Macabros 054: Femgericht der Kugelköpfe
Jim wurde von zwei starken
Händen zurückgerissen.
Ein Aufschrei kam aus dem Mund eines der Guuf.
Kaum daß Hellmark Jim zur Seite gerissen hatte, versetzte er
dem Eindringling aus der Vergangenheit Xantilons einen Stoß,
der diesen nach vorn schleuderte. Langsam und wie in Zeitlupe
verschwand der Guuf darin.
Da stimmte etwas nicht! Die magische Projektion wurde
schwächer! Die Guuf hatten sich verrechnet! Die Notbrücke
funktionierte gerade noch und baute sich ab!
Macabros nutzte die Chance. Er brachte Jim aus dem
Gefahrenbereich.
Der Guuf an Longfields Seite registrierte mit sichtbarem
Erschrecken, daß sich das Tor in der Tat auflöste. Das war
auch daran zu erkennen, daß die nachgezogenen Umrisse
verblaßten, daß die magischen Zeichen und Symbole weniger
wurden, als ob eine unsichtbare Hand sie langsam auswische.
Da warf sich der letzte noch anwesende Guuf mit einem Aufschrei
nach vorn. Aber nicht allein! Er packte den verdutzten und verwirrten
Longfield am Arm und riß ihn mit sich auf die Wand zu.
»Was soll das? Ich habe – meinen Auftrag erfüllt,
ich…«
Er flog unter der harten, schnellen Bewegung auf die Wand zwischen
den verblassenden Linien zu. Er stand seitlich, so daß noch
genügend Platz vorhanden war, dem Guuf das Eintauchen zu
ermöglichen. Und der wollte ihn mitzerren hinüber in die
Welt, wo Garco auf die Erfolgsmeldung wartete.
Zur Hälfte tauchte Longfield ein. Er schrie wie von
Sinnen.
Zu zwei Drittel!
Da war Macabros da! Er versuchte noch, Longfield zu retten und
packte den Arm, der aus der Wand ragte.
Er hätte es geschafft, den Eintauchenden
zurückzureißen. Aber da brach die magische Projektion
endgültig zusammen.
Longfield war auf der anderen Seite, bis auf die rechte Hand und
das daran befindliche Armgelenk, die wie anklagend aus der Wand in
das Zimmer auf dieser Seite der Welt herausragte.
*
Das polarisierende Licht verschwand, der nachgezogene Rahmen war
nicht mehr zu sehen.
Die Wand war wieder so wie in jener Nacht vor dem Blitzangriff der
hier eindringenden Guuf.
Jim lehnte gegen die Wand an der entgegengesetzten Seite des Raums
und ließ sich ächzend auf die Couch fallen.
Die Blicke der beiden so unterschiedlichen Menschen begegneten
sich.
Macabros stand vor Jim.
»Die Häscher sind fort, und wenn es stimmt, was mir
bekannt ist, dann ist nicht damit zu rechnen, daß sie eine
zweite Gelegenheit haben werden, Jim, dich zu holen… hier kannst
du nicht bleiben…«
»Das weiß ich«, entgegnete Jim mit schwacher
Stimme. »Ich habe keine Heimat, vielleicht wäre es besser
gewesen…«
»Nein, du wirst eine Heimat haben. Und es wird auch der Tag
kommen, da dich die anderen so sehen können, wie du jetzt bist.
Dein Äußeres ist uns ungewohnt… aber du hast Geist,
Vernunft – und ein Herz. Du bist trotz allem ein menschliches
Wesen. Man wird auch dein Äußeres ertragen
können… irgendwann ist die Zeit dazu reif. Bis dahin aber
wirst du eine Heimat haben, die dir Schutz bietet…«
*
Die Ereignisse in Memphis wirbelten Staub auf. Und sie blieben
ungeklärt.
Die Ereignisse in der Klinik von Dr. Longfield blieben es nicht
minder.
Als der Chefarzt auch am zweiten Tag nicht auftauchte, begann die
Suchaktion. Man stieß auf den Kellerraum, in dem er sich so oft
bis in die Nacht hinein aufgehalten hatte.
Man entdeckte dabei die rechte Hand Longfields im Mauerwerk. Welch
grausiges Verbrechen war hier geschehen. Es lag auf der Hand:
Longfield war hier unten unbemerkt ermordet und in die Wand
eingemauert worden.
Diese Theorie ließ sich nicht länger aufrechterhalten,
als die Polizei veranlaßte, daß die Mauer eingerissen
wurde.
Nur die am Handgelenk abgebrochene und eingetrocknete Hand war zu
finden, obwohl man Stein für Stein aus der Wand
herauslöste!
Wo war Dr. Clark Longfield?
In einer anderen Welt, angekettet an einem zerklüfteten
Felsblock, der Rache Garcos, des grausamen Heerführers
ausgeliefert…
Longfields Kopf war auf die Brust gesunken.
Oben kreisten die dunklen, unheimlichen Vögel mit den
Schlangenhälsen.
Das aber sah Clark Longfield nicht mehr.
Sein Leidensweg war zu Ende…
ENDE
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