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Macabros 030: Tempel der Versteinerten

Macabros 030: Tempel der Versteinerten

Titel: Macabros 030: Tempel der Versteinerten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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an einem imaginären Punkt
hingen und er sie gar nicht richtig wahrzunehmen schien.
    Batskill erzählte viel von sich und von seinem Leben mit
seiner ersten Frau, die mit dreißig Jahren an Krebs gestorben
war. Seit zwölf Jahren lebte er allein, trieb nur seine Studien
und ging ganz in seiner künstlerischen Betätigung auf.
    Er sprach ruhig, und man hätte ihm stundenlang zuhören
können. Jane prüfte ihn schon in diesen Minuten ganz genau.
War er arrogant? Übertrieb er? Doch sie fand nichts
Gekünsteltes an ihm. Seine Natürlichkeit war entwaffnend,
seine Bildung beachtlich. Sie mußte es sich ehrlich gestehen:
In der Nähe dieses Mannes fühlte sie sich wohl.
    Bestimmte Gedanken kamen Jane, während sie ihm
selbstvergessen lauschte. Die Kolleginnen aus dem Büro! Die
würden Augen machen, wenn sie erfuhren, daß…
    Da brach sie ihre eigenen Überlegungen abrupt ab. Nur nicht
vorschnell etwas ins Kalkül ziehen, von dem sie nicht
wußte, ob mehr daraus wurde. Trotzdem kam sie von diesem
Gedanken nicht ganz los und dachte daran, ob sie am nächsten
Wochenanfang von ihrer Bekanntschaft mit Lee erzählen
sollte?
    Oder vielleicht war es besser, die Bombe zu einem späteren
Zeitpunkt platzen zu lassen.
    Ihre Mitteilung mußte aus heiterem Himmel erfolgen. Jane
wußte, was die anderen über sie dachten: die Goodwin wird
auch immer älter, und die alte Jungfer kriegt keinen Mann mehr
ab, wenn sie sich nicht anstrengt.
    Aber das war alles viel zu früh, um sich schon jetzt Gedanken
darüber zu machen. Die Zeit abwarten, die Dinge an sich
herankommen lassen…
    Der Abend verging wie im Flug. Sie tranken französischen
Rotwein, und die Stimmung lockerte sich. Jane Goodwin erzählte
von sich, und sie erzählte mehr, als sie sich eigentlich
vorgenommen hatte. Aber das lag einfach an der charmanten,
natürlichen und menschlichen Art ihres Gesprächspartners.
Sie, die eher zu einer gewissen Reserviertheit und Kühle neigte,
war wie aufgekratzt und fühlte sich einfach wohl in der
Nähe dieses Mannes.
    Er verstand es, mit Frauen umzugehen, und einmal kam ihr sogar der
Gedanke, er könne ein Heiratsschwindler sein, ein Charmeur, der
ihr schöne Augen machte und nur auf den Zeitpunkt wartete, wo er
ihr unter einem fadenscheinigen Vorwand seine Sorgen und Nöte
schilderte, um sie zu materieller Hilfe zu veranlassen. Aber es wurde
kein Wort über Geld gesprochen.
    Jane Goodwin interessierte sich nicht dafür, wie er
finanziell gestellt war, und ihm schien es gleichgültig zu sein,
ob die Frau, mit der er sich traf, reich oder arm war. Er suchte die
echte menschliche Begegnung und traf bei Jane Goodwin auf eine
Partnerin, die das zu schätzen wußte.
    Es wurde ein schöner Abend. Jane empfand Glück und
Zuneigung und hoffte, daß dies von Dauer sein würde. Man
mußte die Zeit für sich arbeiten lassen…
    Die junge Frau ließ es nicht zu, daß er die Rechnung
gemeinsam bezahlte. Sie einigten sich auf getrennte Kasse.
    Es war kurz vor Mitternacht, als sie das »Chemin«
verließen. Die Luft draußen war kühl, aber nicht
regnerisch. Sie gingen die Dean-Street entlang, bummelten noch an ein
paar Geschäften vorbei, erzählten und sprachen ab, sich am
nächsten Tag wiederzusehen.
    Das sollte schon morgen sein. Dieses Wochenende wollten sie in
gewissem Sinn nicht ›ungenutzt‹ verstreichen lassen.
    Lee Batskill lud Jane Goodwin zu sich nach Hause ein. Schon zum
Mittagessen. Ob sie damit einverstanden sei?
    Sie nickte. »Ich komme gern.«
    »Aber allein!« sagte er scherzhaft.
    »Darauf können Sie sich verlassen, Lee. Ich werde mich
auch hüten zu erzählen, daß ich mich schon wieder mit
Ihnen treffe. Was würden die Leute denken?« Sie lachten
beide, überquerten an der Straßenecke die Fahrbahn, als
die Ampel auf Grün stand und gingen zu dem hinter einer Mauer
liegenden Parkplatz, wo Jane ihren Austin abgestellt hatte.
    Auf diesem Parkplatz kam es zu einem merkwürdigen
Zwischenfall, dem weder Jane Goodwin noch Lee Batskill irgendeine
Bedeutung beimaßen.
     
    *
     
    Jane deutete gerade auf ihren Wagen und sagte: »Da steht
er«, als über den Platz eine junge Frau kam, die einen
sektfarbenen Pudel an der Leine führte.
    Die attraktive Blondine mit dem aufregenden Gang trug ein
Nerzjäckchen und darunter eine offenherzige Bluse, wie sie eine
Frau, die um diese Zeit durch Soho lief und nicht belästigt
werden wollte, bestimmt nicht getragen hätte.
    Jane und Lee beachteten die Frau im ersten Moment gar nicht. Erst
als sie neben

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