Macabros 038: Mirakel - Phantom aus dem All
Pfad der Freiheit wurde immer
enger, und nur die wenigsten bemerkten es.
Molochos hatte viele Freunde auf dieser Welt, auf der er selbst
einst vor rund vierzehntausend Jahren als Mensch existierte, der nur
von dem Gedanken besessen war, ewig zu leben. Auf Xantilon, der
legendären Insel, die wie das Drachenreich Mu und das sagenhafte
Atlantis in grauer Vorzeit unterging, hatte alles begonnen.
Molochos, noch Mensch und Schwarzer Priester, ging das
Bündnis mit den Mächten des Dämonenreiches ein. Es
gelang ihm, sich zum Fürsten über ein Heer ranghoher
Geister zu machen und Einblicke in eine Welt zu nehmen, die sich
anschickte, alle bewohnten Welten im Kosmos und den Paralleluniversen
jener Welt auszugleichen, der die Dämonen entstammten. Nur wer
die Gesetze dieser Macht kannte, konnte sie voll ausschöpfen und
zu seinen Gunsten anwenden. Molochos war den Dämonen
ähnlich geworden. Andere Menschen wurden ihnen auch
ähnlich. Aber damit gerieten sie in Verstrickungen und
Abhängigkeit, aus denen sie sich nie wieder lösen konnten.
Nicht jeder war ein Molochos…
Doch er hatte auch Gegner, die ihn im Verborgenen bekämpften,
Feinde, die sich ihm furchtlos und mutig offen
gegenüberstellten.
Seine beiden schärfsten Widersacher waren Mirakel und
Björn Hellmark.
Mirakel – das war der Dyktenmann, dessen Seele auf einer
fernen, erdähnlichen Welt geboren wurde und der seine
Reinkarnation als Mensch der Erde erlebte.
Björn Hellmark, das war ein Millionärssohn, der seine
finanzielle Unabhängigkeit nutzte, um ihm, Molochos, Scherereien
zu machen, wo er nur konnte.
Beide stellten eine permanente Gefahr dar, beide standen ihm im
Weg.
Das mußte anders werden.
Die Chancen standen günstig. »ES« war eingeschaltet
– und »ES« wußte nicht, daß es doch einen
Namen hatte.
Molochos wollte zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
Sicher würden es auch noch mehr werden.
Unschuldige würden mit hineingezogen. Das lag in der Natur
der Sache…
*
Schon von weitem sah Lucy Sherman im Licht der Scheinwerfer eine
schwere Maschine, auf der ein Mann in dunkler Lederkleidung
saß.
Der Motorradfahrer schien auch zur Wilson-Farm unterwegs zu sein,
denn hier hinter dem Hügel, wo ein zweiter, höherer lag,
hörte die Straße schließlich ganz auf…
Es ging alles blitzschnell!
Die feurige Gestalt stand plötzlich mitten auf der
Straße.
Der Motorradfahrer war nicht mehr in der Lage, seine Maschine
herumzureißen, um den Zusammenstoß zu verhindern.
Er raste in die baumhohe, menschenähnliche Erscheinung.
Lucy Shermans Nackenhaare sträubten sich.
Knisternde Flammenbündel schlugen aus der unheimlichen
Lichterscheinung und hüllten den Motorradfahrer ein.
Die vordere Maschinenhälfte kam jenseits des
Geisterkörpers hervor und war in Flammen gehüllt. Eine
ohrenbetäubende Detonation zerriß die Nacht. Der Tank
explodierte.
Wie ein Pilot von seinem Schleudersitz, so wurde der Fahrer vom
Sattel katapultiert. In hohem Bogen flog der junge Mann durch die
Luft. Seine Lederkleidung war flammenumzüngelt.
Der Fahrer landete krachend im niederen Buschwerk, während
die führerlose Maschine durch die Luft jagte und wie von einer
Bombe auseinandergerissen wurde.
Glühende Metallsplitter zischten jaulend wie
überdimensionale Glühwürmchen durch die Nacht. Die
Maschine krachte donnernd und brennend gegen einen Baum.
Lucy Sherman schrie auf. Sie wurde sich ihres eigenen Schreies
nicht bewußt und handelte instinktiv, um nicht das gleiche
Schicksal zu erleiden.
Sie trat auf die Bremse. Zu heftig.
Der Wagen wurde nach links gerissen und raste auf die
Alleebäume zu.
Lucy steuerte dagegen, den Fuß von der Bremse nehmend.
Bruchteile von Sekunden kamen ihr vor wie eine Ewigkeit, und sie nahm
in blitzschneller Folge die einzelnen Bilder wahr.
Mitten auf der Straße der baumhohe, durchsichtige
Geist… die brennende Maschine… ihr Wagen, der auf diesen
Geist zuraste. Nein, das wollte sie nicht! Sie hielt nach rechts,
abermals bremsend. Die Geschwindigkeit sank. Aber Lucy konnte nicht
verhindern, daß ihr Fahrzeug in den Graben rutschte. Ein Ruck
lief durch ihren Körper. Ihr Kopf wurde nach hinten gerissen,
und ein schmerzhaftes Stechen lief ihren Nacken herab.
Der Wagen stand.
Sekundenlang war Lucy Sherman wie benommen. Mit weit aufgerissenen
Augen starrte sie mitten auf die Straße, wo das durchsichtige
Ungeheuer stand… nein, gestanden hatte, denn jetzt war es
verschwunden, als hätte es der Erdboden
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