Mach mir die Wüstenwühlmaus: Heißer Sex erhält die Liebe (German Edition)
Gefühle zu verlassen«, sind diese nicht unbedingt zuverlässige Orientierungshilfen, wenn es darum geht, was das Beste für uns ist. Vom Psychologen Arthur Aron an der Stony Brook University in New York durchgeführte Studien legen nahe, dass Stresshormone unsere romantischen Wahrnehmungen verfälschen und Menschen physische Symptome – darunter die Angst und der Reiz, die mit der Missachtung von Konventionen verbunden sind – als Gefühl, sich zu verlieben, fehlinterpretieren.
Umgehung der schmerzhaften Realität
Es ist völlig harmlos, wenn wir uns vorstellen, wir wären James Bond oder Wonder Woman und könnten im Schlafzimmer heldenhafte Taten oder außergewöhnliche Kunststücke vollbringen. Doch kann es uns auch davor bewahren, uns schmerzhaften Wahrheiten stellen zu müssen, wie Geheimratsecken oder hängenden Brüsten. Und die Ängste drehen sich nicht nur um unser Aussehen. Jeder Mann hat, ob bewusst oder unbewusst, Angst davor, seine Partnerin nicht befriedigen zu können, und jede Frau fürchtet sich, nicht gut genug zu sein. Anstatt sich diesen Ängsten zu stellen – und etwas Praktisches dagegen zu unternehmen –, therapieren sich viele Leute selbst, indem sie ihren Sexfantasien nachhängen.
Timothy zum Beispiel beweist sich durch sein Lesbenszenario, dass er ein » ganzer Kerl ist« – und kein Problem hat, seine Erektion zu halten –, wenn er nicht eine, sondern gleich zwei Frauen befriedigt. Darüber hinaus sind seine lesbischen Liebhaberinnen durch ihn so erregt, dass sie voneinander ablassen und all ihre Aufmerksamkeit auf Timothy richten. Es ist eine verbreitete Angst unter Männern, dass zwei Penisse nötig sind, um eine Frau zu befriedigen. Diese Angst kompensiert Toby in seiner Sexclubfantasie, in der er sich das Gegenteil vorstellt und seine Frau jedem Mann im Club anbietet. Selbst die Männer mit » riesigen« Penissen können sie nicht befriedigen, erst beim Geschlechtsverkehr mit Toby kommt sie zum Orgasmus.
Auf die gleiche Weise können Fantasien über Sex mit anderen Personen als unser Partner – besonders, wenn dies die einzige Art ist, wie wir erregt werden oder zum Orgasmus kommen können – unser Liebesleben vielleicht intakt halten, doch sie verhindern auch, dass wir uns die schmerzhafte Wahrheit unserer Beziehung ansehen und Veränderungen vornehmen.
Frühwarnsystem
Das Einsetzen von Fantasien, um sich der schmerzhaften Realität nicht stellen zu müssen, hat auch eine Kehrseite: Sie können genauso gut ein Frühwarnsystem sein.
Oft sind wir so damit beschäftigt, unseren Lebensunterhalt zu verdienen, die Kinder großzuziehen und den Haushalt zu führen, dass uns gar nicht bewusst wird, wenn unser Leben irgendwie aus dem Gleichgewicht geraten ist. Mit der Zeit belastet uns der Stress, aber wir reden uns ein, dass wir das wieder hinbekommen, wenn wir am Wochenende mal richtig ausschlafen, Urlaub machen oder bei der Arbeit ein Projekt fertiggestellt haben. Auch wenn oberflächlich betrachtet alles in Ordnung ist, schreit unser Körper innerlich auf, dass wir aufhören sollen oder unsere Seele andernfalls vor einer Existenzkrise steht – denn die Lücke zwischen dem Leben, das wir führen müssen, und dem Leben, das wir tatsächlich führen, ist zu groß geworden. Bei anderen führt ein gegenwärtiges Ereignis dazu, dass eine unbewältigte Krise aus der Vergangenheit wieder aufbricht, doch anstatt diese in Angriff zu nehmen, machen sie einfach weiter wie bisher. Was auch immer der Grund für unsere Sorge ist, es kann sein, dass unser Unterbewusstsein beginnt, Notsignale auszusenden, die durch unsere Sexfantasien zutage treten.
Russell, 35, kam mit Ruth, einer Kollegin, die er von der Arbeit kannte, schon immer prima aus. Hin und wieder spielte sie in seinen Tagträumen eine Rolle – daran war nichts Ungewöhnliches –, doch das Verlangen wurde immer stärker. » Als meine Frau unser drittes Kind zur Welt brachte, sah ich mich immer wieder in irgendwelchen Ecken und stellte alle möglichen wunderbaren Dinge mit Ruth an. Das war sehr beunruhigend.« Anstatt sich zu fragen, warum die Fantasien so stark geworden waren, interpretierte Russell sie als direkte Anweisung und begann sechs Wochen später eine Affäre mit Ruth. In unseren Sitzungen gab Russell schließlich zu, dass er nicht noch einmal Vater werden wollte und wie sehr er sich danach sehnte, seine Verantwortlichkeiten loszuwerden. Er hatte versucht, mit seiner Frau darüber zu sprechen, aber die eigenen Kinder
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