Macabros 071: Spinnenritter greifen an
etwa an ein Sieb
erinnerten, dessen Löcher jedoch nicht durchgestanzt waren.
»Wenn man das so sieht, dann will man kaum glauben, daß
ein Mensch diese Segmente wirklich passieren kann«, fuhr
Björn nachdenklich fort, das Gebilde aufmerksam mit seinen
Sinnen aufnehmend, als müsse er sich jede Einzelheit genau
einprägen. »Aber schließlich weiß ich durch
dich, durch Pepe und. Jim, daß es euch allen drei gelungen ist,
die Fläche ohne den geringsten Schaden zu durchstoßen und
an eine Stelle getragen zu werden, an die ihr euch praktisch
gewünscht habt, und das macht diesen Spiegel so
wertvoll…«
Carminia sah dem Gesicht des geliebten Mannes an, daß etwas
Bestimmtes ihn beschäftigte.
Hellmark ging in die Hocke, beugte sich nach vorn und tastete mit
der Rechten auf die graue, mattschimmernde Fläche, die sich
warm, wie durchblutet, anfühlte.
»Es ist eigentlich unvorstellbar, wenn man bedenkt, daß
man sich einfach nur in diese Fläche werfen muß und dann
untertaucht wie in einem See. Nur mit einem Unterschied: Die
ursprüngliche Struktur des Körpers wird gasförmig und
dan praktisch von einem bestimmten Segment, das man angesteuert oder
sich gewünscht hat, hineingezogen…«
Er sagte die Dinge wie im Selbstgespräch vor sich hin.
Carminia tauchte neben ihm auf. »Genauso ist es.«
Björn tastete noch immer die graue, warme Fläche ab und
fühlte sich von dem geheimnisvollen Gespinst wie magisch
angezogen. »Bevor man anderen etwas zumutet, sollte man
eigentlich sich selbst einen Eindruck von der Sache verschafft
haben«, sagte er leise. »Alle Vorgänge, die hinter uns
liegen, lassen den Schluß zu, daß mein ärgster
Feind, Molochos, angeblich in die Welt, wie sie heute ist,
zurückkehren soll. In der dunklen Stadt, die aus glühenden
Lavaströmen im Norden des wiederaufgetauchten Xantilons erstand,
war seine Ankunft prophezeit. Aber ob die Prophezeiung der
Wirklichkeit entsprach, wage ich zu bezweifeln. Vielleicht war das
alles nur ein Trick zur Irreführung, und der
Dämonenfürst hat einen ganz anderen Weg eingeschlagen. Das
jedenfalls sähe ihm ähnlich… Wenn es dem höchsten
der schwarzen Priester tatsächlich gelungen ist, in unserer Welt
Fuß zu fassen, dann gäbe es für mich keinen Grund,
auch nur eine Sekunde länger zu zögern, nicht dort zu sein,
wo er ist oder sein könnte…«
Der Gedanke war stark.
Und die geistigen Kräfte, die den Spiegel formten und mit
immenser Gewalt vorhanden waren, vereinten sich mit Hellmarks
großem Wunsch. Diese Vereinigung der geistigen Kräfte war
es, die alles in die Wege leitete. Blitzschnell…
Hier erwies sich, daß nichts gewaltiger war als der Geist,
auf den auch der Ursprung des gesamten Universums zurückging.
Vor dem Geist war nichts gewesen, nach dem Geist alles…
Hellmark wurde wie von einer riesigen, gewaltigen Faust nach vorn
geschmettert.
Eigentlich wollte er die Bewegung nicht, doch er konnte ihr nichts
mehr entgegensetzen.
Der Wunsch in seinem Bewußtsein und seinem
Unterbewußtsein hatte schon so stark von ihm Besitz ergriffen,
hatte sich so intensiv mit den unsichtbaren, hier wirkenden
Kräften verbunden, daß es kein Zurück mehr für
ihn gab.
Björn Hellmark rutschte schräg über das große
Segment, und im gleichen Augenblick verformte sich sein Körper
zu einem kometenschweifähnlichen Gebilde, das sich blitzschnell
um sich selbst drehte.
Hellmarks ursprünglicher Körper bestand nicht mehr, wohl
aber noch sein Bewußtsein, das alles mitbekam, dem nichts
entging.
»Björn!« gellte der Schrei über Carminias
Lippen. »Vorsicht! Nicht… dir fehlt das Amulett. Du kannst
nicht mehr zurück.«
Hellmarks Geist registrierte ihre Zurufe nicht mehr.
Er war hineingeraten in dumpfes Brausen, das ihn vollkommen
einhüllte und aus dem er nicht mehr emportauchen konnte.
Carminia sah, wie der Nebelstreif, zu dem Björn geworden war,
in einer der winzigen von vielen hunderttausend Mulden verschwand wie
in einem feinen Stäbchen, in das jemand Luft durchzog.
Dann war Hellmark nicht mehr zu sehen…
Für ihn eröffnete sich jedoch in diesem Moment eine
andere Welt.
Blitzartig hörte die Bewegung durch das Nichts auf, die
weniger schmerzhaft und benommen erfolgte als mancher Übergang
in eine andere Dimension, den er schon hinter sich hatte.
Dunkelheit umgab ihn, in die er im wahrsten Sinn des Wortes
federnd glitt.
Er hatte das Gefühl, auf einem Trampolin anzukommen und
versuchte, die wippende Bewegung durch eigene
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