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Macabros 041: Tschinandoah - wo die Steine leben

Macabros 041: Tschinandoah - wo die Steine leben

Titel: Macabros 041: Tschinandoah - wo die Steine leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Sack, den Danielle aus dem Stoff
ihres roten Kleides zusammengebunden hatte.
    Das Kleid hing nur noch in Fetzen an ihrem Körper und gab
mehr bloß, als es verdeckte.
    Jetzt in der Helligkeit des Sonnenlichts unterzog Hellmark auch
die seltsamen Bäume einer näheren Inspektion.
    Die faserigen, straffen, steil emporragenden Stämme waren
eingeschnitten und bildeten in einer Höhe von etwa dreißig
bis vierzig Metern ein riesiges Blätterdach, das wie ein Schirm
gespannt war.
    Und da wußte er plötzlich, was ihm die ganze Zeit schon
so merkwürdig vorgekommen war, was er jedoch nicht hatte
begründen können.
    Bei voller Sonne warf keiner der Bäume in diesem
hügeligen Tal auch nur den geringsten Schatten!
     
    *
     
    Das widersprach allen Naturgesetzen, auch jenen des Parallelraums,
wie er ihn bisher kennengelernt hatte.
    Das Blattwerk absorbierte das Licht völlig. Für die
Strahlen waren die Stämme durchlässig und stellten keinen
Widerstand dar.
    Danielle de Barteaulieé und Björn Hellmark
betrachteten sich die Bäume eingehend. Hellmark tastete sie ab.
Die Hülle fühlte sich warm und fest an, wie eine Haut, die
gut durchblutet war.
    Der Gedanke kam ihm plötzlich, und es gelang ihm nicht, ihn
wieder schnell loszuwerden.
    Er erwähnte seine Überlegungen Danielle gegenüber
jedoch nicht.
    Immer wieder gingen seine Blicke zum Himmel empor, an dem die
Sonne nur schwerfällig langsam weiterwanderte.
    Wenn er es recht bedachte, dann lag der Abend noch weit
entfernt.
    Sie verloren wertvolle Zeit.
    Hier im Tal ähnelten sich die Hügel, Bäume und
Mulden so sehr, daß niemand zu sagen vermochte, wo der
Südstern in der letzten Nacht gestanden hatte. Es war sinnlos,
in irgendeine Richtung aufs Geratewohl zu gehen. Sie mußten
einfach die Dunkelheit einhalten.
    Björn nahm sich in diesen Sekunden vor, nach Einbruch der
Dunkelheit dem Südstern zu folgen, wie sie es bisher getan
hatten. Im Morgengrauen dann, wenn Danielle schlief, wollte er –
wenn er noch immer die gleiche Unruhe und Unsicherheit fühlte
– einen Schluck des Trankes nehmen.
    Er mußte wissen, woran er war.
    Ein ganz eigenartiger Gedanke ließ ihn seit gestern nicht
mehr los.
    Er glaubte, daß er sich gar nicht mehr in jener Welt befand,
die er durch den Spiegel der Kiuna Macgullyghosh betreten hatte.
    Die Ereignisse im Tal der Foltern und die raum- und
zeitverändernden Kräfte der magischen Puppe schienen ihn
auf einen anderen Stern geschleudert zu haben.
    Dann würde er hier Tschinandoah niemals finden…
     
    *
     
    Abrupt fanden seine Gedanken ein Ende, als der Boden unter seinen
Füßen leise erzitterte.
    Es ging so schnell, daß er später gar nicht mehr
wußte, wie sich eigentlich alles abspielte.
    Der Himmel verdunkelte sich.
    Aber weder die Nacht kam von einer Sekunde zur anderen noch
schoben sich Wolken vor das Tagesgestirn.
    Vom fernen Horizont näherte sich ein Schwarm riesiger
unbekannter Wesen, die Flügel an Flügel lautlos
heranglitten wie Segelschiffe in der Luft!
     
    *
     
    Die Landschaft vor dem einsamen Wanderer breitete sich still und
trostlos unter der Düsternis des bleiernen Himmels aus.
    Der Mann trug ein zerknittertes Hemd und khakifarbene Hosen. Er
war breitschultrig und seine Haut bronzefarbig. Auf den ersten Blick
fiel die prachtvolle, glänzende Glatze auf.
    In der Begleitung des einsamen Wanderers in diesem Teil der Welt
befand sich eine Tigerkatze, die nicht von der Seite ihres Herrn
wich.
    Das waren Rani Mahay, der Koloß von Bhutan, und Chitra, die
Tigerin.
    Die Ungewißheit des Schicksals seines Freundes hatte den
Inder veranlaßt, heimlich Marlos durch den Spiegel zu verlassen
und jene Welt zu betreten, in der Hellmark eine besondere Mission zu
erfüllen hoffte.
    Aus den zahllosen Ungewißheiten und Unsicherheiten, die
Hellmarks Aufbruch und verschwommene Erklärungen zuvor erkennen
ließen, war eines zumindest jetzt geklärt: Mahay
wußte, daß es nicht möglich war, durch die
rückwärtige Seite des magischen Spiegels zu gehen. Was in
anderen Fällen kein Problem gewesen war, hier war es eines.
    Er befand sich nun in einer Welt, von der er wußte,
daß sich auch Hellmark in ihr bewegte und dem Licht des
Südsterns folgte. Auch er mußte sich nun nach diesem Stern
richten, in der Hoffnung, den Freund einzuholen und künftig zu
begleiten. Am Ende der Reise – wenn sie erfolgreich verlief
– gab es eine Stelle, die die Rückkehr in die Welt, aus der
sie kamen, ermöglichte.
    Rani Mahay atmete tief durch, sein

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