Macabros 012: Molochs Totenkarussell
Maschine bin ich unabhängig vom
Flugplan. Ich kann sofort starten.«
»Die Maschine ist doch sechssitzig«, spielte die
Südamerikanerin auf die zweistrahlige Düsenmaschine an, die
in einem Genfer Hangar stand. »Eigentlich ein bißchen
groß für einen Alleinreisenden, findest du nicht? Und was
die Langeweile betrifft, die könnte ich dir besser an Bord des
’Feuervogel’ vertreiben als in einem Jumbo.«
Björn Hellmark grinste. »Das heißt also, daß
du hinter mir sitzen und mir den Nacken kraulen willst.«
»Das wäre zum Beispiel eins von den Dingen, die dir
passieren könnten, Björn. Ich habe aber da noch an etwas
anderes gedacht. Auf der langen Strecke wirst du bestimmt nicht
ständig hinter dem Steuerknüppel sitzen wollen. Wenn du den
Auto-Piloten einstellst, dann hättest du die Hände für
andere Dinge frei, hmmm?«
Sie sah ihn mit einem vielsagenden Blick an.
»Gut, Schoko. Wir fliegen zusammen.«
*
Nancy Hunter war Lehrerin in der Portman’s School in
Waco.
Die Fünfundzwanzigjährige sah blendend aus. Daß
sie von Bekannten und Kollegen des öfteren eingeladen wurde,
blieb nicht aus.
Nancy nahm diese Einladung an. Der Tag war anstrengend, sie lebte
allein in einer Zweizimmerwohnung, und einen festen Freund hatte sie
nicht. Sie war jung, und das Leben war bunt.
An diesem Abend war sie von Ted eingeladen worden. Um acht Uhr
wollte er sie abholen.
Um sieben Uhr rief Nancy Hunter noch einmal ihre Eltern an, die in
Dallas wohnten.
Ihre Mutter meldete sich.
»Wie geht es Dad?« wollte Nancy wissen. Sie rief fast
jeden Tag an. Eine Reise war im Augenblick nicht möglich. Sie
mußte die nächsten Ferien abwarten. Die Schulleitung war
schon so rücksichtsvoll gewesen, ihr einen mehrtägigen
Sonderurlaub zu geben, als die Sache mit ihrem Vater akut war.
»Er ist ein unruhiger Geist, Nancy«, erfuhr sie.
»Ich habe ihn schon zwei Tage nicht mehr gesehen.«
»Das darf doch nicht wahr sein«, entfuhr es der
Lehrerin. Sie glaubte an einen Scherz. »Er wird mit seiner neuen
Herzarterie wohl noch einmal richtig jung. Paß auf ihn auf,
Mummy!«
»Das ist kein Witz, Nancy.« Die Stimme von Liz Hunter
klang bedrückt. »Ich mache mir wirklich Sorgen.«
Sie war froh, jemanden zu haben, dem sie sich anvertrauen
konnte.
Nancy bekam von der Veränderung ihres Vater zu hören.
Liz teilte ihr alles mit, was ihr Gatte ihr anvertraut hatte.
Die Lehrerin strich sich eine blonde Strähne aus der glatten
Stirn. »Das ist ja unfaßbar. Und jetzt meinst du,
daß er wirklich unterwegs ist, um…« Es war zu
ungeheuerlich, als daß sie es aussprechen wollte.
»Ja, aber sprich mit niemandem darüber. Er hat mich
gebeten, es für mich zu behalten. Er wollte sich wieder melden
sobald er Näheres weiß.«
Nancy seufzte. Unruhe bemächtigte sich ihrer. »Mummy,
meinst du nicht, daß wir etwas unternehmen sollten?«
»Nein.«
»Aber wenn Dad nicht mehr… Herr seiner Sinne ist, wenn
irgend etwas schiefgelaufen ist. Es kann ihm etwas passiert
sein.«
»Das glaube ich nicht. Er machte trotz allem einen sehr
überlegten Eindruck.«
Die Tochter erregte sich: »Aber Mummy, ein Mann, der
behauptet, ermüsse den Eingang zur Hölle suchen – ist
verrückt!«
*
Die Lehrerin war nach dem Telefongespräch sehr
aufgewühlt.
Minutenlang saß sie vor dem Spiegel und starrte mit leeren
Augen vor sich hin.
Handelte ihre Mutter richtig?
Phil Hunter war ein Mann, der seit Jahren ständig mit der
Gefahr im Rücken lebte. Als CIA-Agent hatte er schon
haarsträubende Dinge erlebt. Phil Hunter vertrug keine
Bevormundung und konnte sehr gut auf sich selbst aufpassen.
Auf der Suche nach dem Eingang zur Hölle! Sie durfte nicht
darüber nachdenken. Dachte so ein erwachsener Mensch?
Sie nahm sich vor, sich der Sache anzunehmen.
Nicht mehr heute abend. Am nächsten Wochenende. Es war sicher
gut, einen Abstecher nach Dallas zu machen und mit der Mutter unter
vier Augen zu sprechen.
Litt Dad unter Verfolgungswahn?
Die Andeutungen, die er über Schwester Janine Thompson
gemacht hatte, sprachen dafür.
Nachdenklich fing sie an, sich auszuziehen.
Nur mit einem Schlüpfer bekleidet lief sie durch die Wohnung,
machte sich im Bad frisch und begutachtete dann mehrere Kleider in
ihrem Schrank. Das Repertoire konnte sich sehen lassen. Sie liebte
schöne Kleider.
Sie legte den Kopf schief, griff nach diesem und jenem und
entschloß sich dann für ein in schillernden Farben
gehaltenes langes Partykleid.
Beiläufig warf
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