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Macabros 058: Oceanus, Geist der schwarzen Wasser

Macabros 058: Oceanus, Geist der schwarzen Wasser

Titel: Macabros 058: Oceanus, Geist der schwarzen Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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machen. Wenn Hautkontakt
zustande kam, dann war er verloren, dann würde er genauso
reagieren, wie man es von ihm erwartete. In jener Nacht auf der alten
Farm, als er in Richard Patricks Falle ging, da hätten die Pilze
ihn überschwemmen können. Aber sie hatten es nicht getan,
weil sie befürchten mußten, das Amulett dann für ewig
verloren zu haben. Nur er konnte es ihnen herbeischaffen – in
jener Nacht aber befand es sich auf Marlos, dem einzigen Ort, wo
Feinde nicht aktiv werden konnten.
    Doreen Keith berührte das Schwert des Toten Gottes.
    Ihr wilder Aufschrei gellte in Hellmarks Ohren.
    Er führte keinen Hieb aus. Es geschah alles wie von selbst.
Dem Schwert, das niemand verletzte, geschweige denn tötete, der
guten Willens war, wohnten magische Kräfte inne, die aus dem
alten Xantilon stammten. Die Berührung des Dämonischen
genügte, um einen Erfolg herbeizuführen.
    Doreen Keiths Haut verfärbte sich. Mit ungeheurer
Willensanstrengung schien der vergehende Pilz auf dem Boden noch
durch eine geheimnisvolle geistige Brücke zu dem Leib aufrecht
erhalten zu haben, den er in seinem merkwürdigen Gedächtnis
gespeichert hatte.
    Mit dem Ebenbild der schönen Doreen Keith, mit dem Ausdruck
der Hilflosigkeit und des Flehens, hatte der Pilz Hellmarks Herz zu
rühren gehofft.
    Es kostete den jungen Deutschen, der durch Dämonen schon in
schwierigste Situationen gebracht worden war, größte
Überwindung, hier hart zu bleiben. Es war beinahe
unerträglich, sich vorzustellen, daß Doreen Keith in
Wirklichkeit nur noch ein Gedanke war, daß alles von dem
Leichenpilz aus gesteuert wurde, dem es darauf ankam, ihn psychisch
und physisch an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit zu
bringen.
    Als Mensch war er hier oft überfordert. In Angst und in
mancher Not hätte er sicher schon manchmal die falsche
Entscheidung getroffen. Nur mit Hilfe des persönlich auf ihn
abgestimmten Schwertes – sie bildeten eine untrennbare Einheit
– war es ihm schließlich gelungen, keinen Fehler zu
begehen. Ein Schwert, mit dem man normales natürliches Leben
nicht töten konnte, war eine Waffe, die man in der Tat als
einmalig bezeichnen mußte.
    Doreen Keith aber ließ sich töten…
    Da ihr Körper nur eine Vision war, platzte das Trugbild wie
eine Seifenblase.
    Doreen Keith zeigte ihr wahres Gesicht.
    Ihr Körper verschmolz zu einer formlosen, breiigen Masse,
wurde stumpf-fahl und zeigte nichts mehr, was man auch mit viel
Phantasie noch als »menschenähnlich« hätte
bezeichnen können.
    Der Pilz, der bis in die letzten Sekunden gehofft hatte, durch
diesen psychischen Terror und durch Verwirrung auf Hellmark zu
wirken, gab auf, mußte aufgeben.
    Das, was eben noch Doreen Keith dargestellt hatte, war eine
formlose, unbeschreibliche, sackartige Masse, die in sich
zusammenfiel. Das Gewebe wurde trocken. Für einen Moment lang
sah es noch so aus, als versuchten die austrocknenden Zellen einzeln
das dunkle Badezimmer zu erreichen. Viele kamen bis zur Tür und
erreichten noch den Plattenboden. Aber auch hier trockneten sie aus.
Ihr Ziel waren die Wanne und das tropfende Wasser gewesen.
    »Alle Wasser der Erde stehen untereinander in
Verbindung«, mußte Björn an die Worte Al Nafuurs
denken. Mit den unterirdischen Wassern, die auch in das
»Schwarze Wasser« des fischgesichtigen Herrschers
führten. In den unterirdischen Strömen waren die Pilze zu
Hause und lösten sich dort völlig auf. Aber dies war
offensichtlich nur ein Teil ihrer Existenz. Es mußte noch etwas
anderes geben, das wie ein Durchgang in eine andere Dimension war.
Durch dieses Tor waren die Vermißten verschwunden. Auch Rani
Mahay. Oder war auch er nur noch nachvollziehbar durch den
»Geist« eines Leichenpilzes? Der Gedanke daran war hart und
schmerzte.
    Von dem Pilz blieb nichts weiter übrig als eine feine, blasse
Schuppenschicht, die wie ein Staubteppich auf dem Boden lag.
    Björn hütete sich, sie zu berühren, und er ging
auch jetzt drumherum, obwohl er sich fast sicher war, daß die
Substanz des Leichenpilzes ihm in dieser Struktur nichts mehr anhaben
konnte.
    An Schlaf war nicht mehr zu denken. Er mußte damit rechnen,
daß dieser mißlungene Anschlag auf sein Leben umgehend
nachgeholt wurde.
    Für das Auftauchen der Pilze waren Rich und seine Mitarbeiter
verantwortlich zu machen. Er mußte versuchen, sie aus der
dämonischen Trance zurückzurufen, in der sie zu Dingen
fähig waren, die sie selbst verachteten und gar nicht tun
wollten.
    Björn riß die Tür auf.

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