Macabros 071: Spinnenritter greifen an
Kräfte
auszusteuern.
Da stellte er fest, daß es ihm nicht mehr gelang, Arme und
Beine so zu bewegen, wie er es gern wollte.
Er hing fest! Er klebte in einem gewaltigen, unbeschreiblichen
Netz inmitten eines dunklen, fensterlosen Raums, in dem die riesigen,
rundum gespannten Fäden wie die eines Spinnennetzes ihn
festhielten.
Siedendheiß überlief es Björn Hellmark.
»Das hat man nun davon«, knurrte er, eine Fluch zwischen
den Zähnen zerdrückend. »Manchmal sollte man eben
nicht zu voreilig sein…«
Er erkannte den Fehler, den er begangen hatte, genau. Diesen
Selbstversuch hätte er unter anderen Vorzeichen machen
müssen.
Doch nun war es zu spät, den Fehler wieder gutzumachen. Er
hatte nicht geglaubt, daß die geistigen Kräfte im Innern
des Spiegels so schnell auf seine eigenen ansprechen würden.
Seine Sinne waren sofort da, und er ahnte, daß er sich
momentan in höchster Gefahr befand, weil er sich sicher an jenem
Ort aufhielt, wo Molochos in diesen Sekunden tatsächlich
anwesend war oder jeden Augenblick auftauchen konnte.
Hellmark reagierte unverzüglich.
Wenn es ihm mit seinem Originalkörper nicht gelang, sich aus
den gewaltigen, klebrigen Fäden des Netzes zu befreien, dann mit
Macabros, seinem Doppelkörper, dem solche Situationen zum
Glück nichts anhaben konnten.
Doch welch ein Schreck… hier ging’s nicht!
Das Netz, in dem er lag, schien augenblicklich die Kräfte,
die er eben noch spürte, in sich aufzusaugen, machte in schlapp
und hilflos, so daß er dalag und nicht imstande war, seinen
hilfreichen Zweitkörper in dieser gräßlichen
Situation als Hilfsmittel zu benutzen.
*
Juanita sah dem Mann nach, der glaubte, zwischen den kahl
aufragenden Häuserfassaden eine schattenhafte Bewegung
wahrgenommen zu haben.
Sie selbst starrte in die Dunkelheit zwischen den Hauswänden,
erblickte jedoch nur Hans Gerhold, der langsam und aufmerksam sich
Meter für Meter von seinem Fahrzeug entfernte.
Der CIA-Agent war einzige, gespannte Aufmerksamkeit. Bannister
alias Gerhold beobachtete seine Umgebung genau, ging dann auf das
erste der etwas nach vorn stehenden Häuser zu und warf einen
Blick durch das leere Fensterloch in das Innere des von Wind und
Wetter in Mitleidenschaft gezogenen Hauses. Ein Dach gab es nicht
mehr.
Der Amerikaner ließ seine Taschenlampe aufflammen, und der
breite, grelle Lichtstrahl wanderte über die kahlen, mit Moos
und Schimmel bewachsenen Wände, über die morschen,
hölzernen Türrahmen, um die herum Verputz und Steine
abgebröckelt waren, als hätte sich das Gebiß
großer Nager hineingefressen.
Und Nager gab es auch!
Ratten…
Kaninchengroße Tiere hockten in den Ecken und ließen
sich auch vom Licht der Taschenlampe nicht vertreiben.
Sie quiekten und starrten in die Helligkeit, als könnten sie
den Mann dahinter erkennen.
Bannisters Augen verengten sich.
Konnte es sein, daß er eine Ratte gesehen hatte?
Nein – ausgeschlossen! Er verwarf den Gedanken ebenso schnell
wieder, wie er ihm gekommen war.
Der Schatten, den er wahrgenommen hatte, war größer
gewesen… Davon ließ er sich nicht abbringen.
Die Unruhe in Bannister wuchs. Obwohl er sich sagte, daß er
sich ebenso gut getäuscht haben konnte. Schließlich war
das, was er gesehen zu haben glaubte, etwas nicht
Alltägliches.
Der Mann ging weiter in die schmale Gasse und erreichte jene
Stelle, wo der riesige Schatten vorhin sich bewegt hatte.
Seltsamerweise stieß er nun auf keine Spuren, die diesen
Schatten irgendwie erklärt hätten.
Doch!
Da war etwas…
Deutliche Schleifspuren auf dem schmierigen Kopfsteinpflaster. Die
Fährte lief quer an dem Haus entlang und verschwand in einer
dunklen Seitengasse.
Bannister folgte diesem Weg.
Er kam an einem Schuppen vorbei, der nur noch ein
Trümmergrundstück darstellte. Die Straße führte
etwas bergab und mündete in die Felsen, die den Ort vom Meer
trennten.
Bannister ging immer weiter.
Dann hörte er ein Geräusch. Es kam hinter einem der
Felsen hervor.
Auf Zehenspitzen schlich der Agent geduckt an den Felsklötzen
entlang, um herauszufinden, was es mit den seltsamen Geräuschen
in der Nacht und den Schatten auf sich hätte.
Er kam um den Felsen herum, blickte in einen düsteren, von
Steinen übersäten Kessel und meinte, seinen Augen nicht
trauen zu dürfen.
Was er da sah, verschlug ihm den Atem und ließ ihm die
Wirklichkeit traumhaft erscheinen.
Zwischen den Steinen sah er mehrere riesige Spinnen, deren dunkle
Leiber sich kaum
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