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Macabros 058: Oceanus, Geist der schwarzen Wasser

Macabros 058: Oceanus, Geist der schwarzen Wasser

Titel: Macabros 058: Oceanus, Geist der schwarzen Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Laumer nahm schemenhaft etwas wahr und erinnerte sich
später auch daran, daß er ein Gesicht gesehen hatte, das
sich über ihn beugte, daß er eine Bewegung fühlte,
als ob eine Riesenhand ihn aus den Fluten zöge.
    Dann fester Boden… im Vergleich zu der aufgewühlten See,
die sich langsam beruhigte.
    Er prustete. Irgend jemand half ihm und kümmerte sich um ihn?
Wer?
    Hände… die Brenda Sitgens die Luft aus den Rippen und
das Wasser aus den Lungen preßten. Die junge Reporterin hustete
und spuckte. Brenda und Mike kehrten langsam in die Wirklichkeit
zurück, waren aber noch immer zu benommen, um zu begreifen, was
um sie herum geschah.
    Das Schaukeln war vergangen, als ob die See wunderbar spiegelglatt
wäre.
    Sie registrierten beide dieses Gefühl.
    Aber direkt mit der sich beruhigenden See hatte das alles nichts
zu tun.
    Mirakel hatte den Anker eingezogen. Unter dem Einfluß des
Dyktenkristalls, der die reinen Energien des Universums in sich
vereinigte und eine Aura um ihn schuf, konnte er sich in absoluter
Schwerelosigkeit und außergewöhnlicher Geschwindigkeit
bewegen. Darüber hinaus verfügte er in dieser Aura
über Kräfte, die weit über die herkömmlichen
Fähigkeiten eines Menschen hinaus gingen: es waren
Dyktenkräfte, die ein Mensch für sich entdeckt hatte.
    Mirakel zog das Boot vom Bug hinter sich her. Er selbst glitt
über das Wasser, als ob die Luft darüber für ihn aus
einer unsichtbaren Materie bestand, auf der er sich bewegen konnte.
Er bewegte sich schneller, als dies ein normaler Mensch vermocht
hätte, und er zog das Boot dabei so weit aus dem Wasser,
daß es die schäumenden Spitzen der Wellen gerade noch
berührte.
    Die Weichheit und Sattheit der Bewegung rührte daher,
daß das Boot sich nicht mehr durch das Wasser pflügte,
sondern wenige Zentimeter über den Wellen durch die Luft
flog.
    Brenda und Mike lagen auf dem Boden und bekamen das alles kaum
mit.
    Mirakel erreichte die Küste und ließ hier das Boot
unweit einer Station der Coast-Guard wieder ins Wasser gleiten. Mit
einem letzten Blick vergewisserte er sich, daß die beiden
Menschen bei Bewußtsein waren und er sie dem Erstickungstod
entrissen hatte.
    Er schwang sich zurück, zog lautlos in das nächtliche
Dunkel über dem Wasser und kehrte zu der Stelle zurück, wo
das Zusammentreffen sich ereignete. Mirakel tauchte mit
ausgestreckten Armen wie ein Mensch, der von einem Sprungturm ins
Wasser springt, in die Fluten und versank.
    Er stieß vor in die Tiefe. Das Wasser war schon nach wenigen
Metern so düster, daß man die Hand vor den Augen nicht
mehr sah.
    Morell atmete ruhig weiter. Innerhalb der ihn schützenden
Strahlungsaura verfügte er über eine eigene, sich
ständig neu reinigende Atmosphäre. Die Urenergien des
Universums, nutzbar gemacht für den Geist, der guten Willens
ist, waren wunderbar. Die eigenwillige Fotosynthese funktionierte
einwandfrei.
    Mirakels Ziel waren die geheimnisvollen Kuppeln, von denen die
meisten seit seinem ersten Abstecher hier in dieser See zu verbogenen
und zerfetzten Ruinen geworden waren. Nur eine stand groß und
unverändert an der Stelle und erinnerte in ihrer bizarren Form
an einen gewaltigen Stein.
    Dies war die Behausung von Mysterion, dem Seelenfänger.
    Mirakel war gekommen, um eine alte Rechnung zu begleichen.
     
    *
     
    »Was war das?« fragte Brenda irritiert.
    Sie sah die rote Gestalt in dem schimmernden Strahlenfeld in die
Dunkelheit zurückweichen.
    »Was, Brenda?« äußerte sich Mike Laumer, der
sich die nassen Haare aus dem Gesicht strich.
    »Ein Mensch, Mike. Da war ein Mensch gewesen?« Sie erhob
sich und fühlte sich ziemlich wackelig auf den Beinen.
    »Unsinn, Brenda.«
    »Wenn ich dir sage, Mike! Ich…«
    Sie zog scharf die Luft ein. »Mike! Wo sind wir? Das ist doch
nicht…«
    Sie brauchte sich nicht weiter zu äußern. Auch Laumer
sah, daß sie sich nicht mehr dort aufhielten, wo sie sich
normalerweise befinden mußten:
    Die schaukelnden Boote, die Kaianlage, die flachen Gebäude,
die sich dahinter duckten. Einfache Holzhütten. Nur eine
Steinwurfweite von ihnen entfernt dümpelte ein Wasserflugzeug
auf den Wellen. Hinter den Fenstern der Station brannte anheimelndes
Licht. Die Männer der Coast Guard waren rund um die Uhr im
Einsatz. Hier an diesem Punkt der Welt wurden die meisten
Zwischenfälle auf See gemeldet. Abenteuerlustige Touristen, oft
nur unzureichend ausgerüstet und mit den Gefahren dieses
tückischen Meeresgebietes überhaupt nicht

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