Macabros 106: Die gläsernen Dämonen von Etak
nicht bremste, nicht untersagte.
Es war pervertiertes Dämonendenken…
Und am Ende des Weges – als Hellmark glaubte, fast am Ziel zu
sein –, ließ Molochos die Maske fallen, nachdem Björn
und die Freunde selbst einen ersten Verdacht schöpften,
daß mit einem der Manja-Augen etwas nicht stimmen konnte. Doch
da war es schon zu spät.
An alle diese Dinge mußte Rani jetzt denken, als er mit
Charmaine Fraque den Dialog begann.
Die Situation war ähnlich. Und doch ganz anders!
Charmaine Fraque war keine Vision, sondern Fleisch und Blut, und
sie stand wirklich unter den paralysierenden Kräften aus dem
PSI-Feld.
Sie schüttelte nach Mahays letzten Worten heftig den
Kopf.
»Nein, das kann ich nicht glauben. Ihr begeht einen Fehler.
Seid nicht zu siegessicher! Molochos wird es nicht zulassen,
daß seiner Dienerin etwas passiert. Ihr werdet diesen Keller
nicht mehr lebend verlassen…«
»Dämonen denken anders als Menschen. Ich habe von deiner
möglichen Rettung gesprochen. Sie ist keine Farce. Du bist
verloren. Die du verehrst, lassen dich fallen, wenn sie dich nicht
mehr brauchen. Wir können dir – unter Umständen –
den Weg zurück zeigen…«
»Das glaube ich nicht…«
Mahay deutete auf Danielle de Barteaulieé.
»In ihrer Familie wurden okkulte Praktiken getrieben«,
fuhr er fort, ohne die Geduld zu verlieren. »Ihr Vater war der
Comte de Noir, der mit Rha-Ta-N’my ein Bündnis
schloß…, doch laß dir von Danielle berichten, wie es
ihr ergangen ist, wie sie den Weg ins normale Leben wieder gefunden
hat. Es war schwierig. Aber sie hat es geschafft…«
Danielle nickte und setzte Ranis Ausführungen fort.
»Mein Vater schloß einen Pakt mit der
Dämonengöttin, einen Pakt, dessen Preis ich war. Ewige
Jugend und Hexenkräfte sollten mir gehören, wenn ich mich
dem Reich der Finsternis vollkommen verschrieb. Ich habe den Weg
zurückgefunden und Rha-Ta-N’my überlistet. Sie ist
heute meine Todfeindin, ich muß auf der Hut sein, um ihr nicht
in die Hände zu fallen.
Meine Jugend konnte sie mir nicht nehmen, ebensowenig die
Kräfte, über die ich verfüge, und die ich von Fall zu
Fall noch immer einsetze. Ich nutze diese Kräfte, um Gutes zu
tun, um das Böse damit zu bekämpfen, das uns alle jederzeit
umgibt und uns hineinreißen will in das Verderben.
Auch du wurdest nur geblendet. Das mußt du uns glauben. Es
wird die Stunde der Abrechnung kommen, da bist du für
diejenigen, denen du dich verschrieben hast, nichts mehr wert. Ihr
Ziel ist es, alle Menschen zu beherrschen. Du wirst auch zu denen
gehören, die man behandeln wird wie Tiere, wenn die Zeit
Molochos’ oder Rha-Ta-N’mys gekommen ist. Du befindest dich
in einem Teufelskreis, aus dem du nur herauskommst, wenn du den
Spieß umdrehst und dich gegen diejenigen stellst, die du jetzt
noch mit allen Kräften unterstützt.«
»Ich soll also – zur Verräterin werden?«
»Einen Verrat an Dämonen gibt es nicht. Der Verrat
– betrifft immer nur dich persönlich. Er betrifft deinen
Körper, deine Seele, deinen Geist und dein Leben. Du bist
verraten und verkauft, wenn du den Weg weitergehst, den du
eingeschlagen hast…«
»Und was gewinne ich dadurch?«
»Freiheit! Und – das Leben. Denn jetzt bist du nichts
weiter als eine Puppe…«
Nach Danielles letzten Worten herrschte einige Sekunden
bedrückendes Schweigen.
Charmaine Fraque schien nachdenklich geworden zu sein.
»Ich gewinne Freiheit und Leben. Ich habe beides«,
murmelte sie dann. »Ich würde durch meinen Verrat eher noch
mehr verlieren… Jugend und Schönheit. Sie soll ewig
währen. Wie bei dir. Hast du diesem Nutzen abgeschworen?«
fragte sie plötzlich zurück, während ihre Blicke die
hübsche Danielle aufmerksam musterten.
»Bei mir liegen die Dinge anders als bei dir«,
antwortete die Tochter des Comte de Noir. »Es gab einen
speziellen Vertrag zwischen meinem Vater und Rha-Ta-N’my. Er
betraf mich, aber dann wollte mein Vater die Vereinbarungen
hintergehen und mich herausziehen aus dem Dämonennetz, in das er
mich verstrickt hatte. Er wandte einen Trick an. Der kostete ihm das
Leben. Ich aber hatte meine eigene Entscheidungsfreiheit wieder.
Manchmal wurde ich schwach. Es war so einfach, das Böse zu tun.
Aber dann erkannte ich die tödliche Gefahr für das, was
nach dem Leben kommen wird. Es gibt Bereiche, in denen der Geist sich
weiterentwickelt und eingeht in Sphären, die dem Bösen und
dem Grauen nicht zugänglich sind. Molochos’ Absicht ist es,
auch das Tor
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