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Macabros 046: Blutsiegel des Molochos

Macabros 046: Blutsiegel des Molochos

Titel: Macabros 046: Blutsiegel des Molochos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Problem von einer anderen Seite
anzupacken«, erklärte der AD-Inspektor. »Ich kriege
das Gefühl nicht los, daß wir bisher doch etwas
übersehen haben…«
    »Vater lag mit dem Gesicht zur Erde«, antwortete Joan
Cassner. Ihr dunkles Haar hing strähnig in ihr Gesicht. Sie
wirkte müde und blaß.
    »Was taten Sie, nachdem Sie ihn gefunden hatten?«
    »Ich sah Blut, lief zum Visiophon und verständigte
umgehend die Mordkommission. – Aber das alles steht schon im
Protokoll, Chas…«
    »Ich weiß. Es macht nichts, wenn wir uns auch diesen
Tag nochmal genau ins Gedächtnis zurückrufen, wie Sie das
mit dem Abend des 15. Mai auch machten, Joan… Sie haben also
nicht erst nachgeschaut, ob es wirklich Ihr Vater war, der da
lag?«
    »Nein!« Sie starrte ihn an wie einen Geist. »Nein,
warum sollte ich?«
    »Sie haben ihn sofort erkannt?«
    »Ja!«
    »Woran?«
    »An seiner Kleidung…«
    »Kleider kann man wechseln, Joan.«
    »Aber wer sollte, ich meine…«
    »Ich weiß es auch nicht. Fest steht, daß Sie
Ihren Vater nicht ansahen?«
    »Das stimmt. Ich brachte es nicht fertig. – Aber Captain
Beverly… er hat auch erkannt, daß es mein Vater
war.«
    »Sie kannten Fred Cassner, Captain?«
    »Kennen ist zuviel gesagt. Ich habe hin und wieder mal ein
Bild von ihm in der Zeitung gesehen.«
    »Persönlich sind Sie ihm vorher nie begegnet?«
    »Nein.«
    »Sie wissen, daß es Fred Cassner war?«
    »Es gibt für mich keinen Zweifel. Schließlich war
seine eigene Tochter Zeuge des Fundes, und sie hat uns
persönlich unterrichtet.«
    »Das stimmt. Aber Joan Cassner befand sich in einem Zustand,
der einem Schock gleichkommt, Captain. In der allgemeinen Aufregung
und Verwirrung war es verständlich, daß sie anhand der
Kleidung und auch der Körpergröße ihren Vater zu
sehen glaubte. Aber jetzt ist sie sich gar nicht mehr so
sicher.«
    Er deutete auf ein Bild an der Wand, das den toten Millionär
zeigte.
    »Die Aufnahme ist schon älter, Captain. Würden Sie
trotzdem sagen, daß dieser Mann es war, den der Leichenwagen
schließlich abtransportiert hat?«
    Beverly zögerte nur einen winzigen Augenblick und sagte dann
mit fester Stimme: »Ja, das würde ich sagen.«
    »Danke, Captain. – Eine Frage: Die Leiche ist noch
beschlagnahmt?«
    »Ja, Mister Morgan.« Beverly nickte. »Ich glaube,
ich weiß, was Sie wollen…«
    »Fein, Captain. Das erspart unnötige Worte. Fahren wir
gleich los?«
    »Es ist zwar nicht jedermanns Sache, mitten in der Nacht
einen Besuch im Leichenschauhaus zu machen, aber wenn Sie unbedingt
wollen…«
    »Nicht unangenehmer als am Tag. Tote sehen alle gleich
aus…«
    Da schlug das Visiophon an.
    »Entschuldigen Sie mich bitte einen Augenblick«, sagte
Joan, schon davoneilend, um den Hörer abzunehmen.
    Zehn Sekunden später war sie schon wieder zurück.
    »Für Sie, Captain! Anruf aus Ihrer
Dienststelle.«
    »Danke.« Beverly lief zu dem Apparat. Auf dem kleinen
quadratischen Fernsehschirm zeigte sich das kantige Gesicht eines
Beamten des Mittelstabes zwischen Mordkommission und dem
Headquarters.
    Beverly gelangte in den Abtastbereich der Objektive und wurde
damit für seinen Gesprächsteilnehmer am anderen Ende der
Strippe sichtbar. Das Gespräch, das der Captain führte,
währte weniger als eine halbe Minute.
    Beverly kehrte bleich zu den Wartenden zurück.
    »Sie hatten einen Wunsch, Mister Morgan«, sagte er
heiser. »Ich hätte Ihnen diesen Wunsch gern erfüllt.
Selbst mir hätte ich jetzt diesen Gefallen getan. Leider ist das
nicht mehr möglich. Soeben erhalte ich die Mitteilung, daß
die Leiche Fred Cassners – verschwunden ist.«
     
    *
     
    Die es hörten, blickten fassungslos. Frankie Lane gab einen
Laut von sich, der an das Quieken eines Schweins erinnerte.
    Chas Morgan nickte. »Da scheint etwas zu einer Theorie zu
passen, die ich selbst noch nicht bis in die letzte Konsequenz
durchdacht hatte. Lassen wir uns nicht irritieren, Captain. Machen
wir uns trotzdem auf den Weg…«
    »Sie wollen jetzt noch…«
    »Ja, erst recht. Vielleicht entdecken wir dort noch etwas,
das in das Mosaik paßt…«
    Chaster Morgan verabschiedete sich von Joan Cassner. »Ich
werde versuchen, Ihr Vertrauen zu rechtfertigen«, sagte er
leise. »Ich werde alles daransetzen mitzuhelfen, das Geheimnis
zu klären, das Ihren Vater umgibt, Joan. Passen Sie auf sich
auf!«
    Morgan bereute im gleichen Augenblick, daß er diese letzten
Worte hinzugefügt hatte.
    Joan sah ihn groß an. »Ich habe plötzlich Angst,
Chas,

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