Macabros 112: Totenheer "Nekromos"
mich… nicht.«
Hellmark war aufgewühlt, während er Klakon das
verkrustete Blut vorsichtig von den Augen löste und die Stellen
mit einem angefeuchteten Fetzen seines Hemdes abtupfte.
Macabros in Kyrta! Nur von ihm konnte die Rede sein.
Klakon blinzelte. »Das tut gut… es kühlt die
heißen Lider, die brennende Stirn, Björn… ich danke
dir für das, was du getan hast. Ich merke, es geht zu Ende…
nimm’ dich in acht… sie sind überall… und es
geschehen Dinge, die ich nicht mehr verstehe… die Toten tauchen
auf und sammeln sich in den Höhlen, als warteten sie auf einen
Befehl…«
»Was redest du von den Toten, Klakon?« fragte er
nachdenklich, während seine Gedanken ganz woanders weilten.
Macabros war nur einige Kilometer von ihm entfernt und konnte
offensichtlich das unsichtbare Gefängnis von Zeit zu Zeit
verlassen und Bedrängten zu Hilfe kommen. Und doch konnte er
sich nicht mit ihm verbünden und die Aktionen koordinieren.
»Die Toten kommen aus dem Nichts… Knochengestalten,
Skelette… es werden immer mehr… eine große, schwarze
Gestalt beschwört sie… ruft sie… und sie
erscheinen…«
»Erzähl’ mir mehr darüber!« sagte
Hellmark erregt, den eine seltsame Ahnung plagte.
Molochos! Dessen Flucht ins Jenseits! Etwas hatte er damit
bezweckt. Holte er von dort Verstärkung, hatte er dort ein
Reservoir, mit dem er etwas im Schild führte? Seine Pläne
waren stets undurchsichtig und gefährlich.
»Was hast du gehört, genau gesehen, Klakon?«
Der Kämpfer aus Kyrta bewegte die Lippen, seine Stimme war
nur noch ein heiseres Flüstern. Er mußte absetzen.
Seine Augenlider zitterten, und mit letzter Kraft brachte er es
fertig, sie zu öffnen.
Im flackernden Schein der in einem Felsspalt eingezwängten
kleinen Fackel sah er den Mann, der ihn versorgt hatte.
Klakons Gesicht war ein einziger Ausdruck der
Ungläubigkeit.
Dann hellte sich seine Miene auf.
»Du bist gekommen… ich hatte dich früher
erwartet… ich werde es nicht mehr erleben, aber ich weiß,
daß du Myila und Tandra suchen wirst… du bist der
›Tote Gott‹ – genau so hat man dich beschrieben…
mein Leben geht zu Ende… rette Myila und Tandra aus den Klauen
der Dämonischen, versprich es mir!« flehte er mit
ersterbender Stimme.
»Ich werde nach ihnen suchen«, versprach Hellmark,
obwohl er wußte, daß er damit überfordert war. Doch
er wollte dem Sterbenden seinen letzten Wunsch nicht abschlagen.
»Dann… ist es gut…«
Ein Lächeln spielte um Klakons Lippen. Es waren seine letzten
Worte. Ein langes, scheinbar nicht enden wollendes Ausatmen folgte.
In den brechenden Augen erblickte Björn Hellmark sein
verkleinertes Spiegelbild.
Den Anblick des ›Toten Gottes‹, wie Klakon meinte, nahm
er mit in sein Grab…
*
Das Karussell drehte sich weiter.
Hellmark hatte die Gewißheit, daß Macabros offenbar
seine Mission weiterhin erfüllte, ohne selbst darüber
informiert zu sein.
Ob Klakon noch mehr über die Aktivitäten des sogenannten
›Toten Gottes‹ gewußt hatte? Er konnte ihn nicht mehr
danach fragen.
Mit ernster Miene drückte er dem Toten die Augen zu.
Als er sich erheben wollte, geschah es.
Hellmark vernahm kein Geräusch und registrierte keine
Bewegung, so daß er nicht mehr dazu kam, das ›Schwert des
Toten Gottes‹ herumzureißen, um gegen den Angreifer
anzutreten.
Die Gefahr kam von oben.
Björn wurde noch klar, daß sie die ganze Zeit über
beobachtet worden sein mußten. Im Labyrinth der Nischen,
Spalten und Löcher gab es tausend Verstecke, die man nicht auf
Anhieb überblicken konnte.
Hellmark erhielt einen Schlag auf den Hinterkopf, daß er
nach vorn taumelte und mit dem Gesicht auf den kalten, feuchten Boden
schlug.
Dann wußte der Mann von Marlos nichts mehr von sich.
*
Sie wußte, daß sie starb, aber sie konnte sich nicht
wehren, nicht fliehen.
Das also war das Ende…
Eve Taskin war von Grauen erfüllt, als sie merkte, wie das
Leben aus ihrem Körper wich.
Es war ein eigenartiges Hinübergleiten, ein Verwehen, eine
Furcht, die sich nicht mit Worten beschreiben ließ.
Sie glaubte zu schreien, wußte aber, daß dieser Schrei
lautlos war.
Etwas löste sich von ihrem Körper. Ihr Geist? Ihre
Seele? Ihr – Bewußtsein?
Sie empfing bildhafte Eindrücke!
Die Nacht war düster. Da sank vor einer klobigen Mauer eine
Frau zu Boden, in deren Herz sich ein Messer gebohrt hatte.
Das war sie!
Eve Taskin erblickte aus einer Höhe von etwa drei bis
Weitere Kostenlose Bücher