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Macabros 121: Höllenmarionetten

Macabros 121: Höllenmarionetten

Titel: Macabros 121: Höllenmarionetten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Davor aber waren ihre Hexenkräfte
direkt aus dem Reich der Finsternis gespeist worden.
    Zusammen mit dem Alchimisten taumelte sie wie in Trance durch das
düstere Gewölbe, das nur von dem fernen, flackernden Licht
der am Boden liegenden Fackel erhellt wurde.
    »In das Verlies«, keuchte Calvell. »Dort, wo ich
dich gefangenhielt… ich Narr! Und nun hast du mir das Leben
gerettet. Was muß das für eine wunderbare, begehrenswerte
Zeit sein, aus der du kommst! Dort, wo du lebst, gibt es keine Not
und keine Angst mehr… keine Schmerzen… und keinen
Tod.«
    Irrtum, zuckte der Gedanke in Danielles Bewußtsein auf, aber
sie sprach ihn nicht aus. Es gibt keine Zeit, in der es nur Licht und
keinen Schatten gibt… Schmerz und Tod… sie existieren in
meiner Eigenzeit wie in der deinen.
    Es wurde schwarz vor ihren Augen.
    Zu der Feuchtigkeit und Kälte, der sie seit ihrer Ankunft in
dieser Zeit schutzlos ausgeliefert war, kam die allgemeine
Schwäche hinzu, weil sie ihre Kräfte bis an den Grund
ausgeschöpft hatte.
    Das machte sich zuerst hinten im Korridor bemerkbar.
    Die unsichtbare Wand wurde porös.
    Danielle sah es nicht, aber an dem Freudengeschrei, das einsetzte,
erkannte sie es. Die Verfolger waren ihnen wieder auf den Fersen, und
sie waren überzeugt davon, daß sie es aus eigener Kraft,
mit Hilfe ihrer Degen, Schwerter, Fäuste und Fußtritte
geschafft hatten, die unsichtbare Wand zum Einsturz zu bringen.
    »Ihnen nach!« erscholl der durch das Gewölbe
geisternde Ruf. »Sie dürfen uns nicht entkommen. Sie wissen
alles über die Verschwundenen…«
    Danielle de Barteaulieé und der Alchimist erreichten die
Nische, in der noch die Ketten lagen, die die junge Französin
bei ihrem Erwachen nach der Entführung aus ihrer Eigenzeit
getragen hatte.
    »Hier!« Calvell warf sich mit aller Kraft gegen die Wand
und war ausgepumpt, sein Atem flog. »Der Quader… in
Augenhöhe… ist präpariert.«
    Noch während er sprach, veränderte sich die Wand vor
ihnen. Sie teilte sich in der Mitte. Das Ganze geschah mit
gespenstischer Lautlosigkeit, als würde ein Vorhang
zurückgezogen.
    Hier waren magische Kräfte im Spiel!
    Hinter der Wand lag ein schummriger, ovaler Raum. Es brannte keine
Kerze, keine Öllampe und keine Fackel – und doch
gähnte ihnen kein schwarzer Schlund entgegen.
    Die Fliehenden ließen sich förmlich nach vorn fallen,
Calvell machte nach Überschreiten der Grenze eine Kehrtwende und
berührte erneut in Augenhöhe den Kontaktstein. Die
Öffnung schloß sich ebenso geisterhaft leise wieder, wie
sie entstanden war.
    Doch das war noch nicht alles.
    Die Luft war eisig kalt, und der grünliche Schein, der aus
den kahlen Wänden sickerte, wirkte selbst wie gefrorener Nebel,
von dem sie ein Teil wurden.
    »Rha-Ta-N’my…«
    Der Name klang wie eine Beschwörung aus Calvells Mund, und
Danielle de Barteaulieé zuckte zusammen wie unter einem
Peitschenschlag.
    Rha-Ta-N’my, die Dämonengöttin wurde angerufen!
    Sie war die wirkende Kraft, die die Brücke über die
Zeiten schlug.
    »Rha-Ta-N’my… Göttin aus dem Chaos, Mutter des
anderen Lebens… reiche mir deine helfende Hand…«
    Noch nie zuvor in ihrem Leben hatte Danielle de Barteaulieé
eine ähnliche Umschreibung der Dämonengöttin
vernommen, und sie bezweifelte auch, daß Calvell wußte,
was er da sagte und wen er anrief. Er war Alchimist, allen
Rätseln dieser Welt und dieser Zeit aufgeschlossen, und er
bediente sich einer Formel, die er irgendwann gehört oder
gelesen hatte.
    In der grünlichen Luft entstand ein schattenhaftes
Flimmern.
    Das Gefühl einer unsagbaren Bedrohung war plötzlich
da.
    Danielle hätte sich am liebsten herumgeworfen und wäre
nach draußen gelaufen.
    Aber die grüne Luft hielt sie fest. Die Französin war
darin eingeschlossen wie ein Insekt, das von einem Harztropfen
umhüllt wird und sich von der gleichen Sekunde an nicht mehr
bewegen kann.
    Aus dem Flimmern wurde eine riesige Säule, die frappierende
Ähnlichkeit mit einem aus zahllosen Knochen zusammengesetzten
Totempfahl hatte.
    Rings um den Totempfahl wurde der gefrorene, grüne Nebel
aufgelost, und milchiger Dampf stieg rasend schnell,
spiralförmig gedreht empor. Durch die Fliehkraft schien dieser
Dampf wieder nach außen geschleudert zu werden und entwickelte
sich zu einem großmaschigen Netz. Wie ein Schleier bewegte es
sich in der Luft vor ihnen, schien durch die ›Säule‹
oder den ›Totempfahl‹, den Danielle darin sah, gespeist zu
werden und nahm

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