Machen Sie das Beste aus Ihrem Kopf
Nervengewebes, die an der Gestaltung, dem Aufbau und dem Umbau der neuronalen Architektur des Gehirns großen Anteil haben. Das neuronale Netz kann sich schneller ausweiten. Der Mensch kann im wahrsten Sinne des Wortes »schneller schalten«. 6
Nicht zuletzt führt Bewegung zur vermehrten Ausschüttung von denjenigen Botenstoffen, die zur Stimmungsaufhellung beitragen. Das immer wieder beschriebene sogenannte »Runner’s High« ist Ausdruck der verstärkten Produktion dieser Glückshormone. Gemeint ist das beglückende Gefühl von Leichtigkeit, das sich beim gleichmäßigen, ruhigen und langen Laufen einstellt. Jeder, der regelmäßig Ausdauersport in freier Natur betreibt, weiß um diese nicht nur körperlichen, sondern auch mentalen Wohlfühlerlebnisse. Längst ist Bewegung deshalb auch fester Therapiebestandteil bei der Behandlung von psychischen Erkrankungen geworden.
Neueste Erkenntnisse deuten darauf hin, dass sich das Risiko, an Demenz oder Alzheimer zu erkranken, durch Bewegung um 50 Prozent verringert. 7
Bereits durch eine 20-minütige Bewegungseinheit täglich (zum Beispiel Walken, spazieren gehen) können wir das Risiko für einen Schlaganfall, eine der häufigsten Ursachen für geistige Beeinträchtigungen, um knapp 60 Prozent reduzieren. 8
In Bewegung fällt das Denken leichter, die Gedächtnisleistung wächst, das Konzentrationsvermögen steigt, hältlänger an und die Fähigkeit zu Innovation und Kreativität nimmt zu. Wir können neue Fragestellungen und Probleme besser durchdenken und leichter Lösungen dafür finden. In einer Zeit, in der geistige Fähigkeiten zu den wichtigsten Ressourcen auf den Arbeitsmärkten zählen, gewinnen genau diese Kompetenzen an Bedeutung. Nur wer geistig fit ist, wird bis ins höhere Alter den Anforderungen des Arbeitslebens standhalten und seine Existenz sichern können. Auch ein Grund, sich zu bewegen.
Bewegung ist komplex und hat neben den körperlichen Effekten immer auch eine geistige Trainingskomponente. Wahrnehmung, Koordination, strategische Planung, Problemlösefähigkeit, räumliche Orientierung und Reaktionsschnelligkeit sind Aspekte, die je nach Bewegungsart unterschiedlich stark auch geistig beanspruchen und trainieren. Sich mit den Regeln einer Sportart und mit seinen sportlichen Mitstreitern auseinanderzusetzen fördert ganz nebenbei auch die soziale Kompetenz.
Wie viel und welche Art von Bewegung brauchen Körper und Geist? Bewegung, wie sie unser Gehirn mag, ist nicht leistungs- oder wettkampforientiert. Nicht neue Rekorde, Siege bei Meisterschaften oder die erfolgreiche Bewältigung eines Marathons oder gar Triathlons sind erforderlich, um unsere grauen Zellen zu stimulieren. Quälerei und Selbstüberwindung sind nicht nötig. Ganz im Gegenteil. Wenige, dafür aber regelmäßig durchgeführte Trainingseinheiten wirken bereits positiv auf die geistige Leistung. Schon ein zügiger Spaziergang erhöht die Durchblutung des Gehirns um bis zu 14 Prozent. Mehr körperliche Belastung lässt die Hirndurchblutung nur noch unwesentlich steigen. Leichtes körperliches Training reicht also aus, um geistig beweglich zu bleiben. 9 Versuchspersonen, die auf einem Fahrradergometer unter moderater Belastunggleichzeitig Denksportaufgaben an einem Computer lösen mussten, konnten die Aufgaben erfolgreicher als ohne begleitendes Training bewältigen. Die Kapazität des Kurzzeitgedächtnisses stieg im Vergleich zum Ruhezustand um 20 Prozent. 10
Unmittelbare geistige Leistungsverbesserungen können bereits bei leichten Bewegungen während der geistigen Arbeit verzeichnet werden. Es lohnt sich deshalb, nach kreativen Ansätzen der Bewegungsförderung im Alltag, am Arbeitsplatz und in der Schule zu suchen.
Was spricht dagegen, bei einem Spaziergang den Fortgang eines Projektes zu besprechen? Vielleicht ergeben sich sogar viel leichter und schneller entscheidende Ideen und Lösungen für offene Fragen und ungeklärte Probleme.
Wie oft können wir anstelle einer sitzend verfassten Mail den direkten Kontakt mit einem Kollegen suchen? Wir müssen nur aufstehen und ein paar Schritte laufen, um ihn an seinem Arbeitsplatz aufzusuchen. Auch das ist schon gehirnfreundliche Bewegung.
Was halten Sie von Arbeitsplätzen mit Stehpulten und Laufbändern? Mit ein wenig Übung können wir auf dem Laufband in leichtem Spaziertempo gehen und gleichzeitig Arbeiten am Computer oder auf dem Papier erledigen. Gehen ist ein automatisierter Vorgang, über den wir nicht nachdenken
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