Macabros 027: Totenbarke nach Xantilon
Zusammenstoß zwischen zwei rivalisierenden Gruppen
mußte genau hinter der hohen Felswand, die wie eine bizarre
Mauer quer die Steppe durchteilte, erfolgt sein.
Schwerter klirrten. Pferde schnaubten und wieherten, Menschen
schrien getroffen auf. Man hörte, wenn ein Körper zu Boden
plumpste oder ein Schwerthieb sein Ziel verfehlte und gegen den
Felsblock krachte.
Funken sprühten…
Warnak schob sich etwas vor und spähte um den vorspringenden
Felsblock.
Der Kräuterzüchter zuckte zusammen.
Totenbleich zog er seinen Kopf zurück.
»Um Himmels willen«, entrann es seinen Lippen, und er
mußte heftig schlucken. Seine Stimme klang so erschreckend,
daß Amina das Gefühl hatte, eine eiskalte Hand würde
ihren Rücken hinabgleiten. »Die…
Kugelköpfe.«
Die schöne Frau sah ihn aufgeregt an. »Die…
Kugelköpfe? Wer oder was… ist das?«
»Wilde Horden«, preßte Warnak, aufs
äußerste erregt, hervor. Seine Lippen zitterten. »Wer
sich hinter den Masken versteckt, weiß niemand. Sie tauchen
überall auf und fallen mordend, plündernd und
brandschatzend über Alleinreisende und Gruppen her.« Er
flüsterte. Seine Stimme war wie ein Hauch.
Amina preßte sich unwillkürlich enger an die Felswand.
Der schwarze Schatten hüllte sie völlig ein. Über das
Gestein rankte ein efeuähnliches Gewächs mit großen,
klebrigen Blättern. Sie berührten ihre Köpfe.
Das Schnauben der Pferde, ein kehliges, mehrstimmiges Lachen, das
Geräusch, das entstand, wenn Schwerter in die Scheiden
zurückgeschoben wurden…
Amina trat einen Schritt weiter vor. Angst und Neugierde hielten
sich die Waage. Warnak faßte die junge Frau am Oberarm.
»Vorsicht!« raunte der Alte.
Amina nickte.
Sie streckte den Kopf nur einige Millimeter vor.
Der Geruch von Blut und Tod wehte durch die Luft. Die
Atmosphäre war angefüllt mit Beklemmung und einem Grauen,
dem man sich vergeblich zu entziehen versuchte. Das Fremdartige, das
in ihrer unmittelbaren Nähe geschah, strahlte eine Unruhe und
Furcht aus, die sie körperlich spürte.
Amina sah die Unheimlichen und glaubte, im gleichen Augenblick
gewürgt zu werden.
Es waren ihrer fünf.
Sie saßen auf nachtschwarzen Pferden, die sich kaum von der
Dunkelheit rundum abhoben. Die Oberkörper der Reiter waren nackt
und glänzten ölig. Ihre Köpfe waren rund wie Kugeln
und glatt. Dunkle Löcher glosten rötlich anstelle der
Augen, darunter befand sich ein breites, zähnefletschendes Maul,
so daß es aussah, als würde dieses Gesicht, in dem es
sonst keine weiteren Sinnesorgane gab, in schauriger Weise
grinsen.
Oberhalb des glatzköpfigen Schädels lief ein starrer
Kamm wie bei einer Echse in Längsrichtung zum Nacken, bis
über den Rücken hinweg.
Die Kugelköpfigen waren mit langen, breiten Schwertern
bewaffnet und trugen nur einen dunkelbraunen Lendenschurz.
Am Boden lagen drei tödlich Verletzte die ebenfalls
bloße Oberkörper hatten und einen Lendenschurz trugen.
Deutlich war zu sehen, daß die am Boden Liegenden offenbar
dem Kugelköpfigen auflauerten und vorzeitig entdeckt wurden.
Das dichte Buschwerk war von den Pferdehufen niedergetrampelt und
von den Schwerthieben zerfetzt worden.
Die Toten lagen in ihrem Blut.
Außer einem.
Dem hatte ein Schwerthieb die Schulter aufgeschlitzt. Er war zu
Boden gestürzt und richtete sich jetzt wieder auf. Er war der
vierte der Unberittenen. Tapfer zog er noch mal sein Schwert in die
Höhe, die zitternde Hand umspannte fest den dunklen Griff.
Auf dem Gesicht dieses Mannes glänzte eine dicke
Sehweißschicht.
Am liebsten hätte Amina diesem mutigen Krieger zugerufen und
ihn davor gewarnt, sich auf diesen sinnlosen Angriff einzulassen.
Aber ihre Kehle war wie zugeschnürt, und sie wußte,
daß auch ein Warnschrei nichts an der Lage der Dinge
geändert hätte.
Nur sie selbst waren dann noch verloren, denn dann machte sie die
Kugelköpfigen mit dem starren Hornkamm nur auf Warnak und sich
aufmerksam. Sie hatten keine Chance, wie der tapfere Verletzte keine
hatte.
Er schaffte es nicht mal, das Schwert so weit in die Höhe zu
bringen, daß er dem nächsten Gegner damit gefährlich
werden konnte.
Einer der Kugelköpfe gab einen wilden Kampfschrei von sich.
Gleichzeitig riß er sein Schwert hoch und warf es von sich wie
einen Speer. Es traf sein Ziel genau, durchbohrte die Brust des
Tapferen, und der Getroffene kippte ohne einen Laut von sich zu geben
nach vorn. Damit stieß er sich die Waffe noch tiefer in den
Leib.
Amina stöhnte dumpf. Das
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