Macabros 061: Wenn Shimba Loos Todesruf erschallt
mußte
Einblick in ein Geschehen haben, das selbst ihn, einen erfahrenen
Kämpfer gegen die finsteren Ausgeburten des Schattenreiches, in
Schrecken versetzte.
Eine Frau, unbekleidet, weißhäutig, mit langen
schwarzen Haaren, saß an einem See. Ihre statuenhaften
Gesichtszüge spiegelten sich in dem ruhigen Wasser.
Am anderen Ufer lagen einige Riesentrauben: blaue Kugeln, die ein
Gesicht zu haben schienen.
Verträumt blickte die Frau ins Wasser.
Da wurde die Idylle jäh zerrissen.
Ein grüner Fangarm schoß auf sie zu. Sofort wurde ihr
Körper emporgehoben.
Ein gellender Schrei zerriß die Luft.
Das rosafarbene, blütenartige Maul der fleischfressenden
Pflanze wurde immer größer.
Gleich würde die Frau darin verschwinden.
Doch dazu kam es nicht mehr.
Ein urwelthaftes Brüllen ertönte, ein Stampfen.
Ehe die Frau im Maul der Pflanze verschwinden konnte, fühlte
sie sich schon von klauenartigen Händen dem sicheren Tod
entrissen. Eine Echse hatte sie gepackt…
Eine trostlose Landschaft breitete sich vor Morells geistigem Auge
aus. Karg und monoton lag die Welt vor ihm.
Gespenstisch, von grauen und schwarzen Lichtabstufungen
durchzogen, sah Frank Morell eine Wüste.
Der Boden war felsig und zerklüftet. Kraterwände, von
erkalteten Lavaströmen zerfurcht, breiteten sich wie eine
zerfallene Ruinenstadt aus.
Fast nahtlos ging die Kraterlandschaft in eine Stadt über.
Die Gemäuer lagen im Schatten der Krater und waren in finsteres
Licht getaucht.
Eine unheilvolle, Böses verheißende Atmosphäre lag
über den Gebäuden. Sie paßte zu dieser
furchteinflößenden Welt, in der der Tod zu leben und das
Leben zu sterben schien.
Auch die Gebäude der Stadt bestanden in der Hauptsache aus
Kratern. Zwischen ihnen ragten turmähnliche Gebilde empor, die
wie zerbrochene Stalagmiten aussahen. Wie versteinerte Riesenklauen
wuchsen sie in den dunklen Himmel.
Aus den Kratern krochen Schwefeldämpfe und gaben der Stadt
ein bizarres Aussehen.
Auf den ersten Blick wirkte die Geisterstadt tot. Verlassen und
leer. Doch dieser Eindruck täuschte.
In den Kratern lebten düstere Kreaturen,
Morastgeschöpfe, wie es sie auf der Erde nie gab.
Auf den ersten Blick sahen sie aus wie übergroße
Regenwürmer. Nur der lange Rüssel, den sie besaßen,
machte einen Unterschied.
Augenscheinlich diente er den Schlammwesen zur Nahrungsaufnahme.
Jedoch war dies nicht der einzige Zweck des Organs. Ab und zu
stießen sie damit grunzende Laute aus, denen ein gewisses
System zugrunde lag.
Sprachen diese Wesen miteinander?
Waren sie vielleicht – intelligent? Verständigten sie
sich auf diese Art und Weise?
Auf den ersten Blick hätte man dieser Spezies jegliche Spur
von Intelligenz absprechen können. Das Treiben dieser
Kraterbewohner war einfach zu animalisch, zu abstoßend, als
daß man sie für intelligent halten konnte.
Sie suhlten sich im Schlamm wie die Schweine.
Einer der Kraterbewohner schob sich immer wieder ins Bild. Von
allen anderen stach er am meisten hervor.
Morell konnte sich gut vorstellen, daß es nicht leicht war,
diese Kreatur zu bezwingen.
In seinem Traum sah Frank Morell sich selbst direkt neben dem
Krater.
Die Monster erblickten ihn und sahen zu ihm herauf. Wie auf ein
geheimes Kommando setzten sie sich zum Kraterrand in Bewegung.
Schlangengleich krochen sie aus dem Sumpf.
Unschlüssig bückte Frank Morell hinunter. Ob diese Wesen
die Steilwand bezwangen? Stellten sie eine Bedrohung für ihn
dar?
Der Dykte kam nicht dazu, diese Überlegung zu Ende zu
führen. Auf der gegenüberliegenden Seite des Kraters
tauchte plötzlich eine menschliche Hand auf. Ein Männerarm
folgte, dann eine zweite Hand.
Jemand schien von der anderen Seite aus das schmale Plateau, das
die Begrenzung des Kraters darstellte, erklimmen zu wollen.
Das Gesicht eines Mannes schob sich über die Sichtlinie.
Frank Morell warf noch einen kurzen Blick in den Krater.
Die Schlammwesen hatten die Kraterwandung erreicht und begannen
sich langsam in die Höhe zu winden…
*
Mary Cornwall war nur mit einem Morgenmantel bekleidet. Die 23
jährige fluchte undamenhaft, während sie zur
Wohnungstür lief.
»Unverschämtheit, mich zu dieser Zeit noch aus dem Bett
zu werfen!« schimpfte sie. Aber sie würde sich schon zu
revanchieren wissen. Dem nächtlichen Besucher wollte sie ihre
Meinung zu dieser Störung flüstern – und nicht gerade
leise, nahm sie sich vor.
Kurzentschlossen öffnete die Frau die Wohnungstür. Da
sie es gewohnt
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