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Macabros 049: Die Qualligen aus der Mikrowelt

Macabros 049: Die Qualligen aus der Mikrowelt

Titel: Macabros 049: Die Qualligen aus der Mikrowelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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dann würden die meisten,
die das Haus betraten, die Tür einfach aufstoßen und durch
den Korridor zu den Liften eilen, ohne sich darum zu kümmern, ob
sich die Haustür völlig schloß oder nicht.
    Sie war nicht verschlossen. Die erste Rechnung Vrangevilles ging
auf.
    Mit dem Lift fuhr er in das oberste Stockwerk.
    Hier oben herrschte vollkommene Ruhe.
    Die Wohnungstür zu Francoise Values Apartment war
dunkelviolett gestrichen. Ein schwerer Türklopfer hing
daran.
    Die Tür war geschlossen.
    Es hätte keinen Sinn gehabt, jetzt zu klingeln. Für
solche Fälle hatte Philipe Vrangeville seine eigene Methode. Und
die war in der Vielzahl ähnlich gelagerter Fälle bisher
stets erfolgreich verlaufen.
    Für solche Fälle trug er einen Dietrich in der Tasche,
um den Schönen, mit denen er seine Schäferstündchen
verbringen wollte, keine Schwierigkeiten zu bereiten.
    Leise schob er das Instrument ins Schlüsselloch und atmete
auf. Von innen steckte kein Schlüssel. Der Rest war eine Sache
von Sekunden. Es knackte einmal kurz und vernehmlich – und die
Tür zu Francoise Values Wohnung sprang auf.
    Es war dunkel in der Diele. Aber aus der anderen Seite der Wohnung
fiel gedämpfter Lichtschein um die Ecke.
    Leise drückte Vrangeville die Tür ins Schloß, zog
sein Jackett aus und hängte es an den vergoldeten
Garderobenhaken.
    Auf Zehenspitzen näherte er sich dem Bogen, der die Wohndiele
mit dem Wohnzimmer und dem Speiseraum verband.
    Bis zum Wohnzimmer kam er gar nicht.
    Etwas rollte in der Dunkelheit auf ihn zu.
    Es war mindestens zwei Meter groß, weiß-grau, quallig
und schmierig und trug auf der Oberfläche Glotzaugen und lange,
faserige Fühler, die wie Peitschenschnüre hin und her
schlugen.
    Vrangevilles erwartungsvolles Lächeln gefror zu Eis. Er
prallte zurück.
    Was war das?
    Über das Phänomen nachzudenken, blieb ihm nicht mehr
genügend Zeit.
    Die Fühler berührten ihn. Der Peitschenschlag der
Auswüchse war so gewaltig, daß Philipe zu Boden flog.
    Dann rollte der Quallenberg auf ihn zu.
    Die Wesen aus dem Mikrokosmos hatten inzwischen den höchsten
Punkt ihrer Entwicklung hier auf dieser Seite der Welt erreicht.
Größer konnten sie nicht werden, sie hatten sich den neuen
Umweltbedingungen innerhalb kürzester Zeit angepaßt.
    Philipe Vrangeville sollte nie begreifen, wem oder was er hier
begegnete und was durch einen geheimnisvollen Vorgang in eine Welt
geschleust worden war, das hier nichts zu suchen hatte.
    Schmierig und glitschig schlug ihm das fremde Leben entgegen und
rollte auf ihn zu.
    Vrangeville schrie, aber sein Schrei wurde im Ansatz schon
unterdrückt, weil das quallige Fleisch seinen Mund und seine
Nase verstopfte.
    Er hatte das Gefühl, als würde ein Felsblock über
seinen Körper gerollt und dann wußte er nichts mehr von
sich.
     
    *
     
    Die Uhr schlug elfmal.
    Der Mann am Tisch in der einfach aber sauber eingerichteten
Wohnung hörte die Geräusche nicht.
    Vor ihm, angestrahlt vom Licht einer Schreibtischlampe, lag ein
Buch. Die Seiten waren vergilbt und brüchig, die Buchstaben alt
und verschnörkelt.
    Das Buch selbst war gefaßt in eine dunkelbraun gegerbte
Lederhaut, die durch Bronzespangen gehalten wurde. Im ersten Moment
hätte man aufgrund der äußeren Aufmachung der
Größe und des Alters des Folianten darauf schließen
können, daß es sich um eine Bibel aus dem 16. oder 17.
Jahrhundert handelt. Auf jeder dritten oder vierten Seite gab es
hervorragende Stahlstiche, die Szenen aus den Städten der
damaligen Zeit und manch anderes mehr zeigten.
    Aber daran ließ sich zuerst erkennen, daß es sich um
keine Bibel handelte.
    Es war ein Tatsachenbericht, und es gab keinen Zweifel an der
Echtheit des Folianten, der mehr als dreihundert Jahre alt war.
    In römischen Ziffern war vermerkt, daß dieses Buch im
Jahr 1645, in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges, von
einem Einsiedlermönch geschrieben worden war.
    Dieser Mönch hatte auf abenteuerliche Weise ganz Europa
bereist, zu Fuß, mit der Kutsche und auf dem Rücken von
Pferden.
    Alle merkwürdigen Erlebnisse und Begegnungen, die Claudius
Johannitus Ellerbrecht – so hieß der Mönch –
während seiner fast zwanzigjährigen Wanderschaft durch die
winzigen Dörfer, die abgelegenen Höfe und die großen
Städte gehabt hatte, waren hier aufgezeichnet.
    Claudius Johannitus war Hexen und Magiern begegnet, behauptete mit
Geistern Verstorbener gesprochen zu haben und hatte sich ganz
besonders für ungewöhnliche Erzählungen

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