Macabros 043: Die Horror-Tempel von Skyx
vorsichtig
berührten und sich ehrfürchtig verneigten.
Sie umtanzten ihn und die erlegte Ysgar-Schlange.
Der Eingeborene mit dem Zopf, der offenbar eine führende
Sonderstellung einnahm, lächelte erleichtert.
»Sie sind glücklich… sie sind es alle. Wir
fürchteten schon das Schlimmste. Auch der Magier-Priester Chhlom
wußte sich keinen Rat mehr. Es ist die dritte Schlange
innerhalb weniger Tage, die das Dorf gefunden hat. Das ist
ungewöhnlich. Unsere Waffen verfehlen ihre Wirkung. Sie holt
sich hier ihre Opfer oder richtet schreckliche Verwüstungen im
Dorf an. Wir fürchteten auch heute wieder das Schlimmste. Doch
du hast die Gefahr gebannt.«
Mahay murmelte irgend etwas vor sich hin, schob die
fahlgrünen Menschen behutsam zur Seite und ließ sie
wissen, daß sie ihn nicht verehren mußten. Aber sie
wollten nicht hören.
Aus den schattigen Verstecken, aus getarnten Erdlöchern
krochen sie hervor wie Wesen aus der Tiefe. Frauen und Kinder
befanden sich darunter. Und der die Häuptlingsrolle innehatte,
rief seine Freunde immer wieder her und ließ sie den
großen, breitschultrigen Mann bewundern, der ihr Retter
war.
Der Inder begriff schließlich, daß alle
Maßnahmen dieser Menschen bisher wirkungslos geblieben waren.
Die Ysgar-Schlange war das Urbild der Angst und des Bösen, das
hier auf dieser friedlichen, paradiesischen Insel seit jeher
existierte.
Anfangs – so konnten sich alle erinnern – war die
unheimliche Riesenschlange, die kein Pfeil zu durchbohren vermochte,
immer noch am Uferrand aufgetaucht und hatte die badenden
Skyx-Eingeborenen dort aus den Wassern vertrieben.
Die Schlange kam aus dem Meer – oder von dem fernen Land
jenseits des Ozeans, über das niemand etwas Genaues
wußte.
Mahay kam aus den Überraschungen nicht mehr heraus.
Da war zunächst die Feststellung, daß diese Insel in
der Tat Skyx hieß! Diesen Namen hatte er doch im Windspiel
sphärischer Harfen- und Saiteninstrumentenklänge
vernommen.
Er erfuhr, daß die Stimme des Chhlom so klang, wenn er sich
in bester Stimmung befand und die bösen Geister, die von der
Insel Besitz ergreifen wollten, damit beeindruckte oder
zurückwies.
Aber es sah ganz so aus, als ob die Kraft des Chhlom
schwächer wurde. Die gefürchteten Ysgar-Schlangen kamen
immer tiefer in das Landesinnere, und das Volk der Skyx-Eingeborenen
beklagte schon zahlreiche Opfer. Vor allem waren es immer wieder
Frauen und Kinder, die die Schlange sich holte und verschlang, ehe
sie wieder ins Meer tauchte bis zum nächsten Mal.
Seit geraumer Zeit lebte dieses friedliche Volk in Angst und
Grauen. Es verstand die Entwicklung und den Sinn nicht, und vor allem
war es L’Thar, dem Häuptling, ein Rätsel, weshalb die
jahrhundertealte Macht des geheiligten Chhlom so nachließ,
weshalb seine bannenden Gesänge die fremden Geister, die das
Land jenseits der Insel beherrschten, nicht mehr absolut
zurückzuschleudern vermochten.
Mit Jubel und Gesang wurde Mahay in das Dschungeldorf
begleitet.
Die Menschen hier lebten einfach und bescheiden, obwohl sie keine
Primitiven waren, wie der Inder sehr schnell feststellte.
Die Einrichtungsgegenstände und die künstlerische
Gestaltung der Innenräume, die Formen der Statuen und die Bilder
zeigten, daß diese Menschen auf ihrer einsamen Insel einen
hohen Stand der Entwicklung erreicht hatten.
Technik existierte nicht. Aber das war kein Gradmesser für
Geist und Können.
Die Skyx-Bewohner ernährten sich hauptsächlich von
Wurzeln und Früchten, die hier in Hülle und Fülle
existierten. Ihre natürliche, reine Umwelt brachte es mit sich,
daß keiner von ihnen in irgendeiner Form erkrankt war. Sie
waren ein Teil dieser Insel, ein Teil dieser blühenden, jungen
Natur.
Pfeil und Bogen gab es erst seit kurzer Zeit, nämlich erst
seit jenen Tagen, da man erschreckt feststellen mußte,
daß die gefürchtete Ysgar-Schlange ins Inselinnere
kam.
Wo Feinde auftraten, mußten sie bekämpft werden. Die
Logik und die Vernunft sprachen einfach dafür.
Aber die Ysgar-Schlange war unverletzbar. Zumindest richteten die
bisher bekannten und eingesetzten Waffen nichts aus. Das wiederum
ließ den Schluß zu, daß die Ysgar-Schlange
magischen Ursprungs war und mit Mitteln bekämpft werden
mußte, die nur Chhlom bekannt waren.
Rani wurde gefeiert wie ein Held. Auf sauberen Schalen, die an
polierte Muscheln erinnerten, reichte man ihm frisches Wasser und
wohlschmeckende Obstsäfte. Er erhielt farbige Beeren, die so
groß waren wie Tomaten
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