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Macabros 054: Femgericht der Kugelköpfe

Macabros 054: Femgericht der Kugelköpfe

Titel: Macabros 054: Femgericht der Kugelköpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Longfield sie betätigen wollte, wankte er und hielt sich
an der Klinke fest. Der Arzt lehnte sich gegen den Türrahmen.
Die junge Krankenschwester reagierte sofort.
    Sie lief hastig auf Longfield zu.
    »Doktor. Ist Ihnen nicht gut? Sie sehen – ganz
blaß aus, soll ich…«
    Er hüstelte trocken und atmete tief durch. »Nicht
nötig. Lassen Sie Harries schlafen! Vielleicht wird er nochmal
nötiger gebraucht.«
    »Aber Sie…«
    Der Doc winkte ab.
    »Es geht mir schon wieder besser. Danke für Ihr
Anerbieten, Schwester! Ein kleiner Schwächeanfall. Man sollte
eben nicht übertreiben. Unseren Patienten geben wir die besten
Ratschläge – aber man selbst schlägt immer wieder
über die Stränge.« Er versuchte zu lächeln. Es
mißlang.
    Dr. Longfield löste sich vom Türpfosten, öffnete
die Tür und ging hinaus. Die kühle, frische Nachtluft
fächelte sein bleiches Gesicht.
    Er sagte kein weiteres Wort und wandte sich nicht mehr um.
    Wie ein alter Mann, dachte Schwester Jane, als sie ihm nachsah. Er
hat sich verändert. Was ist nur los mit ihm?
    Ihr kam es so vor, als würde sein Körper durch ein
schleichendes, rätselhaftes Gift ausgehöhlt.
     
    *
     
    Schwester Jane Osly beobachtete den Arzt, bis er mit der
Dunkelheit eins geworden war.
    Dann wandte die Frau sich ab, verhielt kurz im Schritt und schien
nachzudenken. Einige Minuten später lief sie den Korridor
entlang und klopfte zaghaft an eine Tür.
    Sie wartete erst gar nicht ab, ob sich jemand meldete. Behutsam
drückte sie die Klinke herab.
    »Du kannst herauskommen«, wisperte sie. »Er ist
weg.«
    In dem kleinen, dunklen Abstellraum bewegte sich ein Schatten. Ein
Mann zog die Tür nach innen und schlüpfte durch den sich
verbreiternden Spalt.
    Der Fremde war hager, hatte dunkles, borstiges Haar und einen
schmalen Lippenbart. Der Mann wirkte nervös.
    »Du brauchst keine Angst zu haben«, flüsterte Jane
Osly.
    »Ist die Luft wirklich rein?« fragte der andere. Seine
Augen bewegten sich unruhig hin und her.
    »Ja, du kannst unbesorgt sein, Ted.« Schwester Jane
schüttelte den Kopf. »Du wirst doch jetzt nicht
kneifen?«
    »Mhm, natürlich nicht. Nun bin ich schon mal hier, da
gibt’s auch kein Zurück mehr.«
    Sie beugte sich ein wenig nach vorn. Ihre Lippen berührten
sich. Er legte die Hand um ihre Hüften und zog sie enger an
sich.
    »Nicht jetzt, nicht hier«, stieß sie hervor.
»Nachher. Erst die Arbeit, Ted!«
    Sie gingen den Korridor entlang. Ted Hasker blieb wie ein Schatten
an ihrer Seite.
    Er überragte Jane Osly um Haupteslänge und bewegte sich
mit sportlich federnden Schritten.
    Hasker war siebenundzwanzig, ein Jahr älter als die
gutaussehende Krankenschwester.
    »Und was ist mit Harries?« wollte Hasker wissen, als sie
sich in Höhe des Schwesternzimmers befanden, wo Jane sich
informierte, ob noch alles in Ordnung war. In der
Säuglingsstation herrschte Ruhe, nirgends brannte ein
Ruflicht.
    »Komm«, sagte sie einfach. Er folgte ihr.
    Jane Osly führte ihn zum Kellereingang, öffnete die
Tür, griff nach dem Schalter und knipste das Licht an. Die
Neonlampen flackerten kurz hintereinander auf und beleuchteten die
kahlen, glatten Wände.
    Wortlos ging Jane Osly ihm voraus, blieb an der untersten Treppe
stehen und deutete auf die vordere Tür.
    »Die ist es, Ted. Ich würde dich gern begleiten, aber
das geht schlecht. Wenn etwas passiert und ich bin nicht auf meinem
Posten, gibt es Probleme. Du bist hier unten vollkommen sicher. Um
diese Zeit kommt kein Mensch mehr hier durch. Ich will endlich
wissen, was Longfield seit langer Zeit dort treibt. Es gibt ein
Geheimnis, davon bringt mich keiner mehr ab. Vielleicht sind wir
einer lukrativen Sache auf der Spur, Ted?«
    Der Mann grinste. »Meinst du, er ist Agent, der für eine
fremde Macht in einem geheimen Labor eine neue Substanz
entwickelt?« Hasker lachte leise. »Die besten
Voraussetzungen sind ja vorhanden, wenn man die Dinge im rechten
Licht betrachtet. Hier in einer Entbindungsklinik vermutet doch kein
Mensch einen verhinderten Forscher, der sich heimlich im Keller
einschließt…«
    Er ging die Stufen nach unten. Jane drückte die Tür
wieder ins Schloß und kehrte auf ihre Wachstation
zurück.
    Die junge Krankenschwester war ruhig. Alles war bis ins letzte
besprochen und vorbereitet. Doc. Harries schlief eine Etage
höher, hier in der Klinik wurde kein Mensch Zeuge der Dinge, die
sich eigentlich aufgrund ihrer Initiative abspielten.
    Da konnte einfach nichts schiefgehen.
    Sie irrte –

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