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Macabros 039: Im Verlies der Hexendrachen

Macabros 039: Im Verlies der Hexendrachen

Titel: Macabros 039: Im Verlies der Hexendrachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Felsdünen zu einem schrillen
Crescendo wurden, erinnerten an den Klageschrei eines Titanen, der
tödlich verwundet war.
    Björn drehte sich noch mal auf der Stelle, um den Platz zu
inspizieren, an dem das Tor in diese fremde Dimension
mündete.
    Seine Fußabdrücke im Sand fingen urplötzlich an,
als wäre er bisher durch die Luft gereist und hier an dieser
Stelle zum ersten Mal mit dem Boden in Berührung gekommen.
    Dies entsprach im übertragenen Sinn auch der
Wirklichkeit.
    Er hatte Millionen von Lichtjahren zurückgelegt, ohne jemals
zu begreifen, wie es geschehen war. Er hielt sich in einer anderen
Welt – in einer anderen Zeit auf. Er griff in die Luft hinter
sich, um die Stelle zu suchen, wo sich das ›Loch‹ zwischen
den Universen befand, durch das er gerutscht war.
    Ein Schritt nach vorn, und er hätte normalerweise durch die
Rückseite des in dieser Dimension nicht sichtbaren Spiegels
wieder auf der anderen Seite auf Marlos in der Geister-Höhle
ankommen müssen.
    Er ging noch einenSchritt vor, aber nichts
ereignete sich. Das Normale war hier nicht normal.
    Björn atmete tief durch. Rundum umgab ihm eine
lebensfeindliche, graugelbe Wüste und zerklüftete,
bedrohlich und unheimlich wirkende Felsdünen.
    Al Nafuur hatte recht gehabt. Nun hatte er den Beweis. Es gab kein
Zurück. Es gab nur noch ein nach Vorn…
    Und so lief er auf die düsteren Felsendünen zu, um sich
im Windschatten erst mal eine Stelle zu suchen, wo er abwarten
konnte, bis der Sturm sich legte und sich der bewölkte Himmel
öffnete, um den Südstern zu zeigen, dem er folgen
mußte.
    Da stutzte er plötzlich.
    In das langgezogene Klagen und Heulen des Sturmes mischte sich ein
dünner, ferner Schrei.
    So schrie ein Mensch, wenn er litt, wenn er sich in höchster
Not befand.
    Der Schrei wurde vom Toben des Sturmes verweht.
    Der Schrei kam drüben aus der von Felsdünen umstandenen
Schlucht.
     
    *
     
    Kaum war Hellmarks Körper wie ein Schemen verschwunden, trat
Rani Mahay einen Schritt vor, um dem Freund zu folgen.
    Carminias zarte Hand legte sich auf die Brust des muskelbepackten
Inders.
    Die Brasilianerin schüttelte den Kopf. »Er hat
ausdrücklich darum gebeten, allein zu gehen, Rani.«
    »Genau das ist es, Carminia, was mir Sorge bereitet. Der
Gedanke daran, daß er ganz allein auf sich selbst gestellt ist,
behagt mir gar nicht.«
    »Mir auch nicht. Rani. Es wäre mir wohler, wenn du ihn
begleiten würdest, wenn auch ich dabei sein könnte. Doch
wir müssen seine Entscheidung respektieren. Ein Mann wie
Hellmark muß dem Ruf folgen, der an ihn ergangen ist. Ich habe
keine Angst um Björn. Rani. Er hat den Spiegel. Er kann
jederzeit zurückkehren.«
    Der Mann aus Bhutan atmete tief durch. Er setzte zum Sprechen an,
schwieg aber dann doch.
    Er wollte Carminia nicht zusätzlich beunruhigen, aber er
glaubte doch in gewisser Hinsicht Hellmark besser zu kennen als die
Frau.
    Er wurde das Gefühl nicht los, daß Björn ihnen
trotz aller Offenheit nicht die volle Wahrheit gesagt hatte.
    Carminia zog den schweren roten Vorhang vor den
mattglänzenden Spiegel, und sie verließen die
Geister-Höhle.
    Rani Mahay warf noch einen Blick zurück. Er hatte seine
eigenen Gedanken…
     
    *
     
    Es bereitete Harry Frandon einige Schwierigkeiten, den steilen und
steinigen Pfad zwischen Fels und Gebüsch und meterhohem Unkraut
zu finden, durch das man sich mit einem Buschmesser einen Weg
hätte bahnen müssen.
    Frandon begann aber auch so mit dem Aufstieg.
    Er mußte an den Wirt denken, der von sich behauptete hatte,
vor geraumer Zeit selbst dort oben auf dem unzugänglichen Kap
gewesen zu sein. Dann mußte doch auch er es schaffen…
    Mühsam erklomm er den Weg. Sand und lose Steine kamen unter
seinen Füßen ins Rutschen, und der Aufstieg gestaltete
sich oft so mühsam, daß er nicht mehr aufrecht gehen
konnte und nur noch auf allen vieren weiterkam.
    Meter für Meter brachte er hinter sich, und es schien ihm,
als käme er dem alten Schloß nicht näher, sondern
rücke immer weiter von ihm ab.
    Er legte oft Pausen ein, die nach und nach immer länger
wurden.
    Es kam ihm vor, als wäre seit dem Aufstieg eine Ewigkeit
vergangen, als er endlich hohe braune Gräser und
farnähnliches Unkraut beiseitedrückte und dem halb
zugemauerten Eingangstor genau gegenüberstand.
    Die schweren Eisen- oder Holztore, die den Eingang einst
versperrten, waren irgendwie abhanden gekommen und eine spätere
Generation hatte den Einlaß zugemauert. Doch Wind und

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