Macabros 114: Kaphoons Grab
hören.
Marvin Cooner war einer der Neugierigen, die herumstanden und
nichts taten.
Er hörte jedoch, was man allgemein so sagte.
»Der Mann hat einen Herzanfall«, vernahm er die
Bemerkung, noch ehe der Arzt eingetroffen war.
»Bei der Frau scheint es auch einer gewesen zu sein«,
sagte eine andere Stimme. »Merkwürdig, nicht wahr? Zwei zur
gleichen Zeit…«
»Unsinn«, bemerkte eine dritte Stimme. »Die Frau
ist erschrocken und hat dabei unbeabsichtigt einen Schritt nach vorn
getan. Dabei wurde sie von dem Auto erfaßt…«
»Es war doch ein Herzanfall«, sagte eine vierte Person,
eine junge Frau. »Sie hat sich an die Brust gegriffen, ehe sie
taumelte.«
»Komisch ist die ganze Sache jedenfalls«, meldete sich
der erste Sprecher wieder. »Solche Dinge liegen doch nicht in
der Luft…«
»Das ist ein weitverbreiteter Irrtum. Manchmal eben doch, wie
dieses Beispiel wieder beweist. Ich habe mal gelesen, daß das
Wetter dabei eine Rolle spielt. Wer mit dem Herzen zu tun hat, kann
bei solcher Wetterlage, wie wir sie zur Zeit haben, erwischt
werden.«
Einer wußte es genau, aber derjenige äußerte sich
nicht. Marvin Cooner war nicht minder aufgewühlt wie die
Menschen, die unmittelbar Zeugen des Ereignisses geworden waren. Doch
bei ihm hatte es einen anderen Grund.
»Was ist passiert?« fragte er angestrengt im stillen die
Stimme, die sich seit dem Eintritt des Ereignisses nicht wieder bei
ihm gemeldet hatte.
»Ich habe deine Gedanken wahr werden lassen, das ist
alles«, vernahm er die kühle, sachliche Antwort in seinem
Bewußtsein, als handele es sich um die
selbstverständlichste Sache der Welt. »Zufrieden?«
»Wie hast du das gemacht?« fragte er lautlos.
»Nein, nicht ich habe es gemacht – sondern du«,
mußte er sich belehren lassen.
»Sag’ mir endlich, wer du bist und was du von mir
willst?«
»Nur ein wenig Geduld, Marvin Cooner… alles zu seiner
Zeit. Du wirst erfahren, was du wissen mußt. Ich melde mich
bestimmt wieder bei dir.«
Das leise Lachen, das in ihm nachhallte, war unangenehm…
*
Was sich an jenem Spätnachmittag unweit der Southampton Row
im Herzen von London abspielte, schien eine eigene Sache zu sein,
losgelöst von Ereignissen, die andere Menschen im Griff
hatten.
In einer anderen Zeit, auch auf der Erde, auf einem Kontinent
namens Xantilon ereigneten sich Dinge, die andere Menschen in Bann
zogen und die doch unmittelbar etwas mit dem Tod der beiden Passanten
zu tun hatten.
Björn Hellmark wußte von alledem nichts. Mehr als
zwanzigtausend Jahre trennten ihn vom Leben der Gegenwart.
Es war Nacht auf Xantilon.
Die Wildnis lag hinter dem großgewachsenen, blonden Mann.
Hellmark kehrte aus der Legendenstadt Kalesh zurück, in der
Unheimliches geschehen war.
Von dort waren die Wahnsinnskugeln gekommen.
Menat, ein unheimlicher Magier, der aus einer körperlosen
Existenz wieder in eine körperliche geschlüpft war, hatte
sich vorgenommen, Björn und seine Freunde auszulöschen.
Menat war ein glühender Verehrer des Dämonenfürsten
Molochos, und es war sein Ziel gewesen, dessen Todfeind Hellmark den
Garaus zu machen. Doch Björns mutiger Kampf hatte den
dämonischen Schergen in seine Schranken verwiesen. Mit Hilfe des
›Schwertes des Toten Gottes ‹ hatte er der Gefahr getrotzt
und Menat ausgelöscht.
Danach war es ihm gelungen, die Steinplatte, die in Kalesh das
Böse fernhalten sollte, das in der Tiefe lauerte, wieder
zusammenzufügen.
Keine Sekunde länger jedoch hatte es ihn an dem Ort
festgehalten. Hellmark war frei, aber Menats bedrohliche Andeutung
klang noch in ihm nach. Demnach befanden sich die Freunde in
höchster Gefahr. Nach Menats Worten zu urteilen, waren sie alle
in verschiedene Zeiten geschleudert worden. Zwischen den
Kristallfelsen sollte es angeblich zu einer Zeitverschiebung gekommen
sein. Sie betraf jeden einzelnen der Freunde.
Bluff oder Wahrheit?
Hellmark wußte es nicht.
So schnell ihn die Beine trugen, eilte er durch die Nacht, um an
jene Stelle zurückzukehren, wo Gigantopolis lag. Die
›Fliegende Stadt‹ hatte er Molochos entreißen
können. Der Dämonenfürst hatte diese Niederlage bis
zur Stunde nicht verwunden.
Auch er lauerte noch im Hintergrund und wartete auf eine
günstige Gelegenheit. Er hatte außerdem ein wichtiges
Druckmittel in der Hand. Carminia Brado, die rassige Brasilianerin,
die in seinem Leben eine große Rolle spielte, befand sich in
Molochos’ Gewalt.
In der Dunkelheit war das ungewöhnliche Schimmern
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