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Machos weinen nicht

Machos weinen nicht

Titel: Machos weinen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
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spielen. Die Freundin sagte, ihr sei es egal. Der Kollege, der nicht an einen Erfolg glaubte, holte noch mehr Alkohol und erzählte eine langweilige, verworrene Geschichte darüber, wie er einmal nach Jerusalem gefahren war, keinen Alkohol am Sabbat bekommen konnte und gezwungen gewesen war, bei den Arabern Haschisch zu kaufen.
    Nachdem der junge Mann seine Unterhose ausgezogen hatte, sagte sie, er sei schweinisch fett geworden. Alle zogen in das riesige Bett der Freundin um. Er hatte damals tatsächlich ziemlich zugenommen. Wahrscheinlich vom Bier. Der Kollege und die Freundin machten es sich auf der Außenseite bequem, und sie legten sich gemeinsam an die Wand. Das Mädchen stieß seine Hände zurück und sagte, das sei eine Schweinerei und ekelhaft. »Was quatschst du? Mach schon!«, zischte er. Das walrossartige Schnaufen seines Kollegen begann den jungen Mann rasend zu machen. Er redete lange auf sie ein, vielleicht eine ganze Stunde. Wie viel konnte man ertragen? Er zog sich an, schlug die Tür zu und ging.
    Die Freundin wohnte direkt am Finnischen Bahnhof. Er ging bis zu dem riesigen Lenin-Denkmal und blieb stehen. Auf den verschneiten Bänken schliefen Penner. Da begriff der junge Mann plötzlich, dass er – gegangen war. Und der Kollege – war geblieben. Und sie – war auch geblieben ... Beide waren sie geblieben ... Er wusste, dass der Kollege schon einmal versucht hatte, ihr an die Wäsche zu gehen. Das Mädchen hatte ihm selbst lachend davon erzählt.
    »Scheiße! Scheiße! Scheiße!! Scheiße!!!« Es war völlig logisch. Er stürzte fast im Galopp zurück. Sie öffnete die Tür und lächelte. Über die Türschwelle gebeugt, schlug er sie heftig ins Gesicht, ohne Rücksicht darauf, dass sie ein Mädchen war. Sie stürzte. Die Diele war klein, mit einer gelben Tapete beklebt. Der Kollege kam herausgerannt, riss den jungen Mann zurück, zog sich schnell an und führte ihn auf die Straße.
    Die Wut nahm ihm fast den Atem, aber auf den Kollegen war er überhaupt nicht böse. Sie tranken Bier und warteten darauf, dass die Metro öffnete. Der Kollege klagte, dass er sich für das, was heute geschehen sei, vor seiner Frau schäme. Am beleuchteten Bahnhof fuhren langsam und traurig die Wagen der Miliz vorbei. Aus einer Schawerma-Bude tönte orientalische Musik. Dann fuhr der Kollege weg. Eine Zeit lang saß der junge Mann auf einer Bank und stieß laut auf. Dann wollte er zurück, aber die Tür wurde ihm nicht aufgemacht.
    Gleich am nächsten Morgen tauchte sein Freund Stassik bei ihm auf. Der junge Mann hatte nicht ausgeschlafen und stand auf, noch ganz unter den Eindrücken von gestern. Stassik fragte ihn, ob er wisse, dass heute in den »Hollywooder Nächten« eine Pressekonferenz von Scooter, den Pop-Idolen und Disco-Stars, sei. Falls Sie sich nicht auskennen, will ich es Ihnen erklären. Kein normaler Journalist geht von Berufs wegen auf eine Pressekonferenz. Wer für eine Zeitung arbeitet, strebt nach einer Exklusivstory, und auf einer Pressekonferenz werden die Informationen an sämtliche Journalisten gleichermaßen gegeben. Daher gehen zu diesen pressuchi in den Clubs hauptsächlich picklige Mädchen von Zeitungen mit unverständlichen Namen.
    Als sie eintrafen, war das Publikum vollzählig versammelt, aber die Organisatorin der Pressekonferenz sagte, das Pop-Idol sei leider aufgehalten worden. Er verließ die »Nächte«, überquerte den Newski und stieg auf die Galerie des Gostiny Dwor. Der Fußboden in der Galerie war aus Stein und uneben. Die Beine der Plastikstühle rutschten weg, sie waren zu weich. Ein mit dem jungen Mann bekannter Drogendealer, der das halbe Land bereist hatte, versicherte, dass es eine solche Kultur des Biertrinkens wie in Petersburg nirgends sonst gebe. Wenn man einen jungen Petersburger »auf ein Gespräch« bitte, dann wüsste der immer, dass ein paar Glas Bier unbedingt dazugehören.
    Geld war nach gestern keins mehr da. Die Kollegen luden ihn erst ein, dann liehen sie ihm etwas Geld, weil sie fanden, dass es so einfacher sei. Er goss den Plastikbecher nicht ganz voll, sondern nur etwa zwei Drittel hoch. Weiter stieg das Bier ganz von selbst, versuchte herauszuquellen wie ein raubgieriges Hollywooder Protoplasma. Zum Bier kaufte er chinesische Erdnüsse. Die Hälfte des Vergnügens beim Biertrinken sind die Knabbereien. Schimmlige Pistazien, Chips mit Käse, manchmal Stinte. Ohne diese Beilagen gluckern einem schon bei der fünften, sechsten Flasche die Getränke bis über

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