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Macabros 039: Im Verlies der Hexendrachen

Macabros 039: Im Verlies der Hexendrachen

Titel: Macabros 039: Im Verlies der Hexendrachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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war
hier nicht besonders beliebt. Wie einst Graf Dracula in
Transsylvanien mußten sich die de Barteaulieés einiges
haben zuschulden kommen lassen, das auch die nachfolgenden
Generationen nicht vergessen konnten oder das sie noch immer
fürchteten.
    Dann aber mußte er daran denken, daß der Wirt
behauptet hatte, hier oben gewesen zu sein und nach seinem
verschwundenen Sohn gesucht zu haben. Kein Wort von den Bewohnern des
Traktes.
    Da stimmte doch etwas nicht.
    Frandon nahm sich vor, auf der Hut zu sein, hielt aber seine
übertriebene Vorsicht und Scheu dann schon für peinlich,
als die junge Französin, die er auf höchstens zwanzig
schätzte, nach unten kam und ihm die Tür öffnete.
    »Wenn Sie schon hier oben sind, dürfen wir Sie
vielleicht einladen zu einem Drink, Monsieur? Der Aufstieg war
bestimmt nicht leicht.«
    »Nein, das kann man wohl sagen. Wie kommen Sie denn hier
herauf?« fragte er gleich darauf mißtrauisch, wenn er sich
den steinigen Pfad vorstelle, für den er mehrere Stunden
gebraucht hatte, und der nicht so aussah, als ob er ständig
benützt würde.
    »Hier von der Ostseite. Da gibt es eine Treppe im Fels, die
nach unten führt. Wir benutzen sie aber nur selten. Hier oben
wächst alles, was wir zum Leben brauchen. Wir backen unser Brot
selber, bauen Kartoffeln und Gemüse an und sind auch
unabhängig von der Getränkeindustrie«, fügte sie
mit einem spitzbübischen und charmanten Lächeln hinzu.
»In unserem Weinkeller liegen noch so viele Fässer,
daß wir mindestens für die nächsten fünfzig
Jahre gut versorgt sind.«
    Sie lachte. Und ihr Lachen steckte an.
    Frandon fühlte sich seltsam aufgekratzt und wohl in ihrer
Nähe. Sie war ein ausgesprochen sympathisches Geschöpf, das
man sofort liebhaben mußte.
    »Ich bin Harry Frandon«, sagte er, ihr die Hand
reichend. »Ich hoffe, Sie können mir noch mal verzeihen,
daß ich hier einfach eingedrungen bin. Ich… konnte
schließlich nicht wissen, daß das Schloß bewohnt
ist. Von dort unten macht es nicht den Eindruck.«
    »Das ist ganz gut so. Sonst kämen wahrscheinlich jeden
Tag unzählige Touristen herauf, und es wäre um die
herrliche Ruhe und Abgeschiedenheit geschehen.«
    »Ja, da haben Sie auch wieder recht.«
    »Übrigens, mein Name ist Danielle… Danielle de
Barteaulieé«, sagte sie unvermittelt, und Frandon
glaubte, ein Hieb würde ihn treffen.
    »Danielle de Barteaulieé?« echote er ohne
daß er es wollte. »Die Danielle de Barteaulieé, von
der man sagt…«
    »Daß sie eine Hexe sei? Nein!« Sie lachte
ausgelassen, und ihre makellos weißen Zähne blitzten.
»Ich sehe, Sie sind als Ausländer gut informiert. Demnach
kennen Sie die komische Geschichte, die man sich von dem Schloß
erzählt.«
    »Kennen ist zuviel gesagt. Ein paar Dinge sind mir bekannt.
Ich interessiere mich für alte Burgen und Schlösser,
besonders für solche, von denen man sich erzählt, daß
es in ihnen spukt.«
    »Dann sind Sie hier garantiert falsch, Monsieur Frandon. Hier
auf dem Schloß hat es noch nie gespukt. Eigentlich schade. Ich
hätte für mein Leben gern mal einen echten Geist gesehen,
daß ich nicht die Danielle de Barteaulieé sein kann, die
vor rund fünfhundert Jahren gelebt hat, das dürfte man mir
doch ansehen, hm?« fragte sie schelmisch und in ihren
Pfirsichwangen zeigten sich zwei Grübchen. »Oder sehe ich
aus wie eine Hexe?«
    Sie ließ ihn erst gar nicht antworten, und er war froh, um
seine Antwort zu kommen, denn er wollte sich nicht noch
lächerlicher machen, als er es durch seine Bemerkung schon getan
hatte.
    »Für Mädchen war in unserer Familie der Name
Danielle schon immer typisch. Ich bin möglicherweise die
zwanzigste oder fünfundzwanzigste, die diesen Namen trägt.
Er gefällt mir. Schließlich habe ich mit den Leuten, die
vor fast fünfhundert Jahren das Schloß hier zum ersten Mal
bewohnten, nicht das geringste zu tun. Es wäre das gleiche,
würde ich mich jetzt danach erkundigen, wer Ihre Vorfahren waren
und würde mich erschrecken, wenn ich erführe, daß es
in Ihrer Ahnenreihe möglicherweise einen Raubritter gab oder gar
einen Hexenjäger. Sie sind Engländer. Und in England war
die Hexenjagd sehr verbreitet…«
    Der ernste, ein wenig lauernde Unterton in ihrer Stimme entging
ihm, weil er leise lachen mußte ob des Vergleiches, den sie da
anstellte.
    »Recht haben Sie«, sagte er schnell. »Ich habe mich
kindisch benommen. Entschuldigen Sie!«
    »Danielle!« rief da eine Stimme aus dem ersten Stock

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