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Macabros 085: Oceanus' Totenheer

Macabros 085: Oceanus' Totenheer

Titel: Macabros 085: Oceanus' Totenheer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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ein nasser Vogel und warf sich in die Brust.
    »Das Ganze schreit danach, daß man es
ergründet«, war seine Meinung. »Es ist alles ruhig.
Man könnte es wagen.«
    »Was könnte man wagen, Whiss?«
    »Einen Blick in die Höhle werfen, um herauszufinden, wie
es innen aussieht.«
    »Und was versprichst du dir davon?«
    »Aufklärung über sein Verhalten, über seine
Lebensart. Wissen kann nicht schaden. Im Gegenteil! Einen Feind, den
man kennt, kann man besiegen. Wir können nicht wissen, ob es bei
dieser ersten für uns glimpflich ausgegangenen Begegnung bleibt.
Das nächstemal kann es dramatisch für uns werden.
Außerdem – können wir bei dieser Gelegenheit auch
feststellen, ob es sich nur um ein Einzelexemplar handelt oder um
eine ganze Herde…«
    Björn verdrehte die Augen. »Du hast eine wunderbare Art
an dir, deine Freunde in Schrecken zu versetzen«, murmelte er.
»Ob es eins oder zehn oder fünfzig von diesem komischen
Ungeheuern gibt, wäre nicht wichtig für uns, wenn wir die
Gelegenheit hätten zu verschwinden.« Er blickte bei diesen
Worte in die Höhe.
    »Wir sind sehr tief«, warf Whiss ein. »Es
würde uns gelingen, ein paar Meter in die Höhe zu steigen,
aber dann würden wir von der starken Anziehung wieder auf den
Meeresgrund herabgezogen.«
    Björn nickte. »Das ist mir auch klar. Aber als ich von
Apokalypta und ihren Schergen vom Flaggschiff geholt und in die
Röhre gebracht wurde, ist mir aufgefallen, daß
unzählige dieser Röhren von der Meeresoberfläche in
die Tiefe führen. Es war möglich, mit ihnen nach unten zu
gelangen – also muß es umgekehrt auch möglich sein,
wieder nach oben zu kommen. – Es ist mir ein Rätsel,
weshalb wir auf unserem Weg durch die Stadt auf keine weiteren
Röhren gestoßen sind.«
    Whiss zuckte nach menschlicher Art mit den schmalen Schultern.
»Wir sind bisher nicht sehr weit gekommen. Vielleicht sind die
Abstände zwischen ihnen sehr groß.«
    »Vielleicht…«
    »Ich habe mich nur auf eine einzige Röhre konzentriert,
und das war wichtig«, kam das vogelähnliche Geschöpf
mit dem Schildkrötenkopf noch mal auf seine Rettungsaktion zu
sprechen. »Wir werden weiter suchen. Aber erst die Höhle.
Ich hab’ so ein komisches Gefühl…«
    »Ich auch, Whiss…«
    »Dann setzen wir alles daran, diese komischen Gefühle zu
eliminieren, einverstanden?« Whiss erhob sich.
    »Ich komm mit«, sagte Hellmark und löste sich
vollends von dem Sockel, hinter dem er die ganze Zeit gekauert
hatte.
    »Würde ich nicht vorschlagen«, Whiss
schüttelte den Kopf, befand sich in diesem Moment etwa in
Augenhöhe Hellmarks und wedelte heftig mit seinen wie aus zarter
Seide gesponnenen wirkenden Flügel und damit der Anziehung
entgegen. »Wenn ich allein gehe, ist’s
gefahrloser.«
    Der Kleine entwickelte eine Initiative, die Hellmark
erstaunte.
    »Inwiefern?« wollte er wissen.
    »Ich bin kleiner als du… ich kann mich besser
verstecken, wenn’s darauf ankommen sollte.«
    Dem mußte Hellmark zustimmen. Dennoch huschte ein
wehmütiges Lächeln über seine Züge.
    Whiss’ Bemerkung warf ein bezeichnendes Schlaglicht auf ihre
verfahrene Situation.
    Jetzt von groß und klein zu sprechen war geradezu
vermessen.
    Wenn er sich vor Augen hielt, wie klein sie in Wirklichkeit waren!
Die Welt, in der sie sich aufhielten, war die des Atoms. Sie selbst
waren so winzig, daß es überhaupt keine Möglichkeit
mehr gab, einen Begriff dafür zu finden, daß selbst die
eigene Vorstellungskraft versagte.
    »In Ordnung«, Björn war einverstanden. »Aber
sei vorsichtig! Ich seh mich einstweilen in der Nähe um und
nehme vor allem die komischen Statuen unter die Lupe. Vielleicht
gelingt es mir, das Geheimnis ihrer Wiedergeburt zu entdecken…
aber nicht nur das«, fügte er plötzlich leiser
hinzu.
    »Was noch?« reagierte Whiss sofort, der ein
bemerkenswertes Einfühlungsvermögen besaß.
    »Es ist nur so eine Idee… ich muß dauernd an
jemand denken.«
    »An Carminia… Rani… Arson…?«
    »Auch an sie, ja – aber nicht in diesem Zusammenhang. An
einen anderen Freund. An Oceanus…«
    »Wer ist Oceanus?«
    »Der Herr der Meere, der Herr der Schwarzen
Wasser…«
    Whiss riß beide Augen noch mehr auf, so daß er noch
ulkiger aussah. »Jetzt wird’s aber komisch…«
    Björn erklärte es ihm. »Als ich Oceanus zum
erstenmal begegnete, war es ein Zusammentreffen mit einem Feind. Sein
Wesen war verhext. Der Bann konnte zum Glück gebrochen werden,
und Oceanus erkannte sein eigenes Ich wieder.

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