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Macabros 085: Oceanus' Totenheer

Macabros 085: Oceanus' Totenheer

Titel: Macabros 085: Oceanus' Totenheer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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aber war ihnen neu.
    John Racliffe war davon so fasziniert und gleichzeitig
erschrocken, daß er nicht daran dachte, die Kamera einzusetzen.
Erst als sein Bruder ihm ein Zeichen gab, reagierte er.
    War der riesige, gelb-rote Ring ein Lebewesen? Existierte es in
bisher unerforschten Tiefen und war durch einen Zufall in die
höheren Regionen des Ozeans gelangt?
    John Racliffe griff mit zitternden Fingern die Kamera und
betätigte den Auslöser.
    Zu einem Foto kam er. Zum zweiten schon nicht mehr.
    Plötzlich schnellte die dunkle, pulsierende Öffnung des
Ringes auf sie zu.
    Ein ungeheurer Strudel wurde erzeugt.
    John Racliffe, der dem Strudel am nächsten war, erwischte
es.
    Der Mann wurde wie von einer Riesenfaust gepackt, davongewirbelt
wie ein welkes Blatt und hineingerissen in den Sog, dem er nichts
entgegensetzen konnte.
    Von Panik erfüllt, reagierte Pit Racliffe mit einem Druck auf
den Auslöser seiner Harpune. Der Pfeil schnellte davon,
verschwand einfach in der Öffnung und tauchte ein in ein
scheinbar unendliches Loch, eine Schwärze, die Ähnlichkeit
hatte mit der des Weltraumes.
    Der Mann mit dem dunkelblonden Haar warf sich herum und
kämpfte gegen den Sog, der auch ihn einzuholen drohte.
    Das Wasser wurde nicht in Bewegung gesetzt, es schäumte und
sprudelte nicht – da war einfach diese gewaltige Kraft, die
alles aufsog.
    Außerhalb des Sogs entstand ein Gegenwirbel. Ob es
beabsichtigt war oder nicht, sollte Pit Racliffe nie erfahren.
    Er sah, wie die vom Hals seines Bruders gerissene Kamera wie ein
Geschoß an ihm vorbeisauste und irgendwo auf den Meeresgrund
sank.
    Ein schwaches Flimmern entstand über Pit Racliffe. Der Ring
– er holte ihn ein!
    Der Mann aus Aurora schwamm wie von Sinnen davon, stieß sich
nach oben und erreichte die Oberfläche. Sein Kopf glitt aus dem
Wasser.
    Mit ruckartiger Bewegung riß Racliffe das Mundstück
heraus, rief um Hilfe und kraulte durch die See.
    Wie ein Berg türmte sich die Wand der YOUNG LOVE vor ihm
auf.
    Racliffe atmete schnell. Vor seinen Augen tanzte es auf und
nieder. Er schluckte Wasser. Seine Kraft ließ nach. Der Druck
in seinem Schädel… Schwindelgefühl… er war zu
schnell aufgetaucht… Er war außerstande, sich noch zu
bewegen. Plötzlich waren seine Muskeln hart wie Bretter und
verließen ihn seine Kräfte…
    Er tauchte unter. Hände griffen nach ihm. Es wurde ihm nicht
bewußt, daß eines der Beiboote neben ihm auftauchte und
die Besatzung ihn an Bord zog.
    Sie legten ihn auf den Bauch, rissen ihm die Arme empor und
pumpten das reichlich geschluckte Wasser aus seinem Magen und seinen
Lungen.
    »Mein Bruder… rettet meinen… Bruder«,
stöhnte er. Er riß die Augen weit auf, und ein flackerndes
Licht zeigte sich darin. Pit Racliffe wirkte abwesend wie ein
Träumender. »Der Ring… mein Gott, der farbige
Ring… er nimmt ihn auf und reißt ihn mit… wohin,
wohin?«
    Er schrie gequält auf.
    Er war nicht ansprechbar. Man hievte ihn an Bord des Luxusdampfers
und brachte ihn auf die Krankenstation, wo der Arzt sich um ihn
kümmerte. Pit Racliffe stand unter schwerer
Schockeinwirkung.
    Er bekam eine Spritze, nach der er in wohltuenden Schlaf fiel.
    Aber selbst im Dämmerzustand formten seine Lippen noch den
Namen ›John‹…
    Wo mochte er sein? Was war aus ihm geworden?
    John Racliffe tauchte nicht wieder auf. Trotz sofort eingeleiteter
Suche fand man ihn nicht…
    Aber John Racliffe lebte noch!
    Sekunden nach dem Auftauchen des rätselhaften Ringgebildes
setzte sein Bewußtsein aus. Alles um ihn herum versank,
während er in einen endlosen Schacht zu stürzen schien.
    Dann kam John Racliffe wieder zu sich.
    Noch immer befand er sich im Wasser…
    Seine Sinne funktionierten augenblicklich wieder. Er hielt die
Harpune noch umklammert. Die Unterwasserlampe und die Kamera
allerdings fehlten…
    Wo war Pit?
    John Racliffe wirbelte herum.
    Was er sah, ließ seinen Herzschlag stocken.
    Er befand sich auf dem Meeresgrund, und eine lange Straße
lag vor ihm, die genau zwischen abgebrochenen Säulen in eine
unbekannte Ferne führte.
    Er meinte, über eine Ruinenstätte zu schweben, über
einer Stadt, die vor Jahrtausenden versunken war.
    Aber das war noch nicht alles.
    Auf einer abgebrochenen Säule, von der Tang und lange
Algenfäden wie dünne Fahnen in der Strömung wehten,
saß jemand.
    Eine Frau!
    Sie hatte wallendes, blondes Haar, einen bloßen
Oberkörper – und keine Beine! Statt dessen hatte sie den
Unterleib einer Nixe und das Gesicht von

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