Macabros 043: Die Horror-Tempel von Skyx
ihrem
zusammengeringelten Körper wie auf einer kleinen Insel.
Die sich bewegenden fleischigen, chitinüberzogenen
Muskelmassen zuckten und befanden sich in heftiger Erregung. Um ihn
quoll und wogte es. Es schien, als sauge sich die Bestie mit
Sauerstoff voll, nahm an Volumen zu, richtete ihr breites,
aufgerissenes Maul gen Mahay und schnellte nach vorn.
Der Inder sah den widerlich stinkenden Rachen auf sich zukommen,
der groß genug war, um seinen Kopf bequem zu verschlucken.
Scharf und konzentriert erfolgte Ranis Vorstellung.
Die Schlange riß ihren Kopf empor, als befände sich da
über ihr plötzlich ein Feind, den sie fürchten
mußte, den sie nicht aus den Augen verlieren durfte.
Mahay wußte nicht, wie lange er den Befehl aufrechterhalten
konnte. Er hatte den Eindruck gewonnen, daß die hypnotischen
Einflüsse auf die Bestie nur von geringer Dauer waren.
Er mußte sich auch noch körperlich zur Wehr setzen,
wollte er dieses schreckliche Abenteuer heil überstehen.
Er nutzte den Augenblick der Irritierung und sprang empor.
Wie ein Pfeil schnellte er auf die Schlange zu, klammerte sich mit
aller Kraft mit beiden Armen um ihren Hals und drückte zu.
Er kämpfte körperlich und geistig gegen den gewaltigen
Widersacher und fragte sich, wie oft und wie lange er auf dieser
unheimlichen Insel noch derartigen Prüfungen ausgesetzt sei.
Das Tier schlug um sich. Mahay wirkte wie ein Anhängsel an
diesem unförmigen, glitschigen, chitinüberzogenen Leib, und
es war wie ein Wunder, daß er nicht weggeschleudert wurde.
Mit seinem starken hypnotischen Willen, mit dem er Eingang fand in
das tierische Bewußtsein, konnte er einen großen Teil der
Mordgier und Angriffswut im Keim ersticken. Das gereichte ihm
schließlich zum Vorteil.
Mit seinem ganzen Gewicht hing er an dem dicken, zuckenden Hals
und übte einen ungeheuren Druck aus, um der Bestie die Luft
abzustellen.
Dann war es soweit.
Die Riesenschlange schüttelte sich. Ein Zittern lief durch
ihren Leib, der Kopf klappte mit dem weit aufgerissenen, blutroten
Rachen nach vorn und dann erschlaffte der Riesenkörper. Das
Leben wich aus ihm.
Schwer wie ein Felsblock legte das Tier sich zur Seite, und Mahay
lief Gefahr, von dem massigen Körper erschlagen zu werden.
Der Inder wich aus.
Dumpf schlug die tote Bestie auf den Moosboden, auch im Tod den
Rachen noch weit geöffnet.
Schweratmend und schweißüberströmt lag Mahay nur
wenige Zentimeter von dem schlaffen Leib entfernt und brauchte
Minuten, um wieder zu Kräften zu kommen.
Leise, tapsende Schritte rissen seine Aufmerksamkeit empor.
Aus schattigen Winkeln der in allen Grün- und Braunfarben
schimmernden, fremdartigen Gewächse lösten sich
Gestalten.
Menschen! Eingeborene!
Sofort rappelte der Inder sich auf und stand auf unsicheren
Beinen.
Die Gestalten waren etwa einssechzig groß und von
fahlgrüner Farbe, so daß sie sich von ihrer
natürlichen Umgebung kaum abhoben. Die runden Köpfe waren
behaart. Es war ein dünnes, faseriges Haar, das an Pflanzenfarbe
erinnerte. Auch die Augen waren rund, dunkel und unergründlich.
Die Eingeborenen umringten ihn. Sie waren alle bewaffnet, und ihre
Körper waren mit verschiedenfarbigen und verschiedenartigen
Symbolen bemalt. In schmalen, hohen Köchern steckten lange
Pfeile, und in den Händen trugen die Fremden verzierte Bogen,
die von großem handwerklichem Können kündeten.
Die hohen, glatten Stirnen verliehen den Gesichtern einen
intelligenten Ausdruck, zu dem die klugen Augen paßten.
Im Nu befand sich Rani Mahay mitten im Kreis der Fremden, aus dem
einer sich löste.
Er unterschied sich von seinen Stammesangehörigen dadurch,
daß er das dünne Haar zu einem Zopf geflochten hatte, so
daß sein grünliches, rundes Gesicht einen chinesischen
Einschlag bekam.
»Du hast die Ysgar-Schlange getötet…«, sagte
der Eingeborene mit dumpfer Stimme und wirkte scheu, ratlos und
glücklich zugleich. »Du bist ein Gott – du bist unser
Retter – du hast die Gefahr gebannt. Wir danken dir!«
Ehe er es verhindern konnte, geschah es.
Die ihn umringenden Eingeborenen fielen auf die Knie wie ein Mann.
Einige fanden den Mut, sich nach vorn zu beugen und wollten seine
Füße küssen.
»Ich bin kein Gott!« rief Mahay aus. »Ich bin ein
Mensch – wie ihr.«
Sie ließen ihn nicht zu Worte kommen.
Er stand da, selbst überrascht und verwundert über die
veränderte Situation und die völlig neue Lage, mitten im
Kreis der fahlgrünen Eingeborenen, die ihn
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