Macabros 063: Die Feuerbestien aus Kh'or Shan
zusammen gestellt hatten und die Arme eng
an gen Körper gepreßt hielten.
Flammenzungen umloderten diese Körper. Doch der Eindruck
täuschte. Hier standen nicht Menschen in Flammen – hier
existierten menschliche Gestalten, die aus reinem Feuer
bestanden!
Ein Gluthauch traf das Gesicht des Mannes.
Phillip rutschte über den Boden hinweg, der sich
schüttelte wie eine Rüttelmaschine oder wie der gigantische
Leib eines Ungeheuers, das gerade aus dem Schlaf erwachte.
Steine und Geröll gerieten in Bewegung. Und mit diesen
Steinen und dem Geröll – Phillip!
Er wurde auf den Schlund zugeworfen.
Sein Herz pochte wie rasend. Er fühlte die Schläge auf
dem harten Untergrund gegen seine Brust, und es kam ihm nicht so vor,
als ob sein Herz poche – sondern das Herz eines Ungetüms,
auf dem er lag.
Seine Hände umklammerten den zerklüfteten Boden, der
unter seinen Fingern abbröckelte. Eine Hitzewelle versengte
seine Haare und Augenbrauen.
Mit schreckgeweiteten Augen und schweißüberströmt
starrte er in das wilde, glühende Licht aus dem Schoß der
Erde und meinte noch immer Catherines verwehenden Todesschrei aus der
Feuerschlucht zu vernehmen.
Panik erfüllte den Mann. Voller Verzweiflung und unter
Anspannung aller Muskeln preßte er sich gegen den heißen
Felsboden.
Ein Ruck… der Boden unter Phillip bäumte sich
förmlich auf. Die Schräge wurde steiler. Schon ragte er mit
beiden Armen in den gigantischen, furchterregenden Spalt, aus dem
unablässig weitere Feuersäulen gen den Himmel stiegen.
Aus, hallte es durch sein fieberndes Gehirn…
Da umklammerte eine schmale, zitternde Hand sein rechtes
Fußgelenk.
Steine und Geröll prasselten in die Tiefe, während seine
eigene Vorwärtsbewegung für einen Moment abrupt gebremst
wurde.
Das dumpfe Grollen aus dem Bauch der fremden Erde verstummte.
Schlagartig hörte das Fauchen und Zischen auf. Keine lodernden
Flammenzungen mehr…
Vollkommene Stille!
Mit geweiteten Augen starrte der Franzose über die Schlucht
hinweg, die inzwischen eine Weite von mehr als zehn Metern erreicht
hatte. Die andere Seite des gigantischen Erdschollens, der von dieser
Seite weggedriftet worden war, verharrte zitternd in der
Bewegung.
Und dann schoben sich die beiden riesigen Erdschollen wieder
zusammen, als würden sie von Gegenkräften
aneinandergepreßt.
Neue Gefahr!
Halb mit dem Oberkörper in die Tiefe ragend, mußte
Phillip damit rechnen, von der Erdmasse eingezwängt und
zerquetscht zu werden.
Rasend schnell näherte sich die andere Seite.
Jetzt war die Scholle, die Tausende von Quadratmetern
umfaßte, noch zwei Meter von ihm entfernt… Jetzt noch
einen Meter… Jetzt noch einen halben Meter…
Phillip wollte schreien. Doch dieser Schrei hätte ihm nichts
genutzt. Er mußte handeln. Doch wie gelähmt starrte er auf
die schwarze Wand vor sich, auf der sich ein verwaschenes Schwarz-Rot
spiegelte.
Noch vierzig Zentimeter… noch dreißig
Zentimeter…
Wer immer ihn in dieser Sekunde auch festhielt, – auch dessen
Kräfte ließen nach.
Er stammte sich mit Verzweiflung gegen den Zug in die Tiefe. In
der Todesangst mobilisierte er Kräfte, die er selbst niemals
für möglich gehalten hätte.
Alle Muskeln und Sehnen seines Körpers spannten sich unter
einer außergewöhnlichen Willensleistung zur vollen
Kraftentwicklung an.
Wie ein Ruck ging es durch seinen Leib. Er riß seinen
Oberkörper empor und vertraute darauf, daß die Hand, die
sein Fußgelenk umklammert hielt, noch einige Sekunden
länger aktiv bleiben konnte.
Es knirschte und krachte unter und vor ihm. Geröll prasselte
in die Tiefe, Gesteinsbrocken lösten sich, als die beiden
Erdschollen einander berührten.
Mit voller Wucht, wie zwei Autos bei hoher Geschwindigkeit,
prallten die beiden Massen zusammen.
Wie ein Pfeil, der von der Sehne schnellte, so wurde Phillip nach
vorn gerissen.
Die Hand um sein Fußgelenk umklammerte ihn nicht
länger.
Der Franzose klatschte mit dem Bauch auf den Felsuntergrund und
blieb genau auf der Nahtstelle zwischen den beiden Erdschollen
liegen.
Der Riß im Boden war durch das zuvor abbröckelnde
Gestein an manchen Stellen so breit, daß noch immer die Gefahr
bestand, daß ein Mensch hineinrutschte und wie Catherine
für immer im Schlund versank.
Der Gedanke daran erfüllte ihn mit solchem Grauen, daß
er sich herumwarf und wegrollte von dem Spalt, aus dem leise die
heiße Luft strömte…
Phillip kam in unmittelbarer Nähe des jungen Halbbluts zu
liegen, das
Weitere Kostenlose Bücher