Macabros 094: Todesruf der schwarzen Hexe
Redgrave sah, daß die Axt im Körper des anderen
steckte, ohne daß dieser zu Fall kam, ohne daß das
passierte, was er erwartete, schrie er auf wie ein tödlich
verwundetes Tier.
Er schlug und trat um sich, brachte dabei mehrere brennende Kerzen
zu Fall, und die leckenden Flammen fanden in dem alten Teppich und
dem leicht brennbaren Gerümpel sofort reichlich Nahrung. Eine
Kerze flog in hohem Bogen in die hinterste Ecke. Dort stand in einem
kleinen Kanister ein Vorrat an Benzin. Der Kanister war wenige
Augenblicke später nach dem Entzünden des trockenen
Anmachholzes, das da lagerte, in helle Flammen gehüllt, und es
war nur eine Frage der Zeit, bis der Kanister in der entstehenden
Hitze explodierte.
Redgrave entwickelte ungeheuerliche Aktivität. Er erklomm die
Leiter, und es war erstaunlich, wie schnell er nach oben kletterte in
seinem geschwächten Zustand.
Er kroch aus dem Bodenquadrat in die Hütte.
»Redgrave!« ertönte Macabros’ Stentorstimme.
»Bleiben Sie stehen!«
Er riß sich die Axt aus der Schulter und schleuderte sie in
die Flammen, die eine Kellerwand schon völlig umgaben.
Durch den Nebel- und Rauchschleier nahm er wahr, wie sich die
Formation der schwarzen Knochen veränderte, als würde eine
unsichtbare Hand sie zusammenschieben. Sie bewegten sich wie kleine,
selbständige Lebewesen und schrumpften, während sie sich
einander näherten, zu einer Statue zusammen, die einen nackten,
weiblichen Körper zeigte.
Die schwarze Knochenmasse aber blieb von dem Feuer ringsum nicht
verschont. Flammen rasten über sie hinweg, und Macabros sah, wie
die Knochen-Statue zu schmelzen begann. Gleichzeitig hörte die
Entwicklung des schwarzen Nebels auf. Er wurde dünner und schien
von dem dafür stärker werdenden Qualm aufgefressen zu
werden.
Innerhalb weniger Sekunden entstanden ringsum prasselnde
Flammenwände. Die Hitze wurde unerträglich.
Nicht für Macabros.
Ihm tränten weder die Augen, noch wurde ihm auch nur ein Haar
angesengt.
Er lief durch das Feuer, schwang sich an der schon brennenden
Holzleiter hoch und eilte durch die Hütte.
Die Tür stand weit offen. Eisiger Wind fegte herein.
Vor ihm lief Redgrave, ein dunkler Schatten, mit wehendem, weit
offen stehendem Mantel.
»Redgrave!« tönte Macabros’ Stimme durch die
weiße Einsamkeit Alaskas. »Wo wollen Sie denn hin? Bleiben
Sie stehen… ich kann Ihnen helfen…«
Er brauchte die Verfolgung nicht Schritt für Schritt hinter
sich zu bringen. Im nächsten Moment versetzte Björn
Hellmark seinen Zweitkörper in Redgraves unmittelbare
Nähe.
Macabros’ Absicht war es, den Mann, der sich kaum noch auf
den Beinen halten konnte, der nur noch torkelte wie ein Betrunkener
und dem die eisige Kälte zusetzte, weil er keine Fellmütze
trug und den Mantel nicht geschlossen hatte, von hier
fortzubringen.
Vielleicht konnte man Redgrave doch noch helfen und seinen
verwirrten Geist zurechtrücken. In einem Sanatorium in der
Nähe von London, oder in einer Heilanstalt bei New
York…
Er überlegte gerade, wohin am besten er sich versetzen
könne, als er aller weiteren Handlungen enthoben wurde.
Ein letzter Rest des verwehenden schwarzen Nebels, der ihnen von
der Hütte aus gefolgt war, umfloß den wankenden Redgrave.
Wie eine wild um sich selbst drehende Spirale wirbelte der Nebel um
Redgraves Körper und erfaßte auch noch Macabros.
Er spürte nur eine kurze, ruckartige Bewegung, die ihn leicht
nach vorn taumeln ließ. Aber für Redgrave war es die
letzte Entscheidung. Er verschwand mit dem Nebel.
Der Reporter, der dem Ruf der ›schwarzen Hexe‹ folgen
mußte, ob er wollte oder nicht, bekam nicht mehr mit, was im
einzelnen mit ihm geschah.
Es wurde kohlschwarz um ihn herum, und eine ungeheuer rasende
Bewegung entstand, daß er meinte, der Atem würde ihm
versagen.
Die Schneeluft wechselte ab mit subtropischer Wärme.
Bill Redgrave, der eine Statue der ›schwarzen Hexe‹
entdeckt hatte und von dem Besitzer dieses unheiligen Objektes
eingeweiht worden war, verließ Raum und Eigenzeit, in der er
lebte, in der er gewirkt hatte. Die Kraft der ›schwarzen
Hexe‹ schleuderte ihn auf jene Insel, wohin jeder versetzt
wurde, der versagte oder sich den Unmut der fremden Kraft von den
Sternen zugezogen hatte.
Sie hatte mit den magieerfüllten, dämonisierten Knochen
einen Teil ihres unfaßbaren Lebens und ihrer Kraft
zurückgelassen, um Menschen zu verführen und zu gewinnen,
um aus einigen von ihnen ›ihre Art‹ zu machen. Inwieweit
dies
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