Macabros 043: Die Horror-Tempel von Skyx
eingerichteten Schlafnischen.
Für die Körpergröße der Skyx waren diese Nischen
ausreichend und geräumig. Für den beinahe Zweimetermann
Mahay aber ergaben sich Probleme. Er hätte sich zusammenrollen
müssen wie ein Igel, um die ihm zugewiesene Schlafnische
benutzen zu können.
L’Thar sorgte umgehend für Abhilfe. Wenig später
meißelten und hämmerten drei Eingeborene in der neuen
Wohnung Mahays herum, vergrößerten die Schlafnische,
kleideten sie mit neuen weichen Polstern aus, und zwischendurch
erfuhr der Inder, daß dies das Lieblingsgebäude
L’Thars war, in das er sich zurückzog, wenn der Tag mal
besonders anstrengend für ihn gewesen war.
Und die Tage für L’Thar wurden immer anstrengender. Die
Beratungen, die er mit seinen Ratgebern und Dorfältesten
führte, nahmen derzeit mehr Zeit in Anspruch als die
Mußestunden an der Staffelei.
Die Tatsache, daß des öfteren Ysgar-Schlangen ins
Inselinnere kamen und Chhlom sie nicht mehr zurückbannen konnte,
schuf Bedrückung und Hektik, veränderte das liebliche
Inseldasein, das keiner von ihnen missen mochte.
Sie alle hier – einschließlich der friedlichen Natur,
die sie umgab und in der sie ihr Leben lebenswert fanden – waren
eine große Gemeinschaft.
Die Skyx bildeten eine große Familie, sie lebten wie ein
Stamm, in dem jeder mit jedem verwandt war.
Das Verhältnis, das sie miteinander hatten, war nur
schwerlich mit menschlichen Maßstäben zu bemessen.
Alle Hütten im Dorf waren untereinander verbunden.
Überdachte, aus Pflanzenfasern geflochtene, Brücken
führten von den einzelnen Behausungen weg und in andere hinein.
Jeder konnte jeden besuchen, wann immer es ihm paßte. Doch bei
der Intelligenz und dem Lebensstandard, den die Skyx besaßen,
war nicht anzunehmen, daß sie ein wildes, ungeordnetes Leben
führten. Vielmehr sah es so aus, als ob die Stunden und Zeiten,
in denen sich die einzelnen Familien sahen und trafen und ihre
Gedanken über ihre musischen Künste austauschten,
festgelegt waren.
Ganz klar blickte Rani nicht dahinter, aber das interessierte ihn
auch wenig.
Es gab Wichtigeres, das ihn beschäftigte.
L’Thar musterte den großen, breitschultrigen Mann mit
der prachtvollen Glatze nachdenklich. Der Skyx konnte sich denken,
was jetzt in Mahay vor sich ging.
»Du wirst Chhlom kennenlernen. Die Stunden nach Ende des
Tages sind dafür am günstigsten. Der Angriff einer
Ysgar-Schlange am hellichten Tag ist schon recht ungewöhnlich.
Chhlom wird selbst überrascht gewesen sein. Nur so ist es zu
erklären, daß er nicht genügend abwehrbereit war und
uns darüber hinaus nur schwach warnen konnte. Vielleicht lag es
auch noch an anderen Dingen, daß der Kontakt zu ihm nicht so
recht funktionierte.« Einen Moment lang schwieg er und musterte
Mahay von Kopf bis Fuß, als müsse er überlegen, ob er
das, was jetzt noch in seinem Kopf vorging, dem Fremden ebenfalls
mitteilen sollte oder nicht. »Es könnte auch etwas anderes
bedeuten«, murmelte er plötzlich bedrückt.
»Was könnte es bedeuten, L’Thar?«
»Wir erwarten einen Besuch. Heute noch. Er kann nur am Tag
stattfinden.« Er war sehr vorsichtig mit seinen Andeutungen.
»Gut, du sollst auch das wissen. Ich habe Vertrauen zu dir. Du
hast die Ysgar-Schlange mit bloßen Händen erwürgt. Du
kannst keiner sein, den Tamuur mit böser Absicht hierher
geschickt hat. Vielleicht wird das aber durch Aleana
geschehen.«
Der Name der Fürstentochter aus Ullnak fiel!
Hier auf der Insel lebte man doch nicht so weltabgeschieden, wie
es erst den Anschein hatte.
Man wußte hier sehr wohl Bescheid über die Menschen
jenseits dieser Ufer. Aber man blieb unter sich. Eine Oase des
Friedens mitten in einer Welt, nach der Tamuur mit gierigen
Händen griff.
»Was ist mit Aleana?« Mahays Frage war berechtigt.
Immerhin wußte L’Thar, daß der Mann, der hier an die
Gestade des Eilandes gespült worden war, in Ullnak aus Tamuurs
Klauen hatte entkommen können. Mahay hatte so detailliert wie
möglich über seine Begegnungen und Empfindungen dort
gesprochen.
Und das zahlte sich jetzt aus.
Das Vertrauen zwischen diesen beiden Männern, die
grundsätzlich verschiedenen Welten entsprossen, war
gefestigt.
»Wir wissen, was in Ullnak geschehen ist. Aleana ist nur noch
eine Marionette in den Händen eines grausamen Magiers, wie du
uns ebenfalls bestätigen konntest. Wir hier auf Skyx sind auf
dem laufenden. Unsere Späher halten sich ständig
abwechselnd im ufernahen Raum auf, um Veränderungen
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