Mach mir die Wüstenwühlmaus: Heißer Sex erhält die Liebe (German Edition)
Mark.
Der Streit wegen der Pornografie war eskaliert, und Mark hatte zugestimmt, nicht mehr ins Internet zu gehen. » Ich möchte Frieden haben und Gemma zeigen, dass sie mir wichtig ist, aber das Arbeiten ohne Internet ist wirklich schwierig, denn ich muss Betriebsmittel für meine Firma bestellen«, sagte Mark.
» Daran hättest du vorher denken sollen, bevor du dir den Dreck angesehen hast«, erwiderte Gemma.
» Einige der Betriebsmittel sind wirklich speziell und lassen sich per Telefon nur schwer auftreiben.«
» Das sind doch nur Ausreden«, meinte Gemma in meine Richtung. » Ich glaube, er ist pornosüchtig.«
Gibt es so etwas wie Sexsucht?
Wenn über jemanden gesagt wird, er wäre sexsüchtig, kommt uns sofort ein Hollywoodstar in den Sinn, der eine Affäre nach der anderen hatte oder mit einer Prostituierten erwischt wurde. Die eine Hälfte der Medien wird spöttisch sagen: » Das ist doch bloß eine Ausrede« oder » Er versucht, Mitleid zu erheischen« oder » Er will keine Verantwortung übernehmen für das, was er getan hat«. Die andere Hälfte zerkaut lüstern alle pikanten Details. Das Bild wird noch dadurch verkompliziert, dass es keine einheitliche medizinische oder juristische Definition der Sexsucht gibt. Kann man also überhaupt süchtig nach Sex sein?
Therapeuten begegnen auf jeden Fall einer wachsenden Anzahl von Männern, deren Leben außer Kontrolle geraten ist, weil sie nicht damit aufhören können, zu Prostituierten zu gehen – auch wenn sie dies ihren Ehefrauen immer wieder versprochen haben –, oder Telefonrechnungen über Tausende von Euros anhäufen, weil sie bei kostenpflichtigen Chatlines für Erwachsene anrufen oder sich regelmäßig ganze Nächte lang Internetpornos reinziehen (obwohl sie am nächsten Morgen arbeiten müssen). Nicht nur das Verhalten als solches ist destruktiv, sondern auch der Kontext. Ich habe mit einem Mann gearbeitet, der das Begräbnis seines Bruders verpasste, weil er Sex mit einer Prostituierten hatte, und mit einem anderen Mann, der siebenmal am Tag in der Bürotoilette onanierte. Man hatte ihn einmal erwischt und ihm eine offizielle Verwarnung erteilt, doch obgleich seine Arbeitsstelle auf dem Spiel stand, hatte er nicht aufgehört. Diese Geschichten und noch viele andere bilden die Grundlage für die Entscheidung, ob jemand sexsüchtig ist oder nicht:
Das Verhalten ist zwanghaft.
Es beeinträchtigt den Alltag, stellt eine große Belastung für die Familie und Freunde dar und führt zu Problemen bei der Arbeit.
Der Sex wird benutzt, um Gefühle zu verdrängen, als Form der Eigenbehandlung oder als » Belohnung« dafür, dass man etwas Stressiges oder Schmerzhaftes überstanden hat – auch wenn der » Sexsüchtige« sich hinterher schuldig und schmutzig fühlt. Leider ist das Schuldgefühl auch Auslöser für einen weiteren Besuch bei einer Prostituierten oder einen Pornoguck-Marathon.
Obwohl Sexsüchtige oft eine Zeit lang pausieren, tun sie sich schwer damit, lange abstinent zu bleiben. Zum Beispiel warfen Männer in der Zeit, als es noch kein Internet gab, ihre Pornohefte und Sexvideos weg, fingen aber nach und nach mit einer neuen Sammlung an. Heute geben solche Männer bereitwillig die Kontrolle über das Passwort für den Familiencomputer an die Partnerin ab, nur um später draußen heimlich einen Laptop zu kaufen und sich ein eigenes Internetkonto einzurichten.
Oft ist Verleugnung im Spiel, wenn es um die tatsächliche Nutzungshäufigkeit und die Abhängigkeit geht. Wenn also ein Sexsüchtiger mit der Anzahl der Stunden konfrontiert wird, die er in seine Sucht investiert, oder mit der Höhe der Rechnung, kann er es kaum glauben.
Es gibt viele Mythen über Sexsucht:
Nur Männer sind sexsüchtig. Ich bin auch Frauen begegnet, die zwanghaft Datingsites für Erwachsene besuchen – oft, wenn sie betrunken sind – und Fremde zu sich nach Hause einladen, auch wenn viele ihrer Verabredungen sich als verbal ausfällig erwiesen und einige nach dem Sex gewalttätig wurden. » Quit Porn Addiction«, eine Beratung für Pornosüchtige in Großbritannien, berichtet, dass jede dritte Hilfesuchende eine Frau ist, die gegen die eigene Pornosucht kämpft.
Sexsucht macht Spaß. Der Sex ist erstaunlich freudlos, und das schlechte Gewissen nicht nur auf den Morgen danach begrenzt. Manche Männer erzählen, dass sie sich vor dem Besuch bei einer Prostituierten übergeben müssen, sich aber dazu » verpflichtet« fühlen, den Sex durchzuziehen, nachdem sie
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