Macabros 043: Die Horror-Tempel von Skyx
und süß und fruchtig
schmeckten. Er war schnell gesättigt, und obwohl er zuvor
Appetit gehabt hatte auf ein saftiges Steak, war er zufrieden und
spürte nicht mehr das Verlangen, etwas anderes essen zu
wollen.
Das Dorf war größer, als er zunächst angenommen
hatte.
Das Innere der Behausungen sah glatt und geschält aus wie der
Stamm eines besonders schön und gerade gewachsenen,
überdimensionalen Baumes.
Er war erstaunt über die Fülle des Wissens, das diese
Eingeborenen besaßen, und die man einfach nicht mit den
Eingeborenen vergleichen konnte, welche heute noch am Rand der
Zivilisation im irdischen Dschungel ein mehr oder weniger an
Entbehrungen reiches Dasein fristeten.
Die Intelligenz dieser Fahlgrünen reichte weit. Sie
wußten über die Bedingungen Bescheid, die jenseits ihrer
paradiesischen Welt sich abspielten, und sie machten dafür die
erstarkende Kraft Tamuurs, des Scharlachroten, verantwortlich.
Auch hier war er nicht unbekannt.
Mahay kam aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Ihm wurde mitgeteilt, daß Skyx seit jeher eine uneinnehmbare
Festung gewesen sei, daß Tamuurs Magie offenbar die
Ysgar-Schlangen aus dem Meer rufen und zwingen konnte, Opfer in die
Bevölkerung Skyxs zu tragen.
Das gute Einvernehmen, das er zu seinen Gastgebern fand, war ein
Punkt, daß er es wagte über die Dinge zu sprechen, die ihm
seit seiner Anwesenheit auf der Insel begegnet waren.
L’Thar und dessen Berater sowie seine Frau und seine beiden
Söhne hörten aufmerksam zu. Sie konnten mit den
ausführlichen Schilderungen, die Mahay gab, nichts anfangen.
»Hier auf der Insel gibt es keine solche Landschaft«,
mußte er sich sagen lassen.
Keine bizarren Felsenformationen, keine Felsenbrücke, keine
Pflanzen, die wie Soldaten diesen Brückenübergang
bewachten, unter dem glutflüssige Lava floß.
Er beschrieb die junge Brasilianerin, der er gefolgt war –
und er beschrieb den blonden Mann, der zwischen dem Buschwerk
auftauchte und sich schließlich im Dickicht versteckte.
Also doch – Halluzinationen?
Mehr denn je war er überzeugt davon, daß es so war und
nicht anders, daß das wahre Gesicht dieser Insel jedoch nicht
so aussah, wie es sich ihm jetzt im Volk und im Wesen der Skyx auf
Skyx darstellte.
Hier verbarg sich noch etwas anderes – etwas, das auch die
Skyx nicht kannten.
Und dem wollte er auf den Grund gehen.
*
Seinem Gefühl nach waren zwei Stunden vergangen, die er
inzwischen in der Behausung des Häuptlings zugebracht hatte.
Diese Zeit trug mit dazu bei, sein Bild von den Skyx weiter zu
vervollständigen.
Da er den Intelligenzgrad dieses hochentwickelten Volkes jetzt
eher abzuschätzen vermochte, verwunderte es ihn auch nicht mehr,
weshalb er anfangs meinte, ungebildeten Wilden in die Hände
gefallen zu sein, die in ihm einen Gott sahen.
Mit dem Begriff Gott bezeichneten sie alles, was ihnen sympathisch
war und ihnen half, mit Dämon alles, was ihnen unheimlich vorkam
und sie in irgendeiner Form verletzte.
So war die Ysgar-Schlange für sie ein Dämon, ebenso
Tamuur, der Scharlachrote, der in ihren Legenden und Sagen eine
große Rolle spielte und dem man zutraute, daß er eines
Tages auch von diesem friedlichen Eiland Besitz ergriff.
Als Rani seine Behausung zugewiesen bekam, war er zum ersten Mal
allein mit L’Thar, dem Häuptling.
Der weise Mann mit dem langen, geflochtenen Zopf zeigte ihm den
Schlaf- und Aufenthaltsraum, auch den Malraum. Hierbei handelte es
sich um eine Art Atelier, in dem es Farbtöpfe, Pinsel und eine
aus Pflanzengewebe bestehende Leinwand gab, damit der hier Lebende in
Muße all das malen konnte, was ihm gerade in den Sinn kam. Das
Malen, Töpfern und Bauen schien zu den Hauptbeschäftigungen
der Skyx zu gehören.
»Solange du hier bleiben willst – steht dir dieses Haus
zur Verfügung«, sagte L’Thar.
Das Haus war kegelförmig und mit einem pilzähnlichen
Dach versehen.
Mahay nickte nur, sagte aber nichts. Von Wollen konnte keine Rede
sein. Er mußte wohl oder übel hier bleiben. Er hatte es
nicht schlecht getroffen – aber auf die Dauer würde diese
kleine Insel keine Bleibe für ihn sein. Sobald er die geringste
Chance erblickte, Hellmarks Spuren zu folgen, würde er das
tun.
L’Thar versuchte seinem Gast jeden Wunsch von den Augen
abzulesen.
Er wollte ihm nach der Vernichtung der Ysgar-Schlange alles zugute
kommen lassen, was in seiner Macht stand.
Die Skyx verbrachten die lange Dschungelnacht in ihren
Häusern in urgemütlich
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