Macabros 057: Dämonenpest
Aufregung zu herrschen,
denn Hubschrauber kreisten, Militär- und Polizeifahrzeuge fuhren
hin und her. Frank konnte sogar erkennen, wie ein Krankenwagen mit
Höchstgeschwindigkeit davon brauste.
»Seltsam«, meinte Morell nachdenklich. »Was mag
sich dort wohl ereignet haben?«
Alexandra schaute ihn verständnislos an. »Wovon sprichst
du, Frank? Ich wüßte nicht, was an dem Betrieb hier auf
der Besucherterrasse eigenartig wäre.«
»Kein Wunder«, bemerkte er. »Du hast auch nicht den
Militärflughafen im Blickfeld wie ich, weil du mir
gegenübersitzt. Dort muß was geschehen sein, sonst
würde kein solcher Tumult herrschen.«
Alexandra Becker drehte ihren Kopf und blickte hinaus. Es dauerte
einige Zeit, bis sie jenen Punkt fixiert hatte, den Frank meinte,
doch dann hatte sie ihn gefunden.
Sie beobachtete für einen Moment das Treiben, dann wandte sie
sich wieder ihrem Gesprächspartner zu.
»Du hast recht, Frank. Es würde mich ehrlich gesagt auch
interessieren, was da los ist. Ob es wohl im Zusammenhang mit dem
Verschwinden des Flugzeuges steht? Ob es vielleicht wieder
aufgetaucht ist?«
»Möglich«, gab er einsilbig zur Antwort. Ihm selbst
schien diese Möglichkeit am wahrscheinlichsten, aber Frank
Morell war nicht der Mann, der schnell schwachbeinige Vermutungen
verlauten ließ.
Schweigend saßen sie deshalb an ihrem Tisch und sahen dem
Treiben zu.
Der Tag war sonnig und mild. Auf der Besucherterrasse des
Rhein-Main-Flughafens herrschte wie immer reger Betrieb. Keiner der
Besucher hatte dem gutaussehenden Paar bisher besondere
Aufmerksamkeit geschenkt, weil es sich durch nichts von den anderen
Menschen hier unterschied.
Trotzdem spürte Frank deutlich, daß er beobachtet
wurde. Mehrmals versuchte er denjenigen unauffällig zu finden,
der ihn fortwährend im Auge behielt, aber Morell hatte kein
Glück.
Aber da war noch ein anderes Gefühl, das sich seiner
allmählich bemächtigte. Es war symbolisierend für
Gefahr…
*
Auf der Autobahn begann es zunächst leicht, dann immer
stärker werdend, zu regnen. Die Fahrbahn wurde glatt und
rutschig, so daß sich der Fahrer des Krankenwagens, in dem Joe
Fedderson untergebracht war, ganz auf seine Aufgabe konzentrieren
mußte. Und die lautete, den Verletzten auf dem schnellsten Weg
in das nächstliegende Militär-Hospital zu bringen.
Peter Hofer, einer jener Deutschen, die Bedienstete bei den
Amerikanern waren, fuhr, als sei der Teufel hinter ihm her.
Wenn sie jetzt ins Schleudern kamen, dachte er noch.
Und da geschah es auch schon. Ein Mercedes, der zum Überholen
angesetzt hatte, bemerkte den hinter ihm befindlichen
Sanitätswagen nicht mehr rechtzeitig genug. Der Fahrer des
Personenwagens hatte nicht mit der großen Geschwindigkeit des
folgenden Wagens gerechnet und verharrte noch halb in der Mitte der
Fahrbahn, als der Krankenwagen ihn rammte.
Durch die Wucht des Stoßes geriet der Mercedes leicht ins
Schleudern. Der Fahrer konnte den Wagen mühsam wieder unter
Kontrolle bekommen und ihn an einem Seitenstreifen zum Stehen
bringen.
Peter Hofer indessen hatte nicht soviel Glück. Es gelang ihm
zwar, das Tempo beträchtlich zu vermindern, er konnte jedoch
einer Kollision mit der Leitplanke nicht mehr ausweichen.
Trotzdem fiel der Aufprall bei weitem nicht so hart aus, wie es
zunächst den Anschein hatte. Sofern Peter Hofer dies
vorläufig beurteilen konnte, war niemand bei dem Unfall verletzt
worden.
Außer beträchtlichem Schaden an Material waren
scheinbar alle Beteiligten noch mal mit dem Schrecken
davongekommen.
Bis auf Captain Joe Fedderson, der, wenn ihm nicht bald jemand
half, im Sterben lag.
*
Wie auf einen geheimen Befehl hin, ruckte Frank Morells Kopf hoch:
Gefahr!
Für Augenblicke hatte er Fragmentteile einer Szene gesehen,
die sich auf der Autobahn abgespielt hatte. Ein Unfall, in den auch
der Krankenwagen verwickelt war, der eben vom Militärflughafen
davonbrauste.
Solcherlei Vorahnungen hatte er immer dann, wenn Menschen in
Gefahr waren und wenn es darum ging zu helfen. Seit seinem Abenteuer
in Rimini hatte sich diese Übersensibilität weiter
gesteigert, so daß sich in ihrem Zusammenhang der Vergleich mit
Telepathie aufdrängte. Es traf Frank Morells geheimnisvolle Gabe
wohl am meisten, die sich wahrscheinlich aus der Ausstrahlung und
Kraft, die dem Mirakel-Kristall innewohnten, entwickelt hatte, wenn
man sie als eine Abart der Gedankenübertragung darstellte.
»Was ist mit dir, Frank?« fragte Alexandra, der
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