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Macabros 091: Die Pestreiter

Macabros 091: Die Pestreiter

Titel: Macabros 091: Die Pestreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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»Tempeleingang« zurückgeblieben.
    Dann waren sie im Mittelpunkt der Zelle.
    Ein phantastisches und schreckliches Panorama erwartete Björn
Hellmark.
    Der Mittelpunkt erinnerte an einen gewaltigen Strunk, der in
bizarren Bahnen aus dem Boden wuchs. Der Untergrund, auf dem Hellmark
und sein Begleiter standen, war hier nicht mehr undurchsichtig und
weich, sondern fest und durchsichtig wie changierendes Glas, so
daß vereinzelt die gewaltigen, spiralförmig gedrehten
Wurzeln zu sehen waren, die sich in die Tiefe des felsigen Tals
gebohrt hatten und der riesigen Zelle einen festen Stand
garantierten.
    Die einzelnen Wurzeln sahen zum Teil aus wie grün und gelb
gefärbte, von der schützenden Haut befreite
Muskelstränge.
    Der Strunk, der wie eine grotesk geformte Säule vor ihnen
emporwuchs und einen Großteil der Halle einnahm, hatte einen
Durchmesser von gut fünf Metern.
    An dem Strunk, der mit Löchern und Spalten, Vertiefungen und
beulenartigen Erhebungen versehen war, vibrierten zahllose elastische
Fäden, die von einem unhörbaren und unfühlbaren
Luftstrom in Bewegung gehalten wurden.
    Eine dieser Erhebungen war – Rani Mahay!
    Nur noch der Kopf von ihm war zu sehen, alles andere lag unter
einer dichten Schicht klebriger Fäden versteckt. Der treue Inder
war wie in einen Kokon eingesponnen, wurde gefangengehalten von dem
unheimlichen lebenden Tempel und war »gerichtet«, wie Akmut
unheilvoll verkündet hatte.
    Der Inder rührte sich nicht mehr.
     
    *
     
    »Evelyn? Merkwürdig, sie ist noch nicht zurück. Sie
wollte dem Gast in Zimmer 812 den bestellten Drink bringen. Das war
vor über einer halben Stunde.« Die Frau, die das sagte, war
ebenfalls im Hotel Astoria im Zimmerservice tätig. Sie
hieß Mary Haie, war fünfundzwanzig Jahre alt, burschikos
und hager.
    Mary Hale fuhr mit dem Lift in die achte Etage des Hotels. Die
Nachschlüssel hatte sie dabei. Sie war von Natur aus
mißtrauisch und fast davon überzeugt, daß etwas
passiert war.
    Im Zimmer Nr. 812 war eine Engländerin namens Peggy Lascane
untergebracht. Gesehen hatte sie noch niemand. Sie war mit einem Mann
gekommen und gleich aufs Zimmer gegangen. Es hieß, so hatte
Mary Haie herausgefunden, daß sie sich nicht sehr wohl
fühle. Überhaupt wäre es eine seltene Krankheit, die
sie veranlaßt hätte, in die Staaten zu fliegen. Sie wolle
sich hier von einem Spezialisten untersuchen lassen. Deshalb die
Nachbarschaft zum St. Helens Hospital, das nur wenige Blöcke
entfernt lag.
    Mary Haie eilte durch den mit einem roten Teppich ausgelegten
Korridor. Dann stand sie vor der Tür der Nummer 812. Sie klopfte
an.
    Als sich niemand meldete, drückte sie die Klinke herab und
mußte feststellen, daß die Tür nicht abgeschlossen
war. Mary drückte sie vollends auf und prallte wie vor einer
unsichtbaren Wand zurück.
    Im Zimmer lagen zwei Personen. Die eine quer über dem Bett,
die andere auf dem Boden.
    Mary Haie preßte die Hand gegen den Mund, um nicht laut
aufzuschreien.
    Was sie sah, war mehr, als sie verkraften konnte.
    Wie die Körper aussahen!
    Sie waren von einer gelbgrün schimmernden, breiigen Masse
bedeckt, die aussah wie große, ineinander übergehende
Geschwüre.
    Zwei reglose, abscheulich wirkende Gestalten. Körper von der
Pest zerfressen.
    Mary Haies Denken setzte aus. Ihr letzter klarer Gedanke war,
daß es sich eigentlich unmöglich um den Hotelgast Peggy
Lascane und um ihre Kollegin Evelyn handeln konnte, aber eine andere
Erklärung war kaum möglich. Peggy Lascane hatte eine
furchtbare Krankheit mitgebracht.
    Dann handelte die Frau nur noch mechanisch und instinktiv
richtig.
    Sie zog die Tür ins Schloß, versperrte sie, lief zum
Lift und tauchte drei Minuten später bei ihrem unmittelbaren
Vorgesetzten auf. Dem erzählte sie alles. Er wollte nicht
glauben, was die phantasiebegabte Angestellte da von sich gab. Zeit
ging verloren, weil der Informierte sich aus erster Hand einen
Eindruck verschaffen wollte.
    Das tat er. Leichenblaß wandte er sich um.
    »Das gibt es doch nicht«, stieß er schaudernd
hervor.
    Die Geschäftsleitung wurde umgehend verständigt.
    Sie wiederum alarmierte die Polizei mit der Bitte, diskret
vorzugehen. Die Hotelgäste sollten so wenig wie möglich
merken. Der Ruf des Hauses stünde auf dem Spiel.
    Es kamen nicht nur Polizeibeamte, sondern auch Männer von der
Mordkommission. Der gerichtsmedizinische Sachverständige stand
vor einem Rätsel.
    Er ging an die beiden Leichen nur mit umgebundenem Mundschutz

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