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Macabros 039: Im Verlies der Hexendrachen

Macabros 039: Im Verlies der Hexendrachen

Titel: Macabros 039: Im Verlies der Hexendrachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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des
restaurierten Wohntrakts. »Willst du nicht wieder
heraufkommen?«
    Der Mann an dem winzigen Fenster streckte seinen Kopf heraus.
Dunkles, welliges Haar rahmte ein schmales, hageres Gesicht.
    »Och, ich komme schon. Ich bringe einen Besucher
mit.«
    »Na schön, dann bring deinen Gast mit hoch, wenn
du’s nicht lassen kannst.«
    Frandon fragte sich, ob er die Einladung eigentlich annehmen
wollte. Aber er kam gar nicht mehr dazu, sich die Entscheidung zu
überlegen. Er wurde förmlich überrumpelt und ging mit
dem schönen jungen Mädchen auf die Tür zu.
    Er durchquerte den länglichen Schloßhof auf der dem
Berg zugewandten Seite, und in seinem Unterbewußtsein
registrierte er, daß hier tatsächlich eine seltsame,
totenähnliche Stille herrschte. Er hörte keinen Vogel
zwitschern, er vernahm nicht das Summen der Insekten und das Gezirpe
der Zikaden, die hier in diesem Landstrich verbreitet waren.
    Es war, als ob das Leben, das er unterhalb des Kaps noch wahrnahm
– hier zugrunde ging, und daß deshalb selbst Insekten,
Zikaden, Käfer und Vögel das düstere Schloß und
seine unmittelbare Umgebung mieden.
    Doch im gleichen Augenblick, da er diesen Gedanken hatte, schalt
er sich im stillen einen Narren und verwarf die Überlegungen
wieder.
    Er streifte Mißtrauen und Zweifel ab und folgte der
schönen Französin die engen Sandsteintreppen hoch. Er sagte
sich, daß die Familie Danielles einen Grund haben mußte,
sich hier oben regelrecht versteckt zu halten. Die
abergläubischen Bewohner des Dorfes unten respektierten die
ehemaligen Herren nicht mehr.
    In einem kleinen, gemütlich eingerichteten Saal standen
mehrere ausladende Polstersessel, alte, hochlehnige Stühle um
einen langen Tisch herum, auf dem wiederum verstaubte, unetikettierte
Rotweinflaschen standen. Schwere Kristallgläser waren mit
dunkelroter funkelnder Flüssigkeit gefüllt. Zwei
Männer kamen ihm entgegen. Den einen kannte er schon. Er war der
Ältere, der sich am Fenster gezeigt hatte und dem Alter nach
Danielles Vater sein konnte.
    Er war es nicht. Es war ihr Onkel, wie er aus ihrem Mund erfuhr.
Ihr Vater war schon sehr lange tot. Ihr Onkel hatte sie bei sich
behalten. Der junge Mann, der ebenfalls hier in dem geräumigen
Trakt lebte, hieß Jean-Paul und war sein Sohn, ihr Cousin
also.
    Jean-Paul machte keinen vertrauenerweckenden Eindruck. Er war sehr
bleich, wirkte verstört und abwesend und grüßte den
Engländer nur wortkarg.
    Auf dem Platz am Kopfende des Tisches sah Frandon ein großes
und altes Buch. Es war so zerfleddert und verrottet, wie er noch
keines je zuvor gesehen hatte. Dem Buch entströmte ein modriger
und scharfer Duft, der an frischgemahlenen Pfeffer erinnerte.
    Der Sohn von Danielles Onkel nahm am Kopfende des Tisches wieder
hinter dem Buch Platz, vertiefte sich in die aufgeschlagene Seite und
interessierte sich überhaupt nicht für den Besucher. Der
Mann mit dem schmalen, ovalen Gesicht und Danielle nahmen fasziniert
neben Jean-Paul Platz, nachdem die hübsche Französin dem
Engländer ein großes Glas Rotwein eingeschenkt und ihm in
einem Korb frisch aufgeschnittenes Weißbrot hingestellt
hatte.
    Frandon ertappte sich dabei, daß er herzhaft zulangte. Erst
jetzt merkte er, daß er einen Bärenhunger hatte.
Schließlich war es Nachmittag. Er hatte mehr als fünf
Stunden benötigt, um den Weg zum Schloß zu erklimmen.
    »Wir haben ein altes Buch entdeckt«, fühlte
Danielle sich veranlaßt, ihm leise eine Erklärung zu
geben, und sie lächelte dabei, daß es für ihn eine
Offenbarung war. »Haben Sie jemals vom Buch der Totenpriester
gehört? Und von Molochos – und von
Rha-Ta-N’my?«
    Frandon schluckte. Ja, er hatte! Und er wußte, was es
bedeutete, wenn Menschen sich mit Texten aus diesem unheimlichen
Buch, von dem es angeblich nur ein einziges Exemplar geben sollte,
befaßten.
    Danielle und ihre Verwandten besaßen dieses Buch oder eine
Abschrift und Übersetzung davon.
    Jean-Paul las daraus vor.
    Um ihn, Frandon, kümmerte sich kein Mensch mehr, und er kam
sich ziemlich überflüssig vor. Er wollte aufstehen, um den
düsteren Raum zu verlassen. Durch die farbigen Scheiben fiel
seltsam gedämpftes Tageslicht, daß man meinte,
draußen sei der gesamte Himmel verhangen.
    Frandon fühlte sich nicht wohl in seiner Haut, er konnte doch
nicht gehen. Er hörte zu, und die Worte klangen wie
geheimnisvolle Beschwörungen eines Besessenen.
    Wie am Stuhl festgeklebt blieb er sitzen und trank den schweren,
alten Wein, der ihm

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