Macabros 006: Horror-Trip
gearbeitet, und
Turnborgh konnte sich keine plausible Erklärung darüber
machen, auf welche Weise der Mensch in das Innere geraten war.
Der Miniaturmensch bewegte die Lippen und gab durch Gesten zu
verstehen, daß er etwas mitzuteilen gedachte. Turnborgh
hörte die winzige, weit entfernte Stimme und legte sein Ohr an
die Glaswand.
»Was ist passiert?« vernahm er die Frage. »Warum
kommt Lekarim nicht zurück? Wissen Sie Näheres?«
Lekarim? Diesen Namen hatte Turnborgh schon mal gehört.
Raquel Beard hatte ihn erwähnt. Im Zusammenhang mit ihrem
Mann.
Der Miniaturmensch im Innern der Kugel war aufgeregt. Er schien
auf etwas zu warten, und die Tatsache, daß es nicht eintrat,
machte ihn nervös.
»Warum sind Sie da drin?« fragte Turnborgh.
Der kleine Mann wartete einen Moment ab, ehe er etwas sagte.
»Hat Lekarim Ihnen nichts erzählt? Soll mit Ihnen nicht das
gleiche gemacht werden?« Mißtrauen mischte sich in die
leise Stimme.
Was ging hier vor? Turnborgh mußte sich eingestehen,
daß er so gut wie nichts verstand.
»Gemacht werden? Was soll mit mir gemacht werden?«
murmelte Turnborgh. Plötzlich überfiel ihn schlagartig ein
furchtbarer Verdacht.
Verbotene Experimente!
Hier wurde mit Menschen experimentiert! Deshalb also war er
entführt worden! Man wollte auch ihn benutzen.
Fliehen! Nur Flucht konnte ihm weiterhelfen. Man hatte offenbar
damit gerechnet, daß er länger bewußtlos bleiben
würde, und aus diesem Grund hatten seine geheimnisvollen, bisher
unbekannten Widersacher davon abgesehen, ihm Fesseln anzulegen. Diese
Schwäche mußte er sich zunutze machen.
Er geriet plötzlich in Panik, als er daran dachte, vielleicht
ein Miniaturmensch zu werden, jeder Gefahr ausgesetzt zu sein, der er
sich normalerweise in seiner Originalgröße noch
widersetzen konnte.
Er warf sich herum und fing an zu laufen. Er verließ das
Labor und stürmte durch den runden Raum, indem er zu sich
gekommen war. Er eilte auf die dichtgeflochtene Tür zu und
riß sie auf.
Die Luft, die ihn anwehte, war scharf und ätzend wie
Säure. Dichte, dunkelgraue Nebelwolken quollen vor ihm auf, als
würde ein gigantischer Schornstein Rauch ausstoßen.
Turnborgh hustet.
Seine Augen brannten höllisch.
Der Engländer prallte zurück.
Zum Teufel, zuckte es durch sein Gehirn. Wo befand er sich? Wohin
hatte man ihn verschleppt? Er konnte die Hand nicht vor Augen
sehen.
Doch er fand keine Gelegenheit mehr, sich nähere Gedanken
darüber zu machen und erst lange Nachforschungen
anzustellen.
Aus dem dichten Nebel lösten sich drei mannshohe, breite
Gestalten und standen mit einem Mal vor ihm wie Pilze, die aus dem
Boden schossen.
Turnborgh prallte förmlich zurück.
Was sich da aus dem Nebel schälte, konnte nicht sein.
Er kam aus den Schrecken nicht mehr heraus.
Die Gestalten vor ihm schienen dem Notizbuch George Beards
entsprungen. Das waren die furchteinflößenden
Dämonen, die er gezeichnet hatte!
Der Engländer wich zurück. Sein Herz schlug wie rasend,
seine Haare sträubten sich. Nie zuvor in seinem Leben hatte er
größere Angst ausgestanden als in diesem Moment. Und er
fing an, an seinem Verstand zu zweifeln.
Die wie Echsen mit Schuppen bewachsenen Körper der
unheimlichen Gestalten schoben sich nacheinander durch die weit
aufklaffende Tür.
Aus Turnborghs Kehle kam ein gurgelnder Aufschrei. Die
Atmosphäre war erfüllt mit einer Beklemmung, die er nie
gespürt, mit einem Grauen, das ihm den Hals zudrückte.
Die drei unheimlichen, schweigsamen Eindringlinge wirkten durch
ihre Erscheinung so sehr auf ihn, daß er glaubte,
ohnmächtig zu werden.
Da trat noch jemand ein. Eintreten war wohl zuviel gesagt. Er war
gefesselt und wurde hereingestoßen. Der Mann war schmal,
groß, braunhäutig. Ein Inder mit asketischem Aussehen.
Und hinter dem Inder eine Gestalt, die diesen Mann um
Haupteslänge überragte. Der Fremde trug ein bis zu den
Knöcheln reichendes schwarzes Gewand, das um den Hals herum
weinrot eingefaßt war. Sein Gesicht war kalt und
unpersönlich, und seine ganze Erscheinung strahlte etwas
Rücksichtsloses und Bedrohliches aus.
Turnborgh erstarrte. Er wollte etwas sagen, aber kein Ton kam
über seine Lippen.
»Quappa orggh kamalllu turk!« sagte der im schwarzen
Gewand, mit einer Stimme wie klirrender Stahl.
Einer der drei Dämonen reagierte sofort. Seine schuppige
Rechte kam in die Höhe.
Turnborgh konnte nicht mal mehr ausweichen, so schnell ging alles.
Die Schuppenhand krachte wie ein Hammer gegen
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