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Macabros 001: Der Monster-Macher

Macabros 001: Der Monster-Macher

Titel: Macabros 001: Der Monster-Macher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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antwortete nicht direkt
und wich aus. Niemand war damit geholfen, der sich nur quälen
würde, wüßte er um den Augenblick seines Sterbens.
Doch nicht in allen Fällen war diese Entscheidung richtig. Es
gab manchen Klienten, der dankbar von Feraud schied, sein Leben
dementsprechend einrichtete und dafür sorgte, daß nichts
auf die lange Bank geschoben, sondern umgehend erledigt wurde, weil
die Stunde näher war, als mancher glaubte.
    Und Armand Feraud hatte sich noch nie geirrt!
    Das Geheimnis seines Wissens und seiner Anlagen war ein
Phänomen, das selbst ernsthafte Wissenschaftler nicht zu deuten
wußten.
    Die Augenlider des Hellsehers zitterten ein wenig. Schon
öffnete Feraud die schmalen, stets von einem leichten
Lächeln umspielten Lippen und wollte etwas sagen, als er
entsetzt innehielt.
    Eine grauenhafte Vision stand greifbar nahe vor seinem Auge, als
würde ein unsichtbarer Projektor die grellfarbenen, sich
bewegenden Bilder auf eine Leinwand werfen.
    Doch nur Armand Feraud sah die Zeichen.
    Es graute ihn.
    Ein Zittern lief durch seinen Körper, kalter Schweiß
brach ihm aus, und mit einem Aufschrei riß er sich los.
    »Was ist?« Wie aus weiter Ferne vernahm er die Stimme
des Japaners.
    Ferauds Glieder waren bleischwer. Er fühlte sich in den
Sessel gepreßt. Angst flackerte in den Augen des Franzosen.
    »Was ist? Was haben Sie gesehen? So reden Sie doch,
Mann!« drängte ihn die Stimme seines seltsamen
Gastgebers.
    »Ich kann nicht darüber sprechen.« Armand Ferauds
Stimme war wie ein Hauch. Der Franzose war totenbleich. Nie hatte
eine Vision ihn stärker mitgenommen.
    »Ich habe Sie bezahlt!« donnerte der Mann in der
Dunkelheit ihn an.
    »Ich werde das Geld zurückerstatten.«
    Mit erstaunlichem Tempo stand der untersetzte Mann plötzlich
vor ihm. »Was haben Sie gesehen?« Unterdrückte Furcht
klang in den Worten mit.
    »Entschuldigen Sie mich«, entgegnete Feraud
verstört. »Ich muß jetzt gehen.«
    »Nicht ohne mir Ihre Vision zu beschreiben!«
    »Es geht nicht! Ich kann nicht. Etwas stimmt nicht.
Entschuldigen Sie!« Jegliche Selbstsicherheit war von Feraud
abgefallen.
    Er wollte aufstehen, doch starke, nervige Hände drückten
ihn ins Polster zurück.
    »Sie weigern sich?« Die Stimme des Unbekannten klang
bedrohlich.
    »Ich werde später darüber sprechen. Ich muß
darüber nachdenken. Es kann ein Irrtum sein. Damit ist Ihnen
nicht gedient.«
    »Es ist kein Irrtum. Ich weiß es!«
    In Ferauds Schädel dröhnte es. Die Stimme des Japaners
mischte sich unter das Rauschen, das sein Bewußtsein
erfüllte und nur langsam abklang.
    Er stand im Bann eines Erlebnisses, über das er nicht
sprechen konnte, selbst wenn er gewollt hätte.
    »Wenn Sie jetzt nicht darüber sprechen, werde ich Ihnen
auch keine Gelegenheit geben, zu einem anderen Zeitpunkt darüber
zu reden«, vernahm er die Stimme des Fremden.
    Ehe der Franzose begriff, was das bedeutete, geschah es…
    Er riß die Augen auf, als er das lange, schmale blitzende
Etwas in der Rechten der Schattengestalt sah.
    Es zischte durch die Luft und klang wie ein Peitschenschlag.
    Ferauds Sinne erfaßten die Dinge im letzten Augenblick.
    Man hatte ihn in eine Falle gelockt! Und er war dem Ruf gefolgt!
Von Anfang an war sein Todesurteil gefällt gewesen, ob er
über seine Vision gesprochen hätte oder nicht!
    Es wurde schwarz vor seinen Augen. Mit einem einzigen Hieb trennte
die messerscharfe Schneide den Kopf von Ferauds Rumpf.
     
    *
     
    Ohne sichtliche Rührung legte der unheimliche Gastgeber den
langen, feingeschliffenen Degen auf, den kleinen flachen Tisch,
wischte sich mit einer mechanischen Bewegung das Blut vom Gesicht,
das aus dem Rumpf des Ermordeten gespritzt war, mit einer
Gleichgültigkeit, als wäre er das gewohnt.
    Er ging zum Fenster, zog die Vorhänge zurück, und
schwaches Licht drang in breiteren Bahnen in das Mordzimmer.
    Der Mann blieb eine volle Minute am Fenster stehen. In seinem
glatten, rätselhaften Gesicht regte sich kein Muskel.
    Der Japaner starrte hinunter auf die Gasse, wo sich um diese Zeit
nur noch wenige Menschen aufhielten. Ein paar
Straßenmädchen flanierten hier in der Seitenstraße
und strebten nun dem Hauptgeschäft zu. Dort lohnte sich eher der
Kundenfang.
    In dem kleinen Hotel, das Yasujiro Konaki für die Begegnung
mit dem Hellseher vorgesehen hatte, wußte niemand etwas von dem
Treffen außer ein paar Eingeweihten. Der geheime Kult, dem sie
angehörten, hatte sie zu ewiger Treue und ewigem

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