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Macabros 039: Im Verlies der Hexendrachen

Macabros 039: Im Verlies der Hexendrachen

Titel: Macabros 039: Im Verlies der Hexendrachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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sofort zu Kopf stieg, seine Glieder schwer werden
ließ und sein Denken zurückdrängte.
    Frandon ließ den Blick in die Runde schweifen und entdeckte
auf dem nahen Kaminsims etwa zehn Zentimeter hohe Figuren aus Ton,
die buntbemalt waren.
    Insgesamt zählte er sieben Figuren. Sie stellten Fabelwesen
dar, die einer fremden Mythologie anzugehören schienen.
    Frandon sah dreiköpfige Schlangen auf einem Spinnenleib, er
entdeckte seltsame Zwitterwesen halb Tier halb Mensch, widerliche
Gnome, und die Gestalt eines langschwänzigen Drachen, der den
biegsamen Oberkörper halb herumgedreht hielt, dessen
Rückenkamm in einen breiten Schlangenkopf mit
schrägliegenden Augen zulief. Die Augen der Drachenfigur
glühten bernsteinfarben wie die eines Raubtieres. Das
geflügelte Wesen stand aufrecht auf zwei strammen grünen
Beinen, und der Schwanz war seitlich weggedreht, als ob der
Künstler, der diese Figur geschaffen hatte, damit ein wildes
Peitschen andeuten wolle.
    Neben dem Drachen stand eine borstige, eklig aussehende Figur, die
jemand aus dem Schlamm gezogen zu haben schien und dann vergessen
hatte, sie abzuwaschen. Der Morast war getrocknet und klebte wie
graue, unregelmäßige Schuppen auf Gesicht, Armen und
Leib.
    Frandon wollte danach fragen, welche Bedeutung die Figuren
hatten.
    Da spürte er das erste Mal den brennenden Schmerz in seinem
Hirn, daß er glaubte, ohnmächtig zu werden. Auf seine
Schädeldecke wurde ein starker Druck ausgeübt und eine
Benommenheit ergriff von ihm Besitz, die am ehesten mit einer starken
Übermüdung und Apathie zu vergleichen war.
    Er nahm seine Umgebung seltsam verzerrt wahr. Die Perspektive
stimmte nicht mehr.
    Aus den beschwörenden Worten Jean-Pauls war ein
verzweifeltes, stöhnendes, weinerliches Beten geworden. Und
nicht mehr mir seine Stimme war es, die den düsteren Saal
erfüllte, sondern unzählige andere, die wie ein dunkler
unsichtbarer Geisterchor mit einfielen, waren mit einem Mal
vorhanden.
    Eine eisige Hand krallte sich in Frandons Herz.
    Sein Schädel dröhnte und die Stimmen bohrten sich durch
seine Poren, so daß sein ganzer Körper zu vibrieren und zu
schallen begann, als hätte man die Saite einer Laute
angeschlagen.
    Der Wein! Ich vertrage den Wein nicht, meldete sich irgendwo in
der Tiefe seines aufgewühlten Bewußtseins die Stimme der
Vernunft.
    Dann kam ein anderer Gedanke, den er klar erfaßte: Es
muß etwas in dem Wein gewesen sein. Ein Gift?
    Siedendheiß durchpulste ihn die Angst.
    Er konnte nicht mehr richtig sehen, alles vor seinen Augen
verschwamm.
    »Was ist nur… los mit mir…? Was habt ihr mit
mir… gemacht?« röchelte er.
    »Du brauchst keine Angst zu haben.« Ihre sympathische
zarte Stimme war dicht neben ihm. Er fühlte ihre samtenen Lippen
an seinem linken Ohr. »Ich bin bei dir… es ist nichts…
nichts, verstehst du?«
    »Danielle?« Der Name klang wie Musik. Ihre Nähe
berauschte ihn, und die schauerlichen Stimmen, die einen
fürchterlichen Gesang anstimmten, wichen zurück in den
Hintergrund. Die Atmosphäre um ihn herum war grau und
undurchsichtig, und ein kaltes, blaues Licht flackerte rhythmisch auf
und ab wie der Schlag eines Herzens.
    »Ja, Liebster?«
    Sie nannte ihn Liebster? Ein ungekanntes Glücksgefühl
erfüllte ihn.
    Er war betrunken, berauscht. Er nahm alles wahr wie im Halbschlaf.
Und er handelte, die Situation beim Schopf ergreifend.
    Er fühlte sich seltsam leicht, beinahe schwebend. Er merkte,
daß er seinen Stuhl verließ, daß er gleich darauf
in einem anderen Zimmer war, ohne sich entsinnen zu können, wie
er dort hinkam.
    Schummriges Licht. Auf dem Boden lagen farbenprächtige,
kostbare Teppiche, über einem breiten, flaumweichen Bett hing
ein Gobelin, der die ganze Wand darüber einnahm. Auf einer
endlosen Wiese tummelten sich zahllose Menschen. Blumen blühten,
die ganze Natur war erwacht, die Bäume schlugen aus. Menschen
liebten sich. Ein Bild das Anmut und Glückseligkeit
verhieß. Die ganze Fülle eines berauschenden, viel zu
kurzen und schnell verfliegenden Lebens war hier eingefangen.
    Flammenschein fiel über den Gobelin. Und unter den zuckenden
Feuerzungen veränderten die Blumen und Bäume, die Tiere und
die Menschen ihre Form. Dämonische Geschöpfe suhlten sich
in dampfenden, brodelnden Schlammseen, Teufel mit glühenden
Augen und gehörnten Schädeln, mit Ziegenbockgesichtern und
Klauenhänden fielen über weißhäutige junge
Frauen her. Alte verschrumpelte Weiber hockten auf den Schultern und
dem

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