gewesen, auch Inge legte wenig Wert auf gesellschaftliches Treiben. Obwohl er sich dabei nicht ganz sicher war. Manchmal hegte er die Vermutung, sie nehme nur auf ihn Rücksicht und wäre öfter gern mal ins Kino oder in ein Lokal gegangen oder hätte sich mit Bekannten verabredet.
    Er kannte sie seit zwei Jahren. Sie lebte mit ihrer Freundin Barbara in einer Wohngemeinschaft in der Schellingstraße, mitten im Studentenviertel. Sie waren keine Studenten, sondern Verkäuferinnen in einem Kaufhaus. Im August neunundsechzig waren

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