Macabros 112: Totenheer "Nekromos"
Björn Hellmark.
Harry war noch bewußtlos und merkte von dem ganzen Geschehen
nichts.
Er wurde an den Pfahl gebunden.
Klakons Fackel wurde an die aufgeschichteten Holzstöße
und Reisigbündel gehalten.
»Nicht! Aufhören!« Hellmark brüllte wie von
Sinnen und warf sich nach vorn und riß an seinen Fesseln.
Seine Stimme hallte ohrenbetäubend durch die sonnenlose
Höhlenwelt, kehrte als höhnisch klingendes Echo aus allen
Winkeln und Ecken zurück und verband sich mit dem schallenden
Lachen und Kichern der drei Dämonen, die ihn aufgelauert und zu
Boden geschlagen hatten.
Sie waren vorsichtiger geworden und verfolgten eine neue
Strategie.
Ihr blitzartiges Auftauchen hatte dazu geführt, daß
Danielle ihre magischen Kräfte nicht einsetzen konnte und Rani
nicht mehr in der Lage gewesen war, die todbringende
Dämonenmaske überzuziehen. Er hatte sie bei sich
gehabt.
Die Reisigbündel loderten auf. Hellmark überfiel das
Grauen, als er sah, daß er nicht eingreifen konnte.
Sie waren auf dem Vormarsch, griffen einen nach dem anderen und
nutzten die Lage der Freunde aus Gigantopolis, die Carminia Brado die
Freiheit bringen wollten – und nun einer nach dem anderen diesen
Versuch mit dem Leben bezahlten.
Offenbar war auf diese Weise auch Whiss verschollen gegangen.
Die Flammen leisteten rasch ganze Arbeit.
Im Nu standen die Reisigbündel und Holzstöße in
Brand, Rauch und Feuer hüllten den an den Pfahl gebundenen
ein.
Hellmarks Augen tränten, nicht nur von den ätzenden
Rauchschwaden, sondern auch vor Zorn, Wut und ohnmächtiger
Hilflosigkeit und Schmerz über den Verlust eines weiteren seiner
Freunde.
Die Hölle war auf dem Vormarsch, das Grauen breitete sich
aus, und die unheimliche Präzision, mit der alles ablief,
zeigte, daß Neues in Gang geraten war.
Dazu paßte auch Klakons Beobachtung, der von den Skeletten
sprach, die aus dem Dunkeln kamen und sich an einem geheimen Ort
versammelten…
Die vielen tausend Höhlen, die gewaltigen Hohlräume im
Gebirgszug, den man den ›Steinwald‹ nannte, bargen ein
furchtbares Geheimnis, und dramatische Ereignisse rollten dort
ab.
Die Flammen prasselten auf und sackten dann in sich zusammen wie
der verkohlte Leib und der von dem Feuer angefressene Stab.
Hellmark spürte wie in Trance eine Bewegung neben sich. Die
drei Monsterhaften umringten ihn.
Sie hatten ihre Demonstration beendet.
»Wir haben noch mehr Pfähle in den Höhlen –
und noch viel Holz«, sagte einer teuflisch grinsend.
Und sie fingen an, etwa fünf Meter vom Ort des Grauens einen
neuen Scheiterhaufen zu erreichten.
Für ihn…
*
Sein Denken war wie gelähmt.
Er suchte verzweifelt nach einem Ausweg aus diesem furchtbaren
Dilemma, aber er war und blieb ein Spielball in ihren Händen, so
sehr er sich auch bemühte, seine Situation zu verbessern.
Aus eigener Kraft kam er hier nicht heraus.
Sie banden ihn los von dem Felsklotz und stießen und zerrten
ihn über den unebenen Boden zu dem neu aufgestellten Pfahl. Hier
in den Höhlen hatte es einst Wälder gegeben, die zum Teil
versteinert waren, zum Teil von den wachsenden Steinen selbst
überwuchert worden waren.
Dazwischen fand sich immer noch Holz, das manche Hohlräume
füllte.
Die Monster aus der Alptraumstadt schleiften Hellmark mehr zur
Hinrichtungsstätte, als dieser aus eigener Kraft ging.
Sie pöbelten ihn an, amüsierten sich und ihr Kichern und
Lachen klang höhnisch in seinen Ohren.
In dem Krach, den sie selbst verursachten, vernahm keiner das
leise Klirren, das von dem weit abseits liegenden ›Schwert des
Toten Gottes‹ herrührte.
Einen Moment schien es, als würde eine unsichtbare Hand es
berühren.
Dann schwebte es empor, hing etwa drei Zentimeter über dem
eiskalten Felsenboden und glitt dann lautlos hinter den Davongehenden
her.
Weder die drei Monster noch Björn Hellmark merkten etwas
davon…
*
Sie sah ihn plötzlich vor sich.
Billy Sheridan!
Er war gesund und lief auf sie zu.
Er lachte wie ein großer Junge, und sie breitete die Arme
aus, um ihn zu umfangen.
»Pam!« rief er glücklich und drückte sie an
sich. »Schön, dich wiederzusehen!«
Es war alles in bester Ordnung.
Pamela Kilian spürte tief in ihrem Innern eine Regung, eine
schwache Ahnung, die ihr sagte, daß das nicht stimmen konnte.
Die Bilder trogen… Billy war doch krank, schwerverletzt und lag
im Krankenhaus… Doch dann fühlte sie seine starken Arme,
die sie umschlangen, spürte seine Lippen auf den ihren, und
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