Macabros 063: Die Feuerbestien aus Kh'or Shan
Duval als lebende Fackel ins Wasser sprang und
weiterschwamm. Dieses unheimliche Feuer, das plötzlich
überall auftauchte, war jedoch nicht durch Wasser löschbar.
In der Yacht lief und schrie plötzlich alles durcheinander…
Wir haben keine Zeit mehr gefunden, uns einen Rettungsring
überzustreifen, geschweige denn ein Rettungsboot ins Wasser zu
lassen. Wir sind einfach geschwommen – immer weg vom Feuer, das
die ANTOINETTA prasselnd einhüllte. Du warst immer in meiner
Nähe…«
Catherine zuckte die Achseln. »Ich weiß nichts mehr
über diese Augenblicke. Meine Erinnerung hat erst vor wenigen
Minuten wieder eingesetzt – hier auf dieser Insel, als ich wach
wurde. Alles, was zwischen dem Sprung ins Wasser und meinem Erwachen
hier auf dem Eiland stattgefunden hat, ist mir
entfallen…«
»Dann sei froh darum. Konzentrieren wir unsere Kräfte
auf das, was getan werden muß – und nicht auf das, was
geschehen ist.« Auch Phillips Stimme gewann an Festigkeit.
»Ich fürchte so einfach ist das nicht«, schaltete
Susan Andrews sich ein. »Der Vulkankrater… er ist
verschwunden… dabei habe ich ihn vorhin noch mit eigenen Augen
gesehen.«
Catherine und Phillip blickten sich ratlos an. Es stimmte, was die
braunhäutige Sängerin sagte. Auch sie erinnerten sich
daran, einen Vulkankrater gesehen zu haben, der gewaltige Massen Lava
hoch in die Luft geschleudert hatte. Die mickrigen Felsbrocken und
zerklüfteten Hügel konnten jedoch unmöglich die Reste
dieses gewaltigen Kraters sein. Aber daß etwas geschehen war,
davon zeugten die gurgelnden und blasenwerfenden Lavatümpel.
»Egal wie die Dinge zusammenhängen, wir können hier
nicht sitzen bleiben und Däumchen drehen.« Der junge
Franzose blickte sich in der Runde um. Der feurige Widerschein von
den Tümpeln und Lavabächen spiegelte sich auf seinem
Gesicht. »Wir gehen zum Ufer. Wir müssen so nahe wie
möglich am Wasser sein. Was immer hier geschehen ist, es kann
nicht unbemerkt geblieben sein. Es ist auch damit zu rechnen,
daß von der ANTOINETTA aus noch ein Notruf abgeschickt wurde.
Vielleicht sind schon Schiffe und Suchflugzeuge
unterwegs…«
Die Art und Weise, wie er die Dinge sah und auch darüber
sprach, vermittelte Beruhigung. Susan mußte sich zu ihrer
eigenen Überraschung im stillen eingestehen, daß sie
wieder Mut faßte.
Phillip war Catherine auf die Beine behilflich. Dies geschah noch
etwas wacklig, aber es ging.
»Entschuldige«, sagte sie leise, und der Anflug eines
Lächelns huschte um ihre schön geschwungenen Lippen.
»Ich häng’ an dir wie eine alte Frau… Ich
hab’ das Gefühl, auf Eiern zu gehen. Der Boden unter mir
schwankt wie ein Pudding und…«
Das war nicht nur ihr Gefühl. Das war Tatsache!
Ein Erdstoß ließ den Grund unter ihren
Füßen erzittern und beängstigend schwanken. Ein
dumpfes Grollen erfüllte die Luft. Die schwarzen Rauchwolken
über ihnen schienen ächzend gegeneinander zu
stoßen.
Der Boden unter Catherine öffnete sich.
Wie ineinandergreifende Zahne riß der gewaltige Untergrund
auf, krachend und schmatzend wie ein Gigantenmaul. Direkt unter den
Füßen der hübschen Französin entstand die
gähnende Tiefe.
Und wie ein Stein sackte Catherine ab.
Der Spalt verschlang sie…
*
»Catherine!« Der Schrei des Mannes hallte grauenvoll
über die öde, zitternde Landschaft.
Die Bodenbewegungen unter ihren Füßen waren so heftig,
daß Susan Andrews das Gefühl hatte, einen Faustschlag
gegen die Beine zu erhalten. Sie flog zurück und rollte
über den Boden.
Fauchende Flammensäulen stiegen kerzengerade in den
Himmel.
Sie kamen aus dem Schlund der Erde, der die schöne Catherine
verschlungen hatte.
Glühende Hitze jagte wie ein Orkan über die beiden
Menschen hinweg.
Susan Andrews lag schweratmend und mit pochendem Herzen auf dem
vibrierenden heißen Boden. Als sie den Blick wandte, sah sie,
wie auch Phillip stürzte, wie er noch versuchte, wieder auf die
Beine zu kommen.
Der Boden unter seinen Händen wurde rissig und
bröckelig. Faust- und köpf große Brocken lösten
sich und rollten über den kahlen, felsigen Untergrund. Auf den
Schlund zu, der nur eine Armbreite vor ihm gähnte.
Glühender Widerschein spielte flackernd und bedrohlich
wirkend an den schwarzen Wänden, die steil und zerklüftet
in unauslotbare Tiefe ragten.
Und immer wieder stiegen aus dieser Tiefe flammende
Feuersäulen empor.
Einige sahen so aus wie Menschen, die in Flammen gehüllt
waren, die ihre Beine dicht
Weitere Kostenlose Bücher