Mach mir die Wüstenwühlmaus: Heißer Sex erhält die Liebe (German Edition)
nicht zu wollen oder nicht zu lieben war ein zu großes Tabu. Doch Russells Probleme gingen noch tiefer. Als ich mir seine Geburtsfolge ansah, überraschte es mich nicht festzustellen, dass er das dritte Kind war und seine Eltern sich trennten, als er fünf Jahre alt war. Kaum war das raus, griff Russell nach den Taschentüchern, und zum ersten Mal in unseren Beratungssitzungen fing er an zu weinen.
» Was war der Auslöser?«, fragte ich, als er aufgehört hatte zu weinen.
» Ich nehme an, ich habe mich immer gefragt, ob ich der Grund dafür war, dass meine Eltern sich trennten. Sie wissen schon, die zusätzliche Belastung durch das dritte Kind. Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.«
Russell hatte diese Last 30 Jahre lang mit sich herumgetragen, und auch wenn seine Sexfantasien ihn alarmierten, hatte er es vorgezogen, die Signale zu ignorieren. Zum Glück beichtete er seiner Frau seine Untreue und arbeitete hart daran, sowohl seine Eheprobleme als auch seine persönlichen Schwierigkeiten in den Griff zu kriegen. Wie so oft war schon das Äußern seiner Ängste ein großer Fortschritt, und Russell machte sich daran, sowohl die Beziehung zu seiner Frau als auch die zu seinem neugeborenen Sohn wieder in Ordnung zu bringen.
Traumabewältigung
Ich bin immer wieder erstaunt über die Kreativität des menschlichen Geistes und darüber, wie viele Menschen Sexfantasien – entweder bewusst oder unbewusst – einsetzen, um ein altes Trauma zu bewältigen, indem sie eine schmerzhafte Erinnerung in eine angenehme umwandeln. Maggies Fantasie, in der sie von der Queen erwischt wird, ergab einen Sinn, als sie mir von einem Ereignis in ihrer Kindheit erzählte. » Meine Mutter war eine Feministin und der Ansicht, dass ich meinen Körper kennen und wissen sollte, wie er funktioniert. Als ich etwa zwölf Jahre alt war, gab sie mir ein Buch über Sexualität. Es war wirklich interessant und inspirierend, und ich machte mir einen kleinen Dildo. Den versteckte ich in der Schublade, aber sie fand ihn und rief mich ins Kinderzimmer, um mich zur Rede zu stellen: ›Was ist das?‹ Es war offensichtlich, worum es sich handelte, aber ich redete mich mit einer Erklärung über ein angebliches Schulprojekt heraus. Das war mir so peinlich. Sie wusste, dass ich log, und ich wusste, dass sie es wusste, aber die Sache wurde nie wieder erwähnt«, meinte Maggie. Mit ihren Fantasien hatte Maggie aus einer erniedrigenden Erfahrung eine angenehme Erfahrung gemacht (denn was ist schließlich tröstender, beruhigender und schöner als ein Orgasmus?).
In seinen Tagträumen, in denen er von einem Skinhead verprügelt wird und diesen manchmal dazu antreibt, ihn noch mehr zu bestrafen, nimmt sich Mandeep die aus seiner Teenagerzeit stammenden Ängste vor Angriffen vor und dreht sie um. Anstatt ein hilfloses Opfer zu sein, lädt er den anderen ein, ihm Schmerz zuzufügen, und übernimmt indirekt am Ende die Kontrolle. Andere Menschen verringern in der Vergangenheit erlebte Schmach und Erniedrigung durch ihre Sexfantasien, indem sie zu der Person werden, die die Bestrafung vornimmt.
Ein etwas harmloseres Beispiel für eine Fantasie, mit der alte Situationen noch einmal durchgespielt und alte Wunden geheilt wurden, kommt von Hannah, 48, deren erste sexuelle Erfahrung übereilt, grob und enttäuschend war: » In meinen Fantasien verliere ich meine Jungfräulichkeit an den Popstar David Cassidy. Er ist lieb und sanft; als ich weine, trocknet er meine Augen mit einem Spitzentaschentuch. Er hilft mir hinterher auch, mich wieder sauber zu machen, und haut nicht ab, um mit seinen Kumpels Fußball zu gucken – was in Wirklichkeit passierte.«
Aggressionen rauslassen
Viele Fantasien sind durchsetzt von Aggressionen wie der, » hart und brutal geritten« und anschließend » schweißnass weggestellt« zu werden wie ein Pferd. Selbst Liebesromane sind voller gewalttätiger Bilder wie dem, dass » der Frau die Kleider vom Leib gerissen werden« und » sie aufs Bett geworfen wird«. Wie zuvor erwähnt, geht es beim Sex hauptsächlich um Kontrolle und Unterwerfung – denn schließlich dringen Penis, Finger oder Zunge in Vagina, Mund oder Anus ein –, daher ist » Gewalt« immer ein Teil der Gleichung. Doch auf einer tieferen Ebene sind Menschen aggressive Wesen, und solche gesellschaftlich inakzeptablen Gefühle müssen irgendwie rausgelassen werden.
Sigmund Freud (1856–1939) war der Ansicht, dass unsere Sexfantasien der Erfüllung unserer
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