Macabros 012: Molochs Totenkarussell
der Einholtasche. Dazu mußte sie sich
etwas bücken. Dabei rutschte die Dämonenmaske vollends aus
der Jackettasche heraus und fiel auf den Boden, wo die
Füße nachdrängender Menschen sie weiterschubsten.
Liz Hunter hatte die Dämonenmaske, die Hellmark ihr zum
Schutz überlassen hatte, verloren und wußte es nicht.
*
Nach dem Mittagessen verging der Tag wie im Flug.
Gemütlich saßen Mutter und Tochter bei einem Glas
Sherry und hatten sich viel zu erzählen.
Es kam alles zur Sprache. Jeder legte die Karten auf den Tisch.
Gemeinsam hörten sie sich auch das von Phil Hunter besprochene
Tonband an.
Die Familie machte eine Krise durch, sie glaubten beide daran,
daß finstere Mächte sie bedrohten.
Hing es mit der Absicht Phil Hunters zusammen, den Eingang zur
Hölle zu suchen und Dinge zu erforschen, die er besser links
liegen ließ?
Fast sah es so aus.
Nancy verschwieg nicht das Erlebnis, das sie gestern abend kurz
vor der Ankunft Ted Summers’ gehabt hatte. Es gab keinen
Zweifel, daß sie durch geheimnisvolle, übernatürliche
Kräfte aus dem Diesseits entführt worden war. Wie dies
jedoch zustande gekommen, darauf mußte sie die Antwort schuldig
bleiben. Sie waren beide intelligente und kluge Frauen und standen
mit beiden Beinen fest in diesem Leben. An einen Fluch konnten sie
nicht glauben. Aber beide kamen zu dem Schluß, daß ihnen
irgend jemand Schaden zufügen wollte.
»Was können wir tun?« fragte Nancy leise. Sie stand
am Fenster und starrte hinaus in den Garten. In der Siedlung
herrschte eine erholsame Ruhe.
»Wenn es so ist, wie du gesagt hast, daß du Vater da
unten begegnet bist, können wir vorerst gar nichts tun.«
Sie machte einen sehr gefaßten Eindruck. »Dann heißt
es zunächst abwarten. Wir können uns niemandem anvertrauen.
Niemand würde uns glauben. Nur einer: Mister Hellmark.«
Nancy Hunter sagte nichts. Sie kannte diesen Mann nur aus den
Worten ihrer Mutter.
»Ich habe ihn für etwas überspannt gehalten«,
fuhr Liz Hunter fort, »aber wenn ich mir jetzt so vor Augen
halte, was du gesehen und erlebt hast, dann bin ich überzeugt,
daß dieser Mister Hellmark genau der Richtige ist.«
»Aber was kann er für uns tun?«
Draußen dämmerte es.
»Im einzelnen kann ich das auch nicht sagen, Nancy. Aber er
hat mir einmal in einer merkwürdigen Situation geholfen, und er
versprach noch mehr zu tun.«
Die junge Lehrerin wandte sich vom Fenster ab. Mit der zunehmenden
Dunkelheit kam die Beklommenheit wieder.
»Schalte das Licht bitte an, Mummy.«
Die Helligkeit tat ihr wohl, aber auch sie konnte die Angst nicht
vertreiben.
»Ich habe Angst«, gestand sie ihrer Mutter. »Angst
davor, daß das gestern abend nur ein Auftakt war und sich alles
wiederholen könnte.«
Liz Hunter legte den Arm um die Schulter ihrer Tochter. »Es
wird sich nicht wiederholen. Nancy. Mister Hellmark hat mir etwas
dagelassen. Einen Talisman. Er wird uns schützen.«
»Kann ich ihn sehen?« Nancy Hunter wischte sich eine
Haarsträhne aus der Stirn. »Talisman«, murmelte sie,
während ihre Mutter in die Diele ging. »Daß ich
jemals an einen Talisman glauben würde, hätte ich mir auch
nicht träumen lassen.«
Sie fuhr zusammen. Liz Hunter hatte geschrien.
»Was ist los!« Die Lehrerin eilte nach draußen.
Sie sah ihre Mutter die Taschen ihres Jacketts nach außen
drehen.
»Weg«, murmelte Liz entsetzt. »Die
Dämonenmaske ist verschwunden.«
Ihre Hände zitterten. Sie riß Schubladen auf,
räumte unsinnigerweise Handschuhe und Strümpfe heraus, als
würde sich die unscheinbare Maske, die aussah, wie ein an einem
Ende zugebundener Damenstrumpf irgendwo hier in einer der Schubladen
versteckt haben.
»Ich hatte sie dabei. Ich weiß es ganz genau.« Sie
atmete schnell und flach. »Im Supermarkt«, fiel es ihr
siedendheiß ein. »Als ich bezahlte! Dabei muß sie
aus der Tasche gefallen sein. O, mein Gott!«
Sie wankte. Nancy mußte sie stützen. Liz Hunter war
weiß wie ein Leinentuch.
»Was wird Mister Hellmark sagen?« murmelte sie und
wischte sich mit einer fahrigen Bewegung über die Augen.
»Er hat mir ans Herz gelegt, äußerst aufmerksam zu
sein. Ich muß ihn sofort anrufen.«
Sie war davon nicht abzubringen.
Sie wählte mit zitternden Fingern die Nummer, die Macabros
ihr hiergelassen hatte. Das Hotel meldete sich. Sie bat, mit Mister
Hellmark verbunden zu werden. Aber Hellmark war nicht da. Ob es Miss
Brado sein könne?
»Ja, bitte!« Carminia Brados Name war gefallen, und
Björn
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