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Macabros 122: Doc Shadow - Geist der Schattenwelt

Macabros 122: Doc Shadow - Geist der Schattenwelt

Titel: Macabros 122: Doc Shadow - Geist der Schattenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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über dem Grab und rings um den Mann geriet
plötzlich in Bewegung.
    Wind kam auf.
    Er war lokal begrenzt, wehte scharf gebündelt über den
Hügel hinweg, fuhr in die auf der Seite aufgeschichteten Blumen
und Kränze und riß sie empor.
    Die Blätter der Trauerweide raschelten, und die dünnen,
hängenden Zweige flogen wie Peitschenschnüre um die Ohren
von Linda und Helen.
    Da waren die weißen, gierigen Finger ganz nahe.
    Linda schrie auf und sprang hoch. Helen zögerte eine Sekunde
und schrie dann ebenfalls, aber in die Höhe kam sie nicht
mehr.
    Die weißen Finger umschlangen sie rasend schnell.
    Helen Tanner schrie wie am Spieß.
    Sie war zu keiner Gegenwehr mehr fähig.
    Das nebelartige Gebilde spann einen dichten Kokon um sie, wickelte
ihre Arme fest an den Leib, breitete sich über ihrem Gesicht aus
und verschloß Mund und Nase.
    Helen Tanner wurde in die Höhe gerissen, stand mitten in der
Luft und drehte sich rasend schnell um ihre eigene Achse.
    Mit fauchendem Pfeifen wurde sie durch die Luft gerissen, direkt
auf das Grab zu, vor dem die dunkle Gestalt hockte.
    Helen Tanner verschwand mit dem Nebel im Grabhügel, und Linda
Tanner stand da, Augen und Mund weit aufgerissen, und über ihre
Lippen kam kein einziger Laut mehr.
    Ihre Stimmbänder versagten ihr den Dienst…
     
    *
     
    Schon beim ersten Schrei war Frank Haymes, der rund
fünfhundert Meter entfernt war, aufgesprungen.
    »Linda? Helen?« wisperte er.
    Der Schrei ging ihm durch Mark und Bein. In der Stille des
Friedhofs kam er besonders intensiv zur Wirkung.
    Da war etwas passiert!
    Haymes verlor keine Zeit und spurtete los.
    Seine Schritte knirschten auf dem Boden.
    Der junge Bankkaufmann konnte sich nicht vorstellen, was los sein
könnte. Vielleicht hatte ein Beteiligter sich einen makabren
Scherz erlaubt und die Mädchen erschreckt.
    Haymes rannte den Hauptweg zurück und stieß fast mit
seinem Freund Gaites zusammen, der aus einem düsteren Seitenweg
gelaufen kam.
    »Hast du das auch gehört?« fragte der
Automechaniker erregt.
    »Natürlich«, entgegnete Haymes ungehalten.
»Ich sitze schließlich nicht auf meinen Ohren.«
    »Das hat sich ja fürchterlich
angehört…«
    »Hoffentlich finden wir sie auf Anhieb.« Frank Haymes
und Michael Gaites setzten ihren Lauf gemeinsam fort.
    Die Nacht war stockdunkel, und die Umrisse der Gräber und
Grabsteine, der Buchsbäume und Büsche waren mehr zu ahnen,
denn zu sehen.
    Haymes, der den Zwillingsschwestern zuletzt noch nachgeschaut
hatte, war der Meinung, jetzt den nach rechts abzweigenden Pfad
benutzen zu müssen.
    Gaites war anderer Ansicht.
    »Ich würde sagen, daß die Schreie aus der
entgegengesetzten Richtung gekommen sind.«
    Frank Haymes schien einen Moment unsicher.
    Der Ruf durch die Nacht hätte praktisch von jeder Seite aus
erfolgen können. Eine genaue Ortsbestimmung erwies sich als
äußerst schwierig.
    Aber Haymes richtete sich nach dem, was er gesehen hatte.
    In der Dunkelheit vernahmen sie weitere Schritte, aber die
entfernten sich dann. Der Schrei war niemand entgangen, und so waren
mindestens noch zwei weitere Beteiligte an dem Unternehmen
»Mutprobe« aufgebrochen, um nach dem rechten zu sehen.
    Die anderen hielten das Ganze offensichtlich für eine
scherzhafte Absicht und rührten sich aus diesem Grund nicht.
Vielleicht waren sie in der Zwischenzeit an ihren Plätzen auch
eingeschlafen. Sie hatten alle mehr oder weniger getrunken, und
Alkohol macht mitunter müde.
    Haymes und Gaites blieben zusammen.
    Michael äußerte den Verdacht, daß Linda und Helen
möglicherweise die Sache mit der Mutprobe auf ihre Weise
forcierten.
    »Vielleicht wollen sie mal herausfinden, wieviel Nervenkraft
wir wirklich besitzen«, meinte Gaites.
    Frank Haymes zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht…
Die Schreie klangen so echt.«
    »Hätten sie unecht geklungen, würden wir das Spiel
schließlich sofort durchschaut haben.«
    »Ich habe jedenfalls ein komisches Gefühl.«
    »Du willst doch damit nicht sagen, daß du annimmst,
hier ist wirklich etwas passiert, das nicht mit rechten Dingen
zugeht? Klauenhand aus dem Grab und so… vielleicht eine
Geistererscheinung zwischen den Grabkreuzen, eine weiße
Gestalt, die sich den beiden Girls schwebend näherte… An
solches Zeug glaubst du doch wohl selbst nicht?«
    Der Gefragte gab keine Antwort. Die Unruhe trieb ihn voran.
    Haymes ärgerte sich, daß es ihm in der Dunkelheit so
schwerfiel, sich zurechtzufinden und auf Anhieb den Weg zu entdecken,
wohin Linda

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