Macabros 012: Molochs Totenkarussell
Er
hatte beruflich genug damit zu tun gehabt.
Janine Thompson bemerkte nichts.
Er war besessen von dem Gedanken, daß von dieser Frau eine
unheilvolle Ausstrahlung ausging.
Ihre Nähe war ihm unangenehm. Er mußte auch immer
wieder an die Bilder denken, die er gesehen hatte, als er sich in der
Hölle befand.
Für ihn gab es da keinerlei Zweifel.
In dem Augenblick, als sein Herz während der Operation
aussetzte, war das Leben aus seinem Körper geflohen, war sein
anderes, sein geistiges Ich in eine jenseitige Welt getragen worden,
an die er nur mit Abscheu und Schrecken denken konnte.
Irgend etwas hatte Janine Thompson damit zu tun. Er kam nicht los
von diesem Gedanken und wollte sich Gewißheit verschaffen.
Er war den zweiten Tag bereits wieder in Houston. Er hatte sich
viel vorgenommen und gönnte sich kaum eine Stunde Schlaf.
Doch seine Anstrengungen schienen Früchte zu tragen.
Als Janine Thompson an diesem Abend gegen halb acht aus dem
Krankenhaus kam, stieg sie wie immer in ihren Wagen und verließ
das Krankenhausgelände.
Das war nichts Besonderes.
Aber diesmal schlug sie nicht den Weg in die Stadt ein, sondern
sie steuerte den flachen Hügel an, wo der Turm und das alte,
baufällige Gebäude standen.
In gebührendem Abstand folgte Hunter in einem kleinen dunklen
Leih-VW nach.
Es dämmerte. Er fuhr ohne Licht.
Als er erst, einmal wußte, wohin die Fahrt gehen sollte,
stellte er seinen Wagen am Wegrand und lief die letzten zweihundert
Meter auf den Hügel mit der Baumgruppe zu Fuß.
Es war eine verwilderte Umgebung. Aber die Buhe und die
Abgeschiedenheit dieses Fleckchens hatte ihn immer wieder
hierhergelockt. Es gab einen uralten Baumstumpf, und man konnte das
flache Land weit überblicken.
Was aber suchte Schwester Janine hier?
Er sah, wie sie die alte klapprige Tür an dem
einstöckigen Gebäude, das mindestens sechzig oder siebzig
Jahre alt war und aus unbekannten Gründen von seinen Besitzern
von einem bestimmten Zeitpunkt an dem Verfall preisgegeben worden
war, zur Seite drückte und durch den entstehenden Spalt nach
innen huschte.
Wie ein Schatten folgte Hunter nach. Die alte Jagdleidenschaft war
wieder in ihm erwacht. Er kam sich vor wie in seinen besten Zeiten.
Mist, daß er sich nach seiner Operation noch schonen und mit
dem trockenen Innendienst abgeben mußte.
Eine Sekunde nur hielt er sich unmittelbar hinter der Tür
auf.
Die Geräusche verrieten ihm, daß Janine Thompson in den
Keller gegangen war.
Im Staub waren deutlich Fußabdrücke erkennbar. Aber
diese Abdrücke stammten nicht allein von heute. Alle Anzeichen
sprachen dafür, daß Janine Thompson öfter
hierherkam.
Vorsichtig mußte er die Kellertür aufdrücken, um
kein Geräusch zu verursachen. Darin hatte er Erfahrung.
Er schloß sie wieder und ging im Dunkeln nach unten.
Das verlöschende Tageslicht drang kaum durch die
verschmutzten Scheiben. Hinzu kam, daß die Sträucher vor
den Kellerfenstern das Tageslicht schluckten.
Auf Zehenspitzen kam er unten an.
Zu beiden Seiten Lattenwände.
Dahinter raschelte es.
Er blieb hinter einer kantigen Säule stehen und starrte durch
die Lattenritzen wie durch einen Gitterkäfig.
Janine Thompson entkleidete sich.
Fein säuberlich legte sie ihre Kleider auf einen alten Stuhl
in der Ecke des dunklen Kellerraums.
Matt schimmerte ihre helle Haut durch das Dunkel.
Er sah sie nicht zum erstenmal nackt.
Auch in der Hölle, in der Halle der Qualen, hatte er sie
nackt gesehen.
Sie war eine Hexe.
Hexen verkehrten nur nackt mit dem Satan.
Seit seiner Entlassung aus dem Krankenhaus hatte er sich nur mit
Büchern über Hexenkult und Satansmessen abgegeben. Liz
wußte nichts davon. Er hatte sie gut versteckt, und nachts war
er oft heimlich in seinem Arbeitszimmer gewesen und hatte
studiert.
Vorsichtig beugte er sich vor, damit ihm auch nichts entging.
Janine hatte einen ausgesprochen schönen Körper. Die
Brüste waren fest, ebenso ihre langen Schenkel.
Mit vorgestreckten Armen ging sie wie eine Mondsüchtige
einmal im Kreis herum und verbeugte sind dann dreimal in
östlicher Richtung.
»Schrecklicher Molochos, Gott der Dämonen, hole mich in
dein finsteres Reich, nimm Janine, deine treue Dienerin zu dir. Ich
bin bereit den Dienst zu tun an deinen Feinden, die dir untreu
wurden. Molochos ist dein Name! Du bist mein Herr!
Molochos!«
Das letzte Mal rief sie den Namen laut, daß es durch den
Keller hallte.
Ein Windzug strich durch die Luft.
Rötlicher Nebel umhüllte den
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