Macabros 038: Mirakel - Phantom aus dem All
produzierte für die Rüstung, Santer stellte
elektrische Geräte her, Santer unterhielt drei
Nahrungsmittelbetriebe für Babykost- und Vitaminpräparate,
Santer hatte seine Hände im Verlagswesen, in der
Pharma-Industrie, Santer unterhielt die große
inneramerikanischen Fluggesellschaft »Inter Airlines« und
machte außerdem seine Geschäfte mit Versicherungen und der
Produktion von Wasch- und Putzmitteln.
Ein solcher Koloß expandierte weiter.
Und seitdem Bulter an der Spitze des Konzerns stand, gab es kein
Halten mehr.
Wirtschaftliche Macht bedeutete Macht über Menschen. Auch er
war ein Mensch und hatte sich stets danach gesehnt, andere
beherrschen zu können, mehr zu verdienen als andere, mehr zu
besitzen. Andere waren für ihn Puppen oder Handwerkzeuge, die
man benutzte und wieder beiseite legte, wenn sie ihren Zweck
erfüllt hatten.
Ein überhebliches Grinsen spielte um seine Lippen. »Ihr
habt ja keine Ahnung«, murmelte er, und damit meinte er die
anonymen Wesen, die dort unten über die Straße hasteten,
die an den Ampeln geduldig und ungeduldig stehen blieben und auf das
grüne Licht warteten, wie die in den Bussen und Autos. Jeder
hatte seine eigenen Vorstellungen, seine eigenen Gedanken und
Gefühle, und jeder kam sich so ungeheuer wichtig vor. Sie
wähnten sich frei – und wurden in Wirklichkeit doch
ständig beobachtet und belauert. Manch einer ahnte etwas von den
Dingen, die sich hinter den Kulissen dieser Welt abspielten. Aber das
Wissen derer, die sich eingeweiht dünkten, war minimal im
Vergleich zu dem Wissen, das er sich angeeignet hatte. Und vor allem:
er war bereit gewesen, etwas zu riskieren. Kein Gefühl mehr
für Wünsche und Sorgen anderer aufbringen, bewußt
böse werden – das war eigentlich ein Kunststück. Die
menschliche Seele enthielt viele Schattierungen. Ihm aber war es
gelungen, alle Regungen zu unterdrücken, eiskalt nur seinen Weg
sehen und zu verfolgen und sich mit denen einzulassen, die diese Welt
seit jeher bekämpften. Er dachte wie ein Teufel, ohne von seiner
Herkunft und seinem Aussehen einer zu sein. Und das machte ihn zu
einem entscheidenden Partner für die Mächte der Finsternis,
mit denen er wie weiland der suchende Faust einen Pakt einging.
Diese Welt bot ihm alles, was sie aufbringen konnte: Reichtum,
Besitz und schöne Frauen. Er hatte eine einflußreiche
Stellung inne, die ihm so schnell niemand abspenstig machen konnte.
Er brauchte keinen Widersacher zu fürchten. Wenn ein Aufsteiger
es versuchen sollte, ihm den Platz streitig zu machen, würde ihm
das schlecht bekommen.
Dafür sorgten seine Freunde. Sie hatten auch für Brian
Glints Unfall gesorgt. Nur mit ihnen konnte man solche Abmachungen
treffen.
Bulter rauchte seine Zigarette zu Ende und dachte daran, was er in
den nächsten zwei Tagen zum Abschluß bringen mußte.
Strohmänner hatten alles so weit vorbereitet, daß die
Übernahme eines ausländischen Großunternehmens
erfolgen konnte. Er würde einen Strich unter eine Geschichte
ziehen, die sich systematisch entwickelt hatte, die mit ein paar
betrügerischen Manipulationen und wichtigen Telefonaten
begann.
Die Hellmark’schen Pharma-Werke in Deutschland waren reif.
Alfred Hellmark war pleite. Und damit würde sich auch das Leben
seines Sohnes von Grund auf ändern müssen…
*
Björn konnte nicht fassen, was sein Vater ihm mitzuteilen
hatte.
Der blonde Mann mit den breiten Schultern und den schmalen
Hüften saß ihm im Wohnraum der Hellmark-Villa in Darmstadt
gegenüber. Hier lebte Alfred Hellmark seit über vierzig
Jahren. Die alte Villa stammte noch aus der Zeit seiner Eltern.
Alfred Hellmark war gealtert. Sein Gesicht war grau, seine Augen
eingefallen. Er sah mitgenommen und übernächtigt aus.
Björn hatte seinen Vater lange nicht gesehen. Die Abenteuer, in
die Molochos ihn verwickelte, waren schuld daran, daß es lange
zu keiner Begegnung zwischen Vater und Sohn gekommen war.
»Wie konnte das geschehen?« fragte Björn leise.
»Die Werke waren finanziell gesund. Weshalb dann dieser
plötzliche Umschwung?«
»Es ist kein plötzlicher Umschwung, Björn.«
Alfred Hellmarks Stimme klang wie ein Hauch. Er griff nach dem
halbgefüllten Weinglas und nippte daran, als müsse er seine
Lippen benetzen, ehe er fortfahren konnte. »Schon vor einem Jahr
zeichneten sich erste Anhaltspunkte ab.«
»Warum habe ich nichts davon gehört, Vater?«
»Ich wollte dich nicht mit Dingen belasten, die du doch nicht
ändern konntest. Außerdem hast
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