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Macabros 044: Mirakel - Herr im Geisterland

Macabros 044: Mirakel - Herr im Geisterland

Titel: Macabros 044: Mirakel - Herr im Geisterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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über dem steinernen Thron teilten
sich.
    Ein Mensch saß darauf.
    Er wirkte selbst wie ein Ungeheuer. Sein Körper warf Blasen
wie ein kochender Sumpf, seine Glieder waren geschwollen und von
aufbrechenden Geschwüren bedeckt. Schwärzliches Blut
floß durch die brüchigen, aufgequollenen Adern, und wenn
man genau hinsah, war zu erkennen, daß das gesamte Gewebe nur
noch einen losen, lockeren Verband bildete.
    Die Zellen waren nicht mehr zusammengewachsen.
    Sie bewegten sich wie ein dicker, zäher Brei, wie
Gewürm…
    Dieser Mensch, der hohl und dröhnend lachte, und von dessen
schwarzen Lippen die Warnungen kamen wie zähe Gifttropfen –
war kein Mensch mehr, auch wenn er einen menschlichen Namen trug.
    Es war niemand anders als – Philipe, Earl of
Manon-Castle.
     
    *
     
    Er erkannte die tödliche Gefahr und handelte.
    Inspektor Frazer hechtete nach vorn. Keine Sekunde zu
früh.
    Der Schuß krachte. Die Kugel surrte durch die Luft an der
Stelle, wo Frazer eben noch gestanden hatte. Mit tödlicher
Sicherheit hätte sie ihn getroffen.
    Das Projektil klatschte in den Bergsee.
    Frazer lag am Boden und kroch hinter einen Felsen, als ein
weiterer Schuß abgefeuert wurde. Donnerhall verebbte in der
Schlucht. Die Kugel riß ein Stück des Felsens ab, hinter
dem Frazer kauerte.
    Der Inspektor zerrte seine Dienstwaffe hervor, entsicherte sie und
feuerte einen Schuß nach oben ab. Er war ein guter
Schütze. Er sah, wie Ed Hopkins, der erneut anlegen wollte,
einen Sprung zur Seite machte und nun ebenfalls Deckung suchte.
    Frazer kroch weiter zu der steil vor ihm aufragenden Felswand und
suchte hinter einem Vorsprung Deckung. Hier wähnte er sich
sicher.
    Zwischen ihm und Hopkins wurden noch ein paar Schüsse
gewechselt, und Frazer kam sich vor wie im Wilden Westen.
    Hopkins erreichte nicht das Ziel, seinen Gegner zu Boden zu
strecken.
    Das aber hatte er sich gesteckt. Und Frazer, der ein guter
Psychologe war, ahnte, daß Hopkins alles daransetzen
würde, doch noch sein Ziel zu erreichen.
    Er täuschte sich nicht.
    Eine Zeitlang blieb es still. Dann kullerten Steine in die
Tiefe.
    Frazers Nerven waren zum Zerreißen gespannt, und er
beobachtete seine Umgebung sehr genau.
    Es war unmöglich, daß der Todesschütze die
Steilwand herabkam. Er konnte sich nur von der einen Seite der
Schlucht nähern, die auch Frazer benutzt hatte.
    Eine Viertelstunde später krachte von vorn – völlig
sinnlos abgegeben – ein Schuß aus der Winchester.
    Hopkins schien die Nerven verloren zu haben, denn sein Schuß
war um mehr als zehn Meter zu weit links plaziert.
    Oder kam es dem »verrückten Cowboy« darauf an,
seinen Gegner zu verwirren und einzuschüchtern, um ihn zu einer
Kurzschlußhandlung zu verführen? Doch Frazer tat ihm nicht
den Gefallen.
    Sämtliche Sinne angespannt, verhielt er sich völlig
ruhig. In dem Versteck, in dem er hockte, war er sicher. Die Felswand
machte einen scharfen Knick nach vorn und stieg über ihm wie ein
vorspringendes Dach an.
    Frazer ließ keinen Zipfel von sich sehen.
    »Kommen Sie ’raus, Inspektor!« dröhnte da
Hopkins’ Stimme durch die Schlucht. »Ich weiß, wo Sie
sind. Ich kann Sie abknallen wie einen tollwütigen Hund. Sie
haben keine Chance!«
    Frazer leckte sich über seine spröden, staubigen Lippen
und gab keine Antwort. Hopkins’ Worte bewiesen ihm daß der
andere nur bluffte. Er wußte überhaupt nichts.
    Steine kullerten, Schritte knirschten…
    Aus seinem Versteck heraus sah Frazer einmal das
großkarierte Hemd seines Gegners und den Kopf, als Hopkins
geduckt auf einen anderen Felsbrocken zulief, um sich dahinter zu
verbergen.
    Für volle zwei Sekunden präsentierte Hopkins sich wie
auf einem silbernen Tablett. Frazer hätte ihn von seinem
Versteck aus niederschießen können, aber es kam ihm nicht
darauf an, diesen Mann zu töten. Er wollte ihn lebend und
herausfinden, was hier eigentlich vorging.
    So verhielt er sich weiter passiv. Damit machte er seinen Gegner
nervös. Hopkins stand unter Zugzwang.
    Es ging ihm nicht schlecht genug. Nicht er, Frazer, mußte
nervös werden, sondern Hopkins.
    Und fast genauso kam es. Allerdings mit einem kleinen
Schönheitsfehler.
    Hopkins war sich nicht ganz sicher, ob er den Inspektor nicht
vielleicht doch getroffen und empfindlich verletzt hatte. Daß
Frazer sich so ruhig verhielt, mußte seinen Grund haben.
    Seine Unvorsichtigkeit und darüber hinaus seine Schnelligkeit
im Handhaben der Waffe ließen das Zusammentreffen mit Inspektor
Frazer zum

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