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Macabros 049: Die Qualligen aus der Mikrowelt

Macabros 049: Die Qualligen aus der Mikrowelt

Titel: Macabros 049: Die Qualligen aus der Mikrowelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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sich
beobachtet.
    »Es ist jemand im Raum… ich spüre es«,
wisperte sie matt, sich unruhig umblickend.
    Es war unmöglich, daß jemand durch das Fenster des
Apartmenthauses hätte steigen können. Das nächste Dach
lag sieben Meter tiefer. Dieses Apartmenthochhaus besaß
siebzehn Stockwerke, und Francoise lebte im obersten.
    Ihr Gefühl trog sie nicht.
    Jedoch nicht jemand war im Raum, sondern etwas…
    Es lag auf dem Tisch, der schräg vor dem Fenster stand.
    Es war so winzig klein, daß es mit bloßem Auge nicht
zu erkennen war.
    Es war mikroskopisch klein… »es«, das waren
Tausende, von denen Francoise Value nichts wußte, nichts
ahnte.
    Der Tod in Person lauerte auf seine Chance.
     
    *
     
    Da klingelte es.
    Francoise fuhr zusammen.
    »Pierre! Endlich!«
    Sie hätte weinen können, so fertig war sie. Und in
diesen Sekunden nahm sie sich vor, es nie wieder zu einer solchen
Situation kommen zu lassen. Das nächste Mal wollte sie eher
für Nachschub sorgen. Vielleicht gab es auch kein nächstes
Mal mehr. Nach diesem Schuß würde sie Schluß machen
und endlich aufhören. Sie machte sich kaputt, wenn das so
weiterging.
    Sie mußte voll da sein, wenn in zwei Tagen ihre neue Tournee
begann. Die Hauptproben und Fernsehaufzeichnungen waren hervorragend
gewesen. Die neuen Chansons, die sie vorstellte, hatten es in sich.
Die Texte gingen unter die Haut, die Melodien waren eingängig.
Sie versprach sich viel von der neuen Tournee.
    Der Name Francoise Value war im Moment in aller Munde – jeder
brachte sie mit Schönheit, Charme und den sanften,
verträumt-nachdenklichen Chansons in Verbindung, die auf
Tausende von Schallplatten in das Land gegangen waren. Niemand aber
ahnte, daß sie abhängig war vom Rauschgift, daß sie
seit einem knappen Jahr mehr als einmal täglich die
Heroinspritze ansetzte und dann wieder ganz ruhig, ganz
glücklich, ganz »da« war…
    Sie jagte zur Tür und nahm erst gar nicht den Hörer der
Sprechanlage ab, sondern drückte gleich auf den Knopf, der die
Haustür unten öffnete.
    Es konnte nur Pierre sein, der jetzt noch kam…
    Der Lift rauschte wenig später nach oben. Aber es war nicht
Pierre, der kam.
    Erwartungsvoll stand sie schon an der spaltbreit geöffneten
Tür und konnte es kaum erwarten, bis die Aufzugstür
zurückglitt.
    Ein Fremder trat auf sie zu. Er trug einen dunkelgrauen Anzug,
dunkle Schuhe, eine dezent gemusterte Krawatte.
    Francoise wich zurück und wollte die Tür
zudrücken.
    »Mademoiselle Francoise? Bitte, warten Sie! Ich komme von
Pierre.«
    »Pierre? Warum kommt er nicht selbst?«
    »Es gab Schwierigkeiten. Er muß noch geschäftlich
etwas erledigen. Da hat er mich geschickt.«
    »Sie haben die Nachricht für mich?« Das war das
vereinbarte Stichwort, wenn Pierre mal nicht persönlich kommen
konnte.
    Wenn der andere jetzt von Pierre kam, dann mußte er auf
diese eingespielte Frage eingehen.
    »Es ist ein Päckchen für Sie abgegeben worden, wenn
Sie das meinen, Mademoiselle…«
    »Das mein ich. Geben Sie schon her! Schnell!«
    Sie streckte ihre schlanken Arme aus.
    Der späte Besucher ließ seinen Blick wohlwollend
über den verführerisch wirkenden Leib der schönen
Chansonette gleiten.
    »Erst das Geld, Mademoiselle.«
    Darauf legte Pierre großen Wert. Auf Kredit gab er
nichts.
    Sie lief in die geräumige Diele zurück, in der ein Sofa
und bequeme Sessel standen. Aus einem Schrank nahm sie ein paar
Scheine.
    Die drückte sie dem Mann wortlos in die Hand.
    Der schüttelte den Kopf. »Zehn mehr…«
    »Zehn Scheine mehr?« Francoise, deren Hände
zitterten und die sich vor Schwäche kaum noch auf den Beinen
halten konnte, gierte danach, sich endlich die Spritze geben zu
können.
    »Richtig.«
    »Das ist Wahnsinn!«
    Der Besucher hob die Schultern. Ein Lächeln zuckte um seine
schmalen Lippen. »Kann nichts dran ändern. Anordnung von
Pierre!«
    »Das kann nicht wahr sein. Ich ruf an…«
    »Das geht nicht. Pierre ist unterwegs, ich sagte es Ihnen
schon. – Sie wollen den Preis nicht bezahlen? Dann muß ich
wieder gehen. Ich hab noch andere Kunden zu besuchen.« Er
näherte sich ihr. Ehe sie sich versah, zog er sie an sich und
preßte seinen Mund auf ihre Lippen. »Ich würde gern
bei dir bleiben, du bist wunderbar«, flüsterte er erregt.
»Wenn es nach mir ginge, würde ich dir den Stoff für
die Hälfte des Preises lassen. Aber dann stimmt nachher die
Kasse nicht.«
    »Gib schon her! Hier…« Mit diesen Worten
drückte sie ihm das restliche Geld in die Hand

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